Mit Zuschlagswerten von unter 4 ct/kWh hat die dritte Ausschreibungsrunde für Windenergie für keine großen Überraschungen gesorgt. Trotzdem hat die Bundesnetzagentur in den Ausschreibungsprozess eingegriffen. Warum das so ist, erfahren Sie im Beitrag. Die Anwendungen von Blockchain in der Energiewirtschaft werden vielfältiger, während sich die Preise am langen Ende wieder beruhigt haben. Lesen Sie hier alles über die Hintergründe der Entwicklungen im Energiemarkt im November 2017.
Die geringen Zuschlagswerte in der Ausschreibung für Onshore-Windkraftanlagen von Anfang November 2017 waren keine große Überraschung. Projekte von Bürgerenergiegesellschaften waren immer noch von der Vorlage einer Genehmigung im Rahmen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImschG) ausgenommen. Der durchschnittliche mengengewichtete Zuschlagswert erreichte mit 3,82 ct/kWh dennoch einen neuen Tiefstwert für Deutschland. Der Wert sank um fast 2 ct/kWh seit der ersten Ausschreibung im Mai 2017. Wieder waren „Bürgerenergiegesellschaften“ professioneller Projektentwickler erfolgreich mit 98 Prozent der bezuschlagten Projekte. Wobei die Ausschreibung etwa 2,5-mal überzeichnet war. Lesen Sie hier auch die Analyse, wie sich die bezuschlagten Projekte womöglich über steigende Strompreise refinanzieren könnten.
Nach Windausschreibung im November 2017: Bundesnetzagentur greift in Regeln ein
Der Höchstgebotswert für die Ausschreibungen im Jahr 2018 ergibt sich aus dem um acht Prozent erhöhten Durchschnitt der Gebotswerte des jeweils höchsten noch bezuschlagten Gebots der letzten drei Gebotstermine. Dies würde mit den Zuschlägen in 2017 einem Höchstgebotswert von nur 5 ct/kWh entsprechen. Im Zuge dessen hat sich die Bundesnetzagentur zum Eingreifen genötigt gesehen. Die für die Ausschreibungen zuständige Behörde hat nach § 85a Absatz 1 EEG einen neuen Höchstwert von 6,3 ct/kWh festgelegt. Die ausführliche Begründung der Bundesnetzagentur für diesen Schritt finden Sie hier. Eine grafische Abbildung der Ausschreibungsergebnisse ist in Abbildung 1 zu finden.
Blockchain-Projekte werden vielfältiger
Neben den Allgäuer Überlandwerken, die schon Ende Oktober 2017 einen Nachbarschaftshandel auf Blockchain-Basis aufgesetzt haben, erforschen auch die Stadtwerke Wuppertal in Zusammenarbeit mit der Schweizer Axpo einen Blockchain-Handelsplatz für Ökostrom. „Das Konzept hat die Kraft, den Stromvertrieb zu revolutionieren“, ist sich Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Wuppertal sicher. Auf dem Marktplatz „Tal.Markt“ können sich Kunden ihren Strom bei lokalen Ökostromanbietern einkaufen und ihren Strommix selbst zusammenstellen. Die Kooperationspartner sehen großes Potenzial für solche Marktplätze mit dem Auslaufen der EEG-Vergütungsförderung für erneuerbare Stromerzeuger ab dem 21. Betriebsjahr (ab 2021). Etwa 80.000 Euro wurden bisher in das Projekt investiert, welches mit einer privaten Blockchain von der Axpo auch skalierbar sei (Quelle: Bizz Energy).
In mehreren Pilotprojekten zum Peer-to-Peer-Großhandel testen auch österreichische Versorger die Blockchain-Technologie. So laufen bei Verbund, Salzburg AG und Wien Energie einige Blockchain-Projekte. Die Energieversorger stehen vor einer massiven Veränderung ihrer Geschäftsmodelle. „Die Energiezukunft ist dezentral und sie ist digital“, sagt Salzburg-AG-Chef Leonhard Schitter zu diesen Engagements.
Ähnlich sieht dies auch Rüdiger Winkler vom Bundesverband Energiemarkt & Kommunikation. Er hat eine Brancheninitiative zum Einsatz der Blockchain ins Leben gerufen. „Blockchain ist die Technologie, die in den nächsten Jahrzehnten auch im Energiemarkt die stärkste Wirkung entfalten wird. Unserer Erwartung nach wird sie sich relativ schnell verbreiten.“, teilte Winkler in einem Interview mit Energate mit.
Konsolidierung in der Direktvermarktung
Nachdem EnBW das Portfolio des Direktvermarkters Grundgrün im Februar 2016 übernommen hat, führt die Insolvenz der Clean Energy Sourcing (Clens) möglicherweise zu weiterer Konsolidierung in der Direktvermarktung. Die Insolvenz von Clens wurde allerdings von der Muttergesellschaft Innowatio-Gruppe ausgelöst. Nach Aussagen von Clens läge es nicht am operativen Geschäft der Direktvermarktungstochter an sich. Deshalb setzt Clens laut eigenen Angaben auch die Belieferung an Stromkunden fort, ebenso wie die Dienstleistungen im Bereich Flexibilität und Direktvermarktung. Das Unternehmen gehörte zu den ersten Direktvermarktern in Deutschland und vermarktete im Sommer 2017 noch ein Portfolio von circa 2600 MW. Ausstehende Direktvermarktungserlöse wurden indes zunächst nicht gezahlt, da der Insolvenzverwalter diese als „Altverbindlichkeiten“ ansieht (Quelle: Behrens Rechtsanwälte).
Strompreisrally normalisiert sich
Bis Ende Oktober 2017 stiegen die Strompreise für langfristige Lieferungen stark an. So gingen die Preise nach oben für die Lieferung von Grundlast im Jahr 2018 an der EEX, von Juli bis Oktober 2017 um 5 bis 6 EUR/MWh oder 15 bis 20 Prozent. Im November 2017 wurde dieser Trend allerdings erstmalig wieder durchbrochen. Eine tiefer gehende Analyse der Preisentwicklung finden Sie hier. Die Strompreise stiegen zu Beginn des Monats zwar auf Werte bis zu 37,5 EUR/MWh, sanken dann aber mit fallenden Kohlepreisen gegen Mitte November 2017 auf 36 EUR/MWh. Abbildung 2 stellt die Preisentwicklung für Grundlastlieferung im Jahr 2018 für Oktober und November 2017 dar. Die starke Korrelation der Strompreise mit den Kohlepreisen ist ersichtlich.
Für den Preisverfall von 38 EUR/MWh (Anfang November) auf 35,5 EUR/MWh (Ende November) für das Lieferjahr 2020 ist vor allem das Scheitern der Koalitionsverhandlungen zwischen Union, FDP und den Grünen verantwortlich. Die Pläne zum Kohleausstieg stehen damit vorerst vor dem Aus.
Am Spotmarkt wechselten sich windschwache und windstarke Tage ab, wie die Abbildung 3 zeigt. Die resultierenden Strompreise in den Day-Ahead-Auktionen sind dort ebenfalls aufgetragen . Sie stiegen mit der Windflaute für den 29. November 2019 mit 71,5 EUR/MWh im Baseload auf ein 10-Monatshoch. Die teuerste Stunde fiel auf 18 Uhr und erreichte knapp 118,5 EUR/MWh. Dies hängt vor allem mit der Kopplung mit Frankreich zusammen und dem hohen Verbrauch des deutschen Nachbarn zu diesem Zeitpunkt.