Der August 2017 war geprägt von der zweiten Ausschreibung für Onshore-Windenergie, den anschließenden Diskussionen um Bürgerenergiegesellschaften und dem stark gesunkenen Preisniveau. Trotz der Sommerpause ging es am langen Ende der Strompreise nach oben.
Als die Bundesnetzagentur am 15. August 2017 die Ergebnisse der zweiten Ausschreibung für Onshore-Windenergie veröffentlichte, wurden die Erwartungen vieler Beobachter übertroffen. Der durchschnittliche Zuschlagswert fiel auf 4,28 Cent/kWh und lag somit um ein Viertel niedriger als die 5,71 Cent/kWh der ersten Ausschreibung vom Mai 2017. Die Ausschreibung vom August war dreifach überzeichnet, wobei insgesamt 67 Gebote in der Höhe von 1013 MW bezuschlagt wurden. Der Projektierer UKA konnte 690 MW der Zuschläge gewinnen, wobei davon nur 30 MW eine BImSchG-Genehmigung besitzen. Die restlichen Projekte von 630 MW wurden als privilegierte Bürgerenergiegesellschaften ins Rennen geschickt (Quelle: Energate).
Bürgerenergieparks erneut Gewinner
In der gesamten Ausschreibung waren mit über 90 Prozent der erfolgreichen Zuschläge Bürgerenergieparks wieder die Gewinner. Die Angst vor einem Fadenriss beim Ausbau von Windenergie nimmt innerhalb der Branche und auch in der Politik stetig zu. Da Bürgerenergieparks 54 Monate zur Realisierung eines Projekts Zeit haben, könnte dies einen deutlichen Einbruch beim Kapazitätszubau in den Jahren ab 2019 verursachen. So hat nun auch das niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr zusammen mit einer Reihe von Verbänden und Unternehmen ein Positionspapier zur Änderung der Rahmenbedingungen für die weiteren Ausschreibungen von Onshore-Wind veröffentlicht. Nach jetzigem Stand würde etwa der höchstzulässige Gebotswert für die Ausschreibungen im Jahr 2018 bei nur noch 5,44 Cent/kWh liegen, wie Abbildung 1 zeigt.
Der Gewinner der Ausschreibung vom August 2017 spricht hingegen von seriösen Kalkulationen für seine Gebote, wobei auch UKA eine Änderung des Ausschreibungsdesigns für notwendig hält. Die Vorteile für Bürgerenergiegesellschaften führten zu einer „andauernden Wettbewerbsverzerrung“ zu Ungunsten der Nicht-Bürgerenergiegesellschaften (Quelle: Energate).
Großer deutscher Telekommunikationsanbieter steigt ins Stromgeschäft ein
Das klassische Vertriebsgeschäft von Versorgern erhält stärkeren Wettbewerb. Die deutsche Telekom mit über 40 Millionen Mobilfunkkunden in Deutschland steigt in den Stromvertrieb ein. Auch wenn der Vertrieb von „Strom Smart“ erstmal als Probebetrieb gestartet ist, könnte es im Erfolgsfall zum Dauerangebot werden. Mit über 750 Telekom-Shops kann der Konzern auch auf ein großes Vertriebsnetz zurückgreifen. Der Tarif „Strom Smart“ ist laut Telekom stets günstiger als der regionale Grundversorgungstarif und gleichzeitig ein monatlich kündbares Ökostromprodukt (Quelle: Energate).
Strompreisentwicklung im August
Auf der Preisseite gab es im August trotz Sommerpause und Ferienzeit einige Entwicklungen. So wurde die 32 EUR/MWh Marke für den Jahreskontrakt 2018 in der ersten Hälfte des Augusts aufgrund höherer Kohlepreise von knapp 78 US-Dollar/Tonne geknackt. Die Kohlepreise stiegen vor allem aufgrund Liefereinschränkungen in Indonesien und der erhöhten Nachfrage nach Kohle aus China. In der zweiten Hälfte des Augusts ordnete die französische Atomaufsichtsbehörde erneute Untersuchungen an den Atommeilern des Landes an. In Anbetracht des vergangenen Winters und der Knappheitssituation sorgte diese Nachricht für einen weiteren Anstieg des Jahresbandes 2018. Mit 33,8 EUR/MWh erreichte der Kontrakt dann seinen Höchstwert. Gleichzeitig stiegen auch die CO2-Preise auf 6 EUR/Tonne an. Die geringe Liquidität in der Sommerpause wurde auch als Grund für stärkere Preissprünge genannt. Abbildung 2 zeigt die Preise für die Grundlastlieferung für Strom im Jahr 2018 während des Handelszeitraums Juli bis August 2017 (Quelle: Montel). Der Anstieg im August ist deutlich zu sehen.
Im Kurzfristhandel kam es zeitweise zu relativ hohen Spotmarktpreisen wegen geringer Einspeisung aus fluktuierenden erneuerbaren Energien. Der durchschnittliche Baseload Day-Ahead Strompreis im August lag bei knapp 31 EUR/MWh, wie in Abbildung 3 zu sehen ist (Quelle: Epex Spot).
Drittes Augustwochenende 2017: Negative Preise am Spotmarkt
Eine Ausnahme stellte das Wochenende vom 19. und 20. August dar, an dem bei hoher gleichzeitiger Erzeugung aus Wind und Solar, sowie geringer Nachfrage bis zu fünf aufeinanderfolgende Stunden unter Null blieben. So stellt Abbildung 4 die Einspeisung der verschiedenen Erzeugungstechnologien im August 2017 dar (Quelle: Energy Charts). Das obengenannte Wochenende ist dort klar erkennbar.
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