Was bleibt vom Jahr 2018 in der Energiebranche? Sicherlich die steigenden Preise der Commodities, allen voran die der CO2-Zertifikate. Außerdem war das Thema PPAs für erneuerbare Energien in aller Munde. Der Gesetzgeber hat politische Entscheidungen in Deutschland vor allem in die Zukunft oder, im Fall des Ausstiegs aus der Kohleverstromung, in eine Kommission verlagert. Dies und mehr in unserem Jahresreview für 2018.

Preiswende endgültig eingeleitet?

Anfang des Jahres 2018 lagen die Strompreise für das Frontjahr bei etwa 35 EUR/MWh. Hingegen wurden im Herbst und Winter des Jahres Höchstwerte von mehr als 57 EUR/MWh gehandelt. Dieser Preisanstieg von knapp über 60 Prozent zeigt: Die Zeit der niedrigen Börsenstrompreise, die es in 2016 und 2017 gab, ist erst mal vorbei. Seit 2011 und 2012, also seit mehr als sechs Jahren, hat es keine derartig hohen Preise am langfristigen Markt für Stromfutures mehr gegeben.

Die Strompreise am langen Ende stiegen allerdings nicht unbedingt aufgrund verknappten Erzeugungskapazitäten. Der eigentliche Hintergrund liegt darin, das alle Commoditypreise im Jahr 2018 stark nach oben kletterten. So stieg der Preis für API2-Kohle teilweise auf fast 100 EUR/Tonne. Der Gaspreis am niederländischen TTF-Handelspunkt bewegte sich von 17 EUR/MWh zu Beginn 2018 auf bis über 26 EUR/MWh im Herbst des gleichen Jahres.

Auch die Marktreformen für die vierte Phase des europäischen Handelssystems für CO2-Zertifikate trugen einen Großteil des Preisanstieges im Strom bei. Eine genaue Analyse der Wechselwirkung zwischen CO2-Preis und Strompreis finden Sie hier. Ein Anstieg der CO2-Preise von unter 10 EUR/Tonne auf teilweise über 25 EUR/Tonne und somit um mehr als 150 Prozent innerhalb eines Jahres beeinflusste den Strompreis maßgeblich.

Die Preiswende im Energiekomplex wird auch in Abbildung 1 deutlich. Dargestellt sind hier die Preisentwicklungen für die Grundlastlieferung Strom in 2019 in Deutschland, sowie im Vergleich dazu die für CO2-Zertifikate mit Fälligkeit Dezember 2019, die Jahreslieferung für Kohle (API2) in 2019 und die Gaspreise am TTF für den Jahresbase 2019.

Preisentwicklung während 2018 für Grundlastlieferung Strom für Deutschland in 2019 (candel sticks), CO2-Zertifikate (orangenfarbene Linie), Kohle (rote Linie) und Gas (gelbe Linie)

Abbildung 1: Preisentwicklung während 2018 für Grundlastlieferung Strom für Deutschland in 2019 (candel sticks), CO2-Zertifikate (orangenfarbene Linie), Kohle (rote Linie) und Gas (gelbe Linie) (Quelle: Montel)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Durch die Bank gingen die Commoditypreise nach oben, auch wenn der Anstieg ab Oktober etwas nachließ. Auch für 2019 wird ein ähnlich hohes Niveau der Preise erwartet.

Förderfreie erneuerbare Energien durch PPAs?

Mit gestiegenen Strompreisen und gleichzeitig fallenden Kosten für erneuerbare Energien war das Thema Power Purchase Agreements (PPAs) verstärkt auf der Tagesordnung. In 2018 wurden europaweit Wind- und Solarprojekte geplant, die nicht über eine staatliche finanzielle Förderung finanziert werden, sondern die sich über den Marktpreis oder einem abgestimmten Preis mit einem Verbrauch refinanzieren sollen. Eine Einschätzung von Energy Brainpool zum Thema PPAs und der Wichtigkeit der Strompreisprognose für die Laufzeit des langfristigen Stromliefer- und Stromabnahmevertrags finden Sie hier und hier, sowie in Abbildung 2.

künftige Entwicklungen von PPAs aus Sicht von Energy Brainpool

Abbildung 2: künftige Entwicklungen von PPAs aus Sicht von Energy Brainpool (Quelle: Energy Brainpool)

Insbesondere in Spanien haben Investoren und Betreiber eine Reihe von langfristigen PPAs für neue PV-Parks abgeschlossen (Quelle: PowerTechnology), während große Stromverbraucher, etwa Google, PPAs eher auf neue Windparks ausrichteten (Quelle: RenewablesNow). Auf der anderen Seite werden PPAs auch in Deutschland wichtiger. Das gilt hierzulande bisher weniger für neue Anlagen, die ohne finanzielle EEG-Förderung auskommen wollen, als für Altanlagen. Denn sie fallen ab den 2020er Jahren aus der finanziellen EEG-Förderung.

