Ex-Post-Analyse Oktober 2017: Der stürmische Oktober führt zu einer Rekord-Windeinspeisung. Im Vergleich zum Vormonat verdoppelte sich die Windeinspeisung von Onshore- und Offshore-Anlagen. Die Baseloadpreise fallen, auch bedingt durch die hohe Erzeugung fluktuierender erneuerbarer Energien (feE).

Entwicklung der Vermarktungswerte im Jahr 2017

Die Vermarktungswerte geben den gewichteten, durchschnittlichen Erlös der feE am Day-Ahead-Markt an. Im White Paper „Bewertung von Erlösen aus fluktuierender Erzeugung“ wird die Kenngröße des Vermarktungswertes ausführlich definiert.

Vermarktungswerte für Wind-Onshore, Wind-Offshore und Solar in EUR/MWh. Quelle: Energy Brainpool, EPEX SPOT, ENTSO-E Transparency

Abbildung 1: Vermarktungswerte für Wind-Onshore, Wind-Offshore und Solar in EUR/MWh. Quelle: Energy Brainpool, EPEX SPOT, ENTSO-E Transparency

Die Vermarktungswerte sanken im Oktober 2017 leicht im Vergleich zum Vormonat. Solar- und Offshore-Windenergieanlagen konnten durchschnittlich an der Börse rund 2 EUR/MWh weniger erwirtschaften als im September. Die durchschnittlichen börslichen Erlöse von Onshore-Windenergieanlagen verringerten sich lediglich um rund 1 EUR/MWh. Insgesamt wurde im Oktober zu 39 Stunden mit negativen Strompreisen eingespeist. Dies betraf etwa zehn Prozent der Erzeugung von Onshore-Anlagen. Offshore- und Solar-Anlagen waren davon weniger stark betroffen, mit rund fünf Prozent bzw. vier Prozent der Einspeisemengen. Insbesondere das “Sturm-Wochenende” vom 28. bis 29. Oktober 2017 trug dazu bei, mit – insgesamt 31 Stunden mit negativen Strompreisen.

Die Vermarktungswerte für Solaranlagen liegen meist oberhalb der Vermarktungswerte für Onshore- und Offshore-Windenergieanlagen. Der Grund dafür ist, dass Solaranlagen in Zeiten höherer Stromnachfrage einspeisen (tagsüber). Die Erzeugung von Wind fällt demgegenüber häufig auf Zeiten niedriger Stromnachfrage und daher tendenziell geringerer Strompreise.

Entwicklung der Erzeugungsmengen im Jahr 2017

Die Erzeugungsmengen zeigen die technologiespezifische Gesamterzeugung des jeweiligen Monats in Gigawattstunden. Der Oktober 2017 stellte den Rekordmonat für Winderzeugung dar. Noch nie war die monatliche Erzeugung von Onshore und Offshore in Summe höher als im Oktober, das ergaben die Daten der ENTSO-E Transparency. Insgesamt wurden knapp 13 Terrawattstunden Strom aus Windenergie erzeugt. Die Erzeugung der Offshore-Anlagen wuchs dabei um 118 Prozent, die der Onshore-Anlagen um 95 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Solaranlagen erzeugten rund 30 Prozent weniger Strom als im Vormonat.

Erzeugungsmengen für Wind-Onshore, Wind-Offshore und Solar in GWh. Quelle: Energy Brainpool, ENTSO-E Transparency

Abbildung 2: Erzeugungsmengen für Wind-Onshore, Wind-Offshore und Solar in GWh. Quelle: Energy Brainpool, ENTSO-E Transparency

Vermarktungserlöse Solar und Wind im Jahr 2017

Die Vermarktungserlöse beschreiben die technologiespezifischen Erlöse aller Onshore-, Offshore und Solar-Anlagen in Deutschland. Der Index berechnet sich aus dem Produkt der Vermarktungswerte und der Erzeugungsmengen zu positiven Strompreisen (Vermarktungsmengen).

