Am Samstag, den 19.08.2017 und am Sonntag, 20.08.2017 traf eine hohe Erzeugung fluktuierender, erneuerbarer Energien auf eine niedrige Nachfrage. Die Ursache dafür waren das Wochenende und der Ferienzeitraum. An beiden Tagen traten zur Mittagszeit über einen Zeitraum von bis zu fünf Stunden negative Preise auf. Die Erzeugungsmengen sind nicht vom §51 EEG 2017 betroffen.
Am Samstag, den 19.8.2017 lagen die Strompreise für Deutschland am Day-Ahead-Spotmarkt der EPEX Spot für drei Stunden unter 0 EUR/MWh. Der tiefste Wert war bei minus 4 EUR/MWh. Am Sonntag verringerte sich die Nachfrage noch stärker gegenüber den Werktagen: Hier waren sogar fünf Stunden negativ bepreist mit bis zu minus 14,4 EUR/MWh (siehe Abbildung 1).
Während am Samstag die Preise in Frankreich noch positiv blieben, traten am Sonntag dort ebenfalls negative Preise auf.
Die Erzeugung der Solaranlagen stieg am Samstag auf über 18 Gigawatt. Das zeigen Daten von ENTSO-E Transparency. Bei einer Erzeugung der Windkraftanlagen von über 19 Gigawatt wurde damit eine Deckung der Nachfrage von über 65 Prozent erreicht. Die Erzeugung der steuerbaren, fossilen Kraftwerke verringerte sich deutlich. Steinkohlekraftwerke produzierten ab dem frühen Samstagmorgen nur noch wenige hundert Megawatt, während sie Samstagnacht um 0 Uhr noch zwei Gigawatt erzeugten. Braunkohlekraftwerke verringerten ihre Erzeugungsleistung von 15,6 Gigawatt auf 8 Gigawatt in den Nachmittagsstunden und erhöhten die Produktion in der Nacht wieder.
Die Kernenergie reduzierte die Leistung um circa ein Gigawatt (-10 % gegenüber dem Tageshöchstwert). Das entspricht der Leistung eines Kernkraftwerks. Pumpspeicherkraftwerke nahmen zeitgleich etwa vier Gigawatt an Erzeugungsleistung zur Speicherung auf. Eine signifikante Reduktion der Erzeugung der Biomasseanlagen (minus 2 %), Laufwasserkraftwerken (minus 6 %) und Müllkraftwerken (minus 3 %) ist in den Daten von ENTSOE Transparency nicht erkennbar.
Abbildung 2 zeigt das Erzeugungsverhalten und die Nachfrage für Samstag und Sonntag.
Am Sonntag erhöhte sich die Spitzenerzeugung der Solaranlagen noch einmal um 1,5 Gigawatt. Die Windkraftanlagen produzierten rund drei Gigawatt weniger als am Vortag. Dazu verringerte sich die Nachfrage: Der höchste Wert lag am Sonntag etwa 6,3 Gigawatt niedriger als noch am Samstag.
Auf Grund dieser Faktoren traten mehr negative Preise auf als am Tag zuvor. Die Erzeugungsminderung konnte teilweise noch einmal gegenüber dem Samstag gesteigert werden. Kernkraftwerke verringerten die Stromproduktion um 2,3 Gigawatt, was in etwa zwei Kernkraftwerken entspricht. Andere Technologien, wie zum Beispiel Braunkohle, reduzierten die Produktion auf das Niveau des Vortages.
An beiden Tagen exportierte Deutschland durchgängig Strom. Bis zu 12 Gigawatt konnten zeitweise an andere Länder verteilt werden. Abbildung 3 stellt den Verlauf des Saldos aus Im- und Exporten von Deutschland dar. Negative Werte repräsentieren Exporte. Physische Flüsse an den Grenzen sind tatsächliche Stromflüsse zwischen den Ländern. Sie entstehen durch die jeweilige Erzeugungs- und den Verbrauchssituation aller verknüpften Länder.
Anmerkung:
Erzeugung, Nachfrage und physische Flüsse basieren auf Echtzeit-Daten, während die Strompreise in Abbildung 1 Day-Ahead-Werte darstellen. Zwischen dem Day-Ahead-Handel und der tatsächlichen Stromerzeugung sowie dem Stromverbrauch liegen der Intraday-Handel, Regelenergie und unerwartete Ereignisse. Deshalb können die Daten des Stromsystems nicht allein zur Interpretation und Erklärung der Strompreise am Day-Ahead-Spotmarkt verwendet werden.
Erzeugungsdaten von ENTSO-E Transparency sind nur teilweise vollständig. Vor allem Steinkohle- und Gaserzeugung haben einen geringen Abdeckungsgrad verglichen mit anderen öffentlichen Quellen.