Möchten wir das (Energie)-Jahr 2017 in Revue passieren lassen, so kommen uns vor allem die Ausschreibungen für Anlagen erneuerbarer Energien, aber auch für KWK-Anlagen in den Sinn. Außerdem ist die Blockchain gekommen, um zu bleiben. Bei den drängenden Fragen wie Regierungsbildung, Kohleausstieg und CO2-Mindestpreis bleibt vieles unbeantwortet. Lesen Sie hier unseren Jahresreview 2017 für die Energiewirtschaft.

Im Jahr 2016 hat der Gesetzgeber das EEG novelliert. Seit Januar 2017 ist es für Projektierer von Anlagen erneuerbarer Energien mit einer Leistung von 750 kW (150 kW für Biomasseanlagen) verpflichtend, an Ausschreibungen teilzunehmen. Damit wird die Marktprämie wettbewerblich ermittelt. Über den beachtlichen Rückgang der Zuschlagswerte für diese Anlagen haben wir schon eingehend hier, hier und hier berichtet.

Klar ist, dass viele der Marktbeobachter derart niedrige Gebote nicht erwartet haben. Bei den Ausschreibungen zur Onshore Windenergie lag dies auch am Ausschreibungsdesign und der damit verbundenen Besserstellung von „Bürgerenergiegesellschaften“. 2017 geht als Rekordjahr in die Geschichte ein, was die Installation von neuen Windkraftanlagen anbelangt: Sechs Gigawatt an Onshore Windleistung in Deutschland sind dazugekommen. Dennoch gehen wir von einem starken Rückgang des Ausbaus ab dem Jahr 2019 aus. Gleichzeitig waren die 0 Ct/kWh Gebote bei der offshore-Windenergie klare Indikatoren dafür, dass die Bieter sowohl von sinkenden Kosten für die Turbinen, als auch von steigenden Strompreisen in den Betriebsjahren, also den 2020er und 2030er Jahren ausgehen.

Ausschreibungen über Ausschreibungen

Diese geänderten Modalitäten hin zum Ausschreibungsmodus haben das Ziel erreicht, die Kosten zu senken. Das gilt sowohl für Anlagen erneuerbare Energien als auch für KWK-Anlagen (4 Ct/kWh). Ob das derzeitige Ausschreibungsdesign auch als die Zubaumengen steuern wird, kann erst nach (Nicht-)Bau der betreffenden Anlagen festgestellt werden. Für nächstes Jahr wird es interessant, wie und ob sich die geänderten Ausschreibungsregeln für Onshore Windenergie auswirken. Die gemeinsamen Ausschreibungen für Onshore Windenergie und Solarenergie am 1. April und 1. November 2018 sind sicherlich auch ein Indikator dafür, inwiefern technologieneutrale Ausschreibungen verstärkt eingesetzt werden können. Abbildung 1 zeigt die Ausschreibungstermine für 2018.

Ausschreibungstermine für erneuerbare Energie- und KWK-Anlagen im Jahr 2018

Tabelle 1: Ausschreibungstermine für Anlagen für erneuerbare Energien und KWK-Anlagen im Jahr 2018, Quelle: Energy Brainpool

Blockchain vom Hype zur Anwendung

Die Blockchain-Technologie in der Energiewirtschaft ist gekommen, um zu bleiben. So viel steht nach dem Hype im Jahr 2016 und den ersten Anwendungen in diesem Jahr fest. Gegen Mitte und Ende 2017 gaben eine Reihe von Unternehmen bekannt, dass sie Blockchain-basierte Produkte aufgesetzt haben und die neue Technologie verwenden. Die Diversität der Blockchain-Anwendungen reicht von Redispatchmaßnahmen durch Schwarmbatteriespeicher (TenneT und Sonnen), zu Peer-to-Peer-Handelsplätzen für Prosumer (Conjoule, Allgäuer Überlandwerke, Stadtwerke Wuppertal) bis hin zur Bildung einer Blockchain speziell für die Energiewirtschaft (Energy Web Foundation).

Mittlerweile bieten große Technologieunternehmen wie Microsoft oder IBM Blockchain an. Damit ist es möglich, Blockchain-Anwendungen im Baukastensystem zusammenzustellen. Dies vereinfacht die Handhabung, die Herangehensweise als auch den Umgang mit Risiken, wenn die Blockchain neu eingeführt wird. Dass vor allem der Bereich Behind-the-Meter die meisten Anwendungen für die Blockchain hervorgebracht hat, ist wenig verwunderlich. Dennoch findet sich die Blockchain auch in den klassischen Bereichen der Wertschöpfungskette, wie hier anschaulich zu sehen ist.

