Nachdem sich die Aussicht für die europäische Gas-Versorgungssicherheit im Mai deutlich verbesserte, sind die aktuellen Entwicklungen besorgniserregend. Erst wird bekannt, dass sich die US-amerikanische LNG Export Kapazität auf absehbare Zeit eingeschränkt ist, dann kürzt Russland die Liefermengen über die wichtige Pipeline Nord Stream 1 deutlich.
Die Energiemärkte bleiben im Mai 2022 infolge des Russland-Ukraine-Krieges in Aufruhr und die Preise auf den Kurzfrist- und Terminmärkten schwanken durch die neuen Entwicklungen. Mit dem REPower-Paket skizziert die EU einen Weg zur Unabhängigkeit von russischen fossilen Energieträgern hin zum beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energieträger. Die Ergebnisse der Ausschreibungen für Solaranlagen des zweiten Segments und der Innovationsausschreibung wurden bekannt gegeben.
Gerne hätten wir diesen Beitrag mit den Worten begonnen, dass wir seit dem 24. Februar 2022 einen drastischen Rückgang der Gasnachfrage im deutschen Marktgebiet THE feststellen. Gerne deswegen, weil die Abhängigkeit der Energieversorgung von Erdgas-Importen aus Russland sich wahrscheinlich erst nach mehreren Wintern über andere Bezugsquellen auflösen lässt.
Nach dem Vergleich des deutschen und des französischen Energiesystems blicken wir nun auf die Nummer drei und vier in der EU: Italien und Spanien. Beide Länder haben einen Kraftwerkspark und eine Stromerzeugung in ähnlicher Größenordnung. Allerdings basiert die italienische Stromerzeugung auf Erdgas, während Spanien größere Anteile seines Stroms aus Windkraft und auch Kernkraft erzeugt.
Die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren, ist das Gebot der Stunde. Dabei werden LNG-Terminals für flüssiges Erdgas auch bald in Deutschland eine wichtige Rolle spielen. Die Idee, Importterminals für Flüssigerdgas (Liquified Natural Gas: LNG) an der deutschen Küste zu bauen, ist schon einige Jahre alt. Allerdings war die politische Unterstützung für den Bau der geplanten Anlagen in Brunsbüttel, Wilhelmshaven und Stade begrenzt. Auch die Investitionsentscheidungen der wirtschaftlichen Akteure zogen sich lange hin, wurden auf Eis gelegt oder die Planungen verliefen nur sehr langsam.
Aufgrund der anhaltenden Kriegssituation zwischen Russland und der Ukraine ist keine Entspannung am Energiemarkt zu beobachten. Europa verhängt neue Sanktionen gegen Russland und sucht nach alternativen Lieferanten für Gas und Kohle. Die Bundesregierung hat ein neues Maßnahmenpaket mit Unterstützungshilfen für energieintensive Unternehmen vorgelegt.
Der Russland-Ukraine-Krieg beeinflusst den Energiemarkt nachhaltig. Während die Preise auf den Kurzfrist- und Terminmärkten in die Höhe schießen, versucht die Politik dem entgegenzuwirken. Mit einem Entlastungspaket soll der Endverbraucher weniger belastet werden und der Notfallplan soll die Gasversorgung sicherstellen. Im EEG-„Osterpaket“ hat die Regierung höhere Ausschreibungsvolumina für erneuerbare Energien festgehalten.
Die Energiesysteme der zwei größten EU-Länder unterscheiden sich stark. Insbesondere der Vergleich der Stromsektoren zeigt die Gegensätze. Die Stromerzeugung in Frankreich wird mit knapp 70 Prozent von Kernkraft dominiert, während der deutsche Strommix zu einem Drittel auf Kohle und Erdgas als fossile Energieträger beruht. Folgen Sie uns in diesem Artikel auf der Suche nach den Differenzen der beiden Energiesysteme.
Schon bei der Betrachtung des Primärenergieverbrauchs der beiden Länder werden die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland deutlich. Frankreichs Primärenergieverbrauch lag mit etwa 10000 PJ viele Jahre rund ein Drittel unter dem von Deutschland. Neben der höheren Wirtschaftsleistung spielten dabei allerdings auch die hohen Anteile der Kohleverstromung in Deutschland eine wichtige Rolle.