Der September 2017 brachte eine wahre Strompreisrallye am Terminmarkt. Weiterhin wurde klar, dass die Biomasse zumindest für die Ausschreibungen ein Auslaufmodell ist. Anwendungen von Blockchain treten hingegen stärker auf, wie TenneT, IBM und Sonnen beweisen. Die Ziele für die erneuerbaren Energien bis 2020 rücken wohl auch…
…in die Ferne. Dafür soll die EEG-Umlage zumindest für 2018 auf geringerem Niveau liegen. Die Details finden Sie im Artikel.
Wenig Neues bei Biomasse-Ausschreibung
Es scheint, als ob der Ausspruch von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) von Anfang 2016, „Biomasse diene als Übergangstechnologie“, seine Berechtigung gefunden hat. Die erste deutschlandweite Ausschreibung für Biomasse am 1. September 2017 war kaum erfolgreich. So nahmen bei einem ausgeschriebenen Volumen von 122 Megawatt nur Gebote in Höhe von 41 Megawatt teil. Von diesen erhielten knapp 28 Megawatt einen Zuschlag von der Bundesnetzagentur. Aus Sicht der Marktteilnehmer liegt die geringe Beteiligung an dem „geringen“ maximal erlaubtem Gebotshöchstwert von 14,88 Cent/kWh (Vergleich Wind: 7 Cent/kWh, Photovoltaik: 8,91 Cent/kWh). Anders als bei Wind und Solar, durften sich auch Altanlagen für eine erneute Förderung bewerben. Nur ein Gebot einer Neuanlage wurde bezuschlagt, während die restlichen 23 Projekte Bestandsanlagen waren. Der Preisdruck war weniger stark als bei Wind und PV-Ausschreibungen. Der mittlere Zuschlagswert lag bei 14,30 Cent/kWh (Quelle: Bundesnetzagentur). Die Biomassebranche fordert eine Änderung der Ausschreibungsbedingungen.
Blockchain für die Netze
Das im Mai 2017 angekündigte Pilotprojekt zwischen TenneT und Sonnen zur Einbindung von PV-Heimspeichern zum Redispatch nimmt Form an. So sollen bis zu 6000 Kleinstbatterien aus dem gesamten Bundesgebiet miteinander vernetzt werden und größere Flexibilität für das Netz bereitstellen. Bis zum Jahreswechsel sollen laut Sonnen-Vizepräsident Dilthey erste Erkenntnisse aus dem Praxistest gezogen werden. Im Frühjahr 2018 will das Konsortium aus Tennet, Sonnen und dem IT-Konzern IBM alle beteiligten Heimspeicher verbunden haben (Quelle: Bizz Energy). IBM bietet mit Hyperledger Fabric Blockchain Plug-and-Play-Komponenten an. Für alle Beteiligten lässt sich, besonders aus der Verbindung mit der Blockchain-Technologie, Wissen für den Energiemarkt der Zukunft mit vielen Millionen vernetzten Geräten gewinnen.
EEG-Umlage hui, EE-Ziele pfui
Laut Agora Energiewende wird die EEG-Umlage für das Jahr 2018 leicht sinken und zwar um bis zu 0,3 Cent/kWh auf einen Wert von 6,74 Cent/kWh. Die offizielle EEG-Umlage wird am 15. Oktober 2017 von den vier Übertragungsnetzbetreibern veröffentlicht. Die Gründe für eine sinkende Umlage sieht Agora Energiewende in steigenden Großhandelsstrompreisen für das Jahr 2018, welche durch die Terminmarktpreise angedeutet wird. Hierdurch wird die Differenz zwischen Marktpreis für Strom im Spotmarkt und den Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien sinken, mit gleicher Wirkung auf die EEG-Umlage. Ein weiterer Grund liegt im hohen Überschuss auf dem EEG-Konto. Für das Jahr 2019 hingegen sieht der EEG-Rechner der Agora Energiewende eine Steigerung der Umlage auf über 7 Cent/kWh. Im Zeitraum zwischen 2021 und 2023 soll das Maximum der EEG-Umlage erreicht sein (Quelle: Agora Energiewende).
Eher negativ sieht es hingegen laut Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE), das Ziel zum Ausbau erneuerbare Energien in Deutschland für das Jahr 2020 zu erreichen. So soll zu diesem Zeitpunkt 18 Prozent des Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energien bereitgestellt werden. Für Ende 2016 lag dieser Anteil bei 14,6 Prozent. Die Prognose des BEE sieht unter derzeitigen Bedingungen einen Anstieg auf 16 Prozent voraus (Siehe Abbildung 1). Grund dafür sei unter anderem der insgesamt steigende Energiebedarf, vor allem in den Sektoren Wärme und Verkehr in Deutschland (Quelle: BEE).
Strompreisrally bei hohen Commodities
Die Energiemärkte zeigten sich im September 2017 ausgesprochen preistreibend/tendierten aufwärts. Das Frontjahr für die Grundlastlieferung stieg auf den höchsten Wert seit etwa drei Jahren und hat sich zum Ende September 2017 auf etwa 36 EUR/Megawatt eingependelt. Dieser Wert lag somit um knapp drei Euro über den Preisen für das Frontjahr im August 2017. Angetrieben wurde dieser Anstieg insbesondere durch hohe Commodity-Preise. So stieg der Kohlepreisindex API2 aufgrund hoher Nachfrage aus China und Indien auf über 80 USD/Tonne. Auch Streiks in den exportierenden Ländern Australien und Kolumbien führten zu Anspannungen im Markt. Zeitgleich stiegen die Preise für CO2-Zertifikate auf 7 EUR/Tonne, ebenfalls Werte die es zuletzt im Jahr 2015 gab. Dies lag vorranging an Unsicherheiten über den Umgang von CO2-Zertifikaten nach dem Ausstieg von Großbritannien aus der EU (Quelle: Energate). Insgesamt sorgen sich die Teilnehmer am Strommarkt in den Frontmonaten und -quartalen auch über die Verfügbarkeit französischer Kernkraftwerke in den Wintermonaten (neue Untersuchungen durch die französische Atomaufsichtsbehörde, Quelle: Energate). Abbildung 2 stellt den Preisverlauf über den August und September 2017 für die Grundlastlieferung von Strom im Marktgebiet DE/AT für 2018 dar.
Wie schon im August 2017 gab es auch im September diesen Jahres negative Strompreise. Diese traten am Montag, den 11. September 2017 auf. An diesem Tag kam eine starke Windeinspeisung mit geringer Nachfrage zusammen. Weiterhin war die Stromerzeugung vor allem Mitte September durch hohe Windspitzen gekennzeichnet. Demgegenüber stand eine geringe Erzeugung aus Windenergie zu Beginn und Ende des Monats. Das ist ersichtlich anhand der Strompreisekurve am Spotmarkt der EPEX Spot. Abbildung 3 verdeutlicht diesen Zusammenhang.