Statkraft, Quadra Energy, Wemag und Greenpeace Energy haben hierzu erste Verträge aufgesetzt. Oftmals sind ältere Bürgerwindparks die erste Zielgruppe. Die Anlagen sind technisch zwar noch in Ordnung. Allerdings ist die Vermarktung über den Spotmarkt nach Auslaufen der 20-jährigen EEG-Förderung eventuell zu aufwendig oder mit zu geringen Einnahmen verbunden. So fallen bis 2025 etwa 16 GW an Windleistung aus der finanziellen EEG-Förderung. Beispielsweise hat der Autobauer Mercedes-Benz zusammen mit Statkraft und der Enovos Energie Deutschland GmbH den Bezug von Windstrom aus sechs niedersächsischen Windparks ab 2021 geplant (Quelle: PV Magazine).

Langsame politische Entscheidungen

Die Entscheidungen zu den Sonderausschreibungen aus dem Koalitionsvertrag im Frühjahr 2018 wurden immer wieder vertagt. Erst im Dezember fanden die Verantwortlichen einen Abschluss, wenn auch nicht für alle Seiten zufriedenstellend.

Mehr zu den Änderungen im Energiesammelgesetz finden Sie in unserem Monatsreview für November 2018. Zumindest kommen die Sonderausschreibungen von jeweils 4 GW für PV und Wind bis 2021. Für das deutsche Klimaziel für 2020 werden diese Ausschreibungen allerdings nur begrenzte Wirkung entfalten.

Die Entscheidung um das Ende der Kohleverstromung hat die Regierung aus der politischen Sphäre in eine Kommission ausgelagert. Die Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung, oder auch Kohlekommssion, sollte bis Anfang Dezember 2018 einen Fahrplan für den Kohleausstieg erarbeiten. Dazu gehören konkret weitere Maßnahmen für den Schluss der Klimalücke bis 2020, sowie für die Sozialverträglichkeit in den betroffen Regionen.

Nun ist Deutschland, anders als vorgesehen, ohne Plan für einen geordneten Kohleausstieg zur Klimakonferenz COP 24 im Dezember 2018 ins polnische Katowice gefahren. Die Kohlekommission soll ihren Abschlussbericht erst am 1. Februar 2019 an die Bundesregierung übergeben.

Der Ausblick für 2019

Für das nächste Jahr wird vor allem das Thema E-Mobilität wichtiger werden. Mehr Modelle der Fahrzeughersteller sollen auf den Markt kommen. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur wird zunehmen. Auch die Geschäftsmodelle rund um E-Mobilität werden bedeutender. Dem Thema E-Mobilität haben wir auch eine Serie gewidmet, welche von den Ausbauzahlen und die Auswirkungen auf den Stromverbrauch, über das Problemfeld der Ladestationen und Tarife zu den Akteuren und deren Geschäftsmodellen führt.

Der Markthochlauf wird in den kommenden Jahren die Akteure stärker beschäftigen. Damit steigen auch die Anforderungen an Verteilnetze in dicht besiedelten Regionen. Weiterhin steigen die Autobauer immer stärker in das Geschäft rund um die Batteriefertigung ein. So hat Daimler vor, bis 2022 bis zu 130 elektrische Fahrzeugvarianten zu entwickeln. Dafür sicherte sich das Unternehmen Batteriezellen im Wert von mehr als 20 Mrd. EUR (Quelle: PV Magazine).

Wichtig für die deutsche Energiebranche wird in 2019 auch der Umgang mit der bisher noch in Kinderschuhen steckenden Wärmewende werden. Ob Sanierungsförderungen oder der klimaneutrale Neubau mit Wärmepumpen: Bisher werden erst knapp über 13 Prozent des deutschen Wärmebedarfs aus erneuerbaren Quellen gedeckt. So wird insbesondere die Zusammenführung der EnEV, des EnEG und des EE-WärmeG in einem Gebäudeenergiegesetz (GEG) weiter diskutiert werden.

Viele Themen, die in der Vergangenheit nicht unbedingt in den Bereich der klassischen Energiewirtschaft zählten, drängen stärker in den Mittelpunkt. Die Branche wandelt sich, neue Geschäftsmodelle und vor allem Kooperationen mit anderen Industriezweigen werden immer wichtiger. Das zeigt sich nicht zuletzt an den Themen der E-Mobilität und den PPAs. Wir freuen uns darauf, sie in dieser spannenden Zeit zu unterstützen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine angenehme Weihnachtszeit und ein frohes und erfolgreiches neues Jahr!