Wir sind gespannt, was die Blockchain-Technologie im nächsten Jahr bringt. Unserer Meinung nach wird es vor allem darum gehen, Geschäftsmodelle zu finden. Denn: Wir haben die Lösung (Blockchain), aber wo genau liegt das Problem?

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In Berlin nichts Neues

Die Ergebnisse der Bundestagswahl im September 2017 haben der Energiebranche nach vielen Jahren GroKo endlich Abwechslung versprochen. So sicherten die zu Beginn willigen Koalitionäre Union, FDP und Grüne mit einer Jamaika-Koalition ganz neue Perspektiven im Bund zu. Endlich frischer Wind für die Energiewende, die Sektorkopplung und Klimaziele – so haben auch wir neben vielen anderen Akteuren es erwartet.

Es kam doch alles anders. Nach dem Ausklinken der FDP aus den Verhandlungen ist vorerst auch die sogar von der Union unterstützte Abschaltung von sieben Gigawatt an Kohlekraftwerksleistung vom Tisch. Notwendig wäre ein solcher Schnitt allemal, um die deutschen Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Die Treibhausgasemission kann aber natürlich auch mit der der Einführung einer wie auch immer gearteten Bepreisung von CO2 erfolgen. Die Energiewirtschaft hat die Thematik der Sektorkopplung auch immer wieder aufgegriffen. Besonders aus der Gasbranche wurde der Ruf nach einer Abkehr von einer kompletten Elektrifizierung lauter. So haben einige Marktteilnehmer diverse Studien zur Sektorkopplung präsentiert, die vor allem das Gasnetz als Speicher ansehen.

Wie hoch ein effektiver CO2-Preis sein muss, hat auch die EU beschäftigt. Sie reformiert derzeit die Regeln für die neue Periode des europäischen Emissionshandelssystems. Hierzu soll ab 2021 die Ausgabe von neuen Emissionszertifikaten stärker reduziert werden. Darüber hinaus sollen auch überschüssige Zertifikate durch die Marktstabilitätsreserve aus dem Markt genommen werden und höhere Preise anreizen (Quelle: European Commission). Der finale Beschluss der neuen Regeln wird im Februar 2018 durch Parlament und Rat beschlossen werden.

Trendwende bei den Strompreisen?

Im Jahr 2017 sind die Strompreise am langen Ende das erste Mal seit Jahren wieder stark angestiegen. Nachdem niedrigere Preise von etwa 30 EUR/MWh noch bis August 2017 vorherrschten, ging es bis Jahresende steil nach oben. Preise von über 40 EUR/MWh für die Grundlastlieferung von Strom in den kommenden 5 Jahren sind nicht mehr abwegig, wie die entsprechenden EEX Future-Kontrakte zeigen. Abbildung 2 zeigt die Preisentwicklung für die Lieferung von Grundlast 2018 für Deutschland/Österreich von Anfang 2017 bis Mitte Dezember 2017. Wieso die Preise ab August stark anstiegen, lesen sie hier.

Preisverlauf für Frontjahrlieferung Base (DE/AT) in 2017 (Candelsticks). (Quelle: Montel)

Abbildung 1: Preisverlauf für Frontjahrlieferung Base (DE/AT) in 2017 (Candelsticks). (Quelle: Montel)

Auf der Kurzfristseite, dem Spotmarkt, ging es volatil zu. Mehr als 100 Stunden mit negativen Strompreisen sind alleine schon bis Ende Oktober 2017 aufgetreten. Und Weihnachten kann, wie auch in den letzten beiden Jahren, für weitere Überraschungen sorgen.

Abbildung 2 stellt die Tagesdurchschnittspreise für Deutschland/Österreich von Anfang Januar bis Mitte Dezember 2017 im Base (grau) und Peak (orange) an der EPEX Spot dar. Auffallend sind die Preisspitzen in den Herbst- und Wintermonaten, mit wenig Solarerzeugung, kaltem Wetter und teilweise geringer Windeinspeisung. Die Zeiträume und Auswirkungen einer Dunkelflaute bei hoher Stromnachfrage, aber geringer erneuerbarer Erzeugung haben wir in diesem Jahr auch analysiert.

Preise für DE/AT am Day-Ahead-Markt der EPEX Spot für 2017 (Base in grau, Peak in orange). Quelle: Epex Spot

Abbildung 2: Preise für DE/AT am Day-Ahead-Markt der EPEX Spot für 2017 (Base in grau, Peak in orange). Quelle: Epex Spot

Der Energiemarkt bleibt im Wandel und wir freuen uns, Sie auch im nächsten Jahr wieder auf unserem Blog zu begrüßen. Mit spannenden Analysen und Hintergrundinformationen wollen wir Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen. Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2018!