Die PV-Ausschreibung im Oktober 2017 brachte Zuschläge unter 5 Cent/kWh, während gleichzeitig die EEG-Umlage für 2018 gegenüber der diesjährigen sinkt. Die Diskussion um die Sektorkopplung nimmt weiter an Fahrt auf, auch wenn sich bei Jamaika und der Energiepolitik noch keine klaren Linien ergeben. Sowohl auf der positiven als auch auf der negativen Skala erreichten die Spotmarktpreise im Oktober 2017 rekordverdächtige Werte.
Für den Gebotstermin vom 1. Oktober 2017 wurden 200 MW an PV-Leistung ausgeschrieben. Insgesamt nahmen über 750 MW an dem Ausschreibungstermin teil. Diese hohe Überzeichnung könnte ihren Anteil an den geringen Zuschlagswerten gehabt haben. Die Gebotswerte der bezuschlagten Projekte schwankten zwischen 4,29 cent/kWh an der unteren und 5,06 cent/kWh an der oberen Grenze. Der durchschnittliche, mengengewichtete Zuschlagswert lag bei nunmehr 4,91 cent/kWh. Der Wert ist gegenüber der Ausschreibung vom Juni 2017 um mehr als 0,7 cent/kWh gefallen. Die meisten Zuschläge gingen nach Bayern und drei der Gebote haben einen Umfang von mehr als 20 MW (Quelle: Bundesnetzagentur). Abbildung 1 stellt die mittleren Zuschlagswerte aller PV-Ausschreibungen seit April 2015 dar (grenzüberschreitende Ausschreibung Deutschland-Dänemark in rot). Alleine seit Ende 2016 haben sich die Werte um 2 Cent/kWh reduziert.
Ähnlich positiv könnte die Senkung der EEG-Umlage für das Jahr 2018 auf 6,792 Cent/kWh oder 1,3 Prozent im Vergleich zu 6,88 Cent/kWh in 2017 aufgenommen werden. Die neue EEG-Umlage wurde Mitte Oktober von den Übertragungsnetzbetreibern veröffentlicht. Die Gründe für den Rückgang lassen sich vor allem festmachen am hohen Stand des EEG-Umlagekontos und den gestiegenen Börsenstrompreisen am kurzfristigen Spotmarkt (Quelle: Bundesnetzagentur). Auch wenn es für die EEG-Umlage im Jahr 2018 keinen Anstieg gibt, so fordern die energiewirtschaftlichen Verbände eine grundlegende Reform des Steuer- und Umlagesystems. Damit sollen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Erstens soll der Verbraucher entlastet werden, während gleichzeitig Strom in den Sektoren Wärme und Verkehr wettbewerbsfähiger werden soll.
Es ist nicht verwunderlich, dass beinahe alle Interessensvertreter das Thema Sektorkopplung weiter auf die Agenda bringen. Der VKU plädiert für Investitionen in Netze, flexible Komponenten und Speicher, sowie Änderungen in Umlagen- und Entgeltsystem, damit Strom in den anderen Sektoren wirtschaftlich nutzbar wird (Quelle: Energate). Der BEE sieht einen Erfolg der Sektorkopplung nur bei einen Abgabenreform, die vor allem auch die Bepreisung von CO2 stärker in den Vordergrund rücken sollte. „Eine Korrektur des Marktdesigns könne etwa in Form einer nationalen CO2-Steuer erfolgen. Damit für Verbraucher keine Mehrkosten entstehen, sollte im Gegenzug die Stromsteuer gestrichen werden“, so BEE-Geschäftsführer Röttgen (Quelle: Energate). Für die Sektorkopplung spricht sich auch die Deutsche Energieagentur (Dena) in der Leitstudie „Integrierte Energiewende“ aus (Quelle: Dena). Gleichwohl sieht sie, ähnlich wie auch Open Grid Europe (Quelle: Energate), die Gaswirtschaft, und insbesondere das Gasnetz, als wertvolle Infrastruktur für einen preiswerten und sicheren Technologiemix bei gleichzeitig 80-prozentiger Dekarbonisierung.
Mehr zum Thema Sektorkopplung erfahren Sie in unserem Seminar „Sektorkopplung – Chance und Herausforderung“ am 28. November 2017 in Berlin.
Das Drängen nach Veränderung seitens der Interessenvertreter und Industrie, rührt natürlich auch von den derzeitigen Koalitionsgesprächen zwischen CDU/CSU, FDP und den Grünen. So wird die zukünftige Jamaika-Koalition schon einmal eingestimmt auf die Änderungswünsche der Branche. Fest steht, dass die Energiepolitik in der neuen Regierung einer der Knackpunkt für deren Erfolg wird. Die ersten Gespräche zur Energiepolitik, mit Streitpunkten beim Kohleausstieg und nationalem CO2-Preis vom 26. Oktober 2017 wurden dementsprechend auch wieder vertagt. Lesen Sie hierzu unsere „fünf Thesen zum Energiemarkt unter ‘Jamaika’“.
Das lange Ende der Strompreise bewegte sich grundlegend mit den Kohlepreisen. Auch die Überlegungen zum CO2-Mindestpreis, etwaigen Kohleausstiegspläne und die Lage der französischen Kernkraft sorgten für Unsicherheit. Wie Abbildung 2 zeigt, bewegten sich die Preise für die Grundlastlieferung 2018 fast im Gleichschritt mit den Kohlepreisen der gleichen Lieferperiode (orange Linie). Das lange Ende der Kurve stieg somit von 34,75 EUR/MWh Anfang Oktober auf 37 EUR/MWh gegen Ende Oktober 2017.
Am Spotmarkt war vor allem der Wind der bestimmende Faktor. Die Herbststürme Xavier und Herwart am Anfang und Ende des Oktobers 2017 führten zu Windeinspeisungen von knapp 40 GW in der Spitze. Dementsprechend waren auch die Spotmarktpreise im Oktober 2017 sehr volatil. Abbildung 3 stellt die Einspeisung aus verschiedenen Energieträgern sowie die Spotmarktpreise dar. Nach niedrigen Preisen zu Beginn des Oktobers, wurde am 18. Oktober ein durchschnittlicher Spotmarktpreis von über 52 EUR/MWh erreicht. An den letzten Tagen des Oktobers trat dann ein wahrer Preissturz ein. Der Spotmarktpreis sank am Sonntag den 29.10 auf -52,11 EUR/MWh. Zuletzt lag der Day-Ahead-Strompreis im Dezember 2012 tiefer. Aber auch der Samstag lag mit -9,30 EUR/MWh insgesamt im negativen Bereich (Quelle: Montel). Eine genauere Analyse zur Situation der Strompreise und der Erzeugung am letzten Oktoberwochenende finden Sie hier.
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