Der Rekordmonat in der Winderzeugung führte zu einer starken Steigerung der Vermarktungserlöse von Onshore- und Offshore-Anlagen. Onshore-Anlagen konnten im Vergleich zum Vormonat rund 105 Millionen Euro mehr an der Börse erwirtschaften, eine Steigerung von 71 Prozent. Die börslichen Mehrerlöse von Offshore-Anlagen betrug im Oktober 31 Millionen Euro, eine Steigerung um 100 Prozent im Vergleich zum September. Trotz der Rekordeinspeisung lagen die Vermarktungserlöse unterhalb der Jahresanfangswerte. Hauptgrund hierfür ist insbesondere der geringere Vermarktungswert sowie der hohe Anteil der Erzeugung zu negativen Strompreisen im Oktober – im Vergleich zu den Monaten Januar und Februar 2017. Bedingt durch den Rückgang in Erzeugung und Vermarktungswerten von Solaranlagen fielen deren Vermarktungserlöse um 43 Millionen Euro beziehungsweise 40 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

Entwicklung der Vermarktungserlöse für Wind-Onshore, Wind-Offshore und Solar in Mio. EUR im Jahr 2017. Quelle: Energy Brainpool, ENTSO-E-Transparency, EPEX SPOT

Abbildung 3: Entwicklung der Vermarktungserlöse für Wind-Onshore, Wind-Offshore und Solar in Mio. EUR im Jahr 2017. Quelle: Energy Brainpool, ENTSO-E-Transparency, EPEX SPOT

Entwicklung der Baseload-Preise im Jahr 2017

Die Rekordeinspeisung von Wind im Oktober 2017 führte auch zu fallenden Strompreisen. Hierfür wird der Baseload-Preis herangezogen, welcher den durchschnittlichen Strompreis über alle Stunden des Monats abbildet. Durch die kostengünstige Bereitstellung von Strom aus feE-Anlagen (Merit-Order-Effekt) wirkt sich das Plus in der Erzeugung von feE-Anlagen von rund 56 Prozent im Vergleich zum Vormonat negativ auf das Strompreisniveau aus. Die Strompreise im Oktober fielen demnach auf durchschnittlich rund 28 EUR/MWh, durchschnittlich rund 6 EUR/MWh bzw. 18 Prozent niedriger als im September.

Entwicklung der Baseload-Preise im Jahr 2017 in EUR/MWh. Quelle: Energy Brainpool, EPEX SPOT

Abbildung 4: Entwicklung der Baseload-Preise im Jahr 2017 in EUR/MWh. Quelle: Energy Brainpool, EPEX SPOT

Entwicklung der Vermarktungswerte von feE-Anlagen in AT, CH, DE, DK, ES, FI, FR, IT, NL, NO, SE, und UK im Jahr 2017

Die Vermarktungswerte für Solar und Wind-Onshore entwickelten sich in den ersten neun Monaten im Jahr 2017 auch in anderen europäischen Ländern nach einem ähnlichen Muster wie in Deutschland, allerdings in unterschiedlichen Höhen. Hauptgrund dafür sind die allgemein differierenden Strompreisniveaus auf Basis von individuellen Nachfrageverhaltens, Erzeugungsstrukturen und Brennstoffpreisen. Italien, Spanien und Großbritannien weisen dabei durchgehend die höchsten Vermarktungswerte auf. Grund dafür ist die starke Abhängigkeit der Stromerzeugung aus Gaskraftwerken, welche zu den kostenintensiveren Kraftwerken gehören. In Skandinavien hingegen bestimmen insbesondere Wasserkraft- und Nuklearkraftwerke die Strompreise. Dies führt zu deutlich geringeren Vermarktungswerten.

Entwicklung der Vermarktungswerte Solar in EUR/MWh in den Ländern DE, FR, ES, IT und UK. Quelle: EPEX SPOT, N2EX (Nordpool), GME, Omie, Nordpool, EXXA, APX, ENTSO-E Transparency, Berechnung und Darstellung: Energy Brainpool

Abbildung 5: Entwicklung der Vermarktungswerte Solar in EUR/MWh in den Ländern DE, FR, ES, IT und UK. Quelle: EPEX SPOT, N2EX (Nordpool), GME, Omie, Nordpool, EXXA, APX, ENTSO-E Transparency, Berechnung und Darstellung: Energy Brainpool

Entwicklung der Vermarktungswerte Wind-Onshore in EUR/MWh in den Ländern DE, FR, ES, IT und UK. Quelle: EPEX SPOT, N2EX (Nordpool), GME, Omie, Nordpool, EXXA, APX, ENTSO-E Transparency, Berechnung und Darstellung: Energy Brainpool

Abbildung 6: Entwicklung der Vermarktungswerte Wind-Onshore in EUR/MWh in den Ländern DE, FR, ES, IT und UK. Quelle: EPEX SPOT, N2EX (Nordpool), GME, Omie, Nordpool, EXXA, APX, ENTSO-E Transparency, Berechnung und Darstellung: Energy Brainpool

Die Experten von Energy Brainpool veröffentlichen monatlich die Ex-Post Betrachtung der Marktergebnisse für erneuerbare Energien.