Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet und Speicheranbieter Sonnen wollen mit ihrer Lösung sowohl PV-Heimspeicher vernetzen und diese auch systemdienlich verwenden. Für die Pilotphase wird die Flexibilität von 24 MW an Speicherkapazität im Sinne eines batteriebezogenen Redispatches genutzt um Einspeisemanagement von Windenergie zu vermindern.
Die Vernetzung der dezentralen Heimspeicher soll damit sowohl zur Stabilisierung des Stromnetzes, also auch zur verbesserten und zukunftsfähigen Integration von erneuerbaren Energien beitragen. Urban Keussen, Vorsitzender der Geschäftsführung der TenneT TSO GmbH meint dazu: „Mit diesem innovativen Projekt bieten wir den Bürgern die Möglichkeit, aktiv die Energiewende mitzugestalten.“ Projekte wie dieses ergänzen den Netzausbau und sind wichtige Bausteine der Energiewende. Ähnlich sieht dies Philipp Schröder, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei Sonnen: „Die Zukunft der Energieversorgung wird jedoch aus Millionen von kleinen, dezentralen Stromquellen, Prosumern und Verbrauchern bestehen“ (Quelle: Windmesse).
Abbildung 1 skizziert die Möglichkeit durch Vernetzung von Batterien in Haushalten der Abregelung von Windkraftanlagen im Norden Deutschlands, aufgrund ungenügender Übertragungskapazitäten im Übertragungsnetz, entgegenzuwirken (Quelle: PV Magazine).
Ziel der Projektpartner ist es bis Mitte des Jahres 6000 Heimspeicher-Besitzer für das Pilotprojekt mit Tennet zu gewinnen (Quelle: PV Magazine). Bei einer angenommenen durchschnittlichen Kapazität von 4 kW pro Heimspeicher, würden somit auch die angestrebten 24 MW erreicht werden. Im vergangenen Jahr haben sich die Kosten für die Stabilisierung des Stromnetzes, wie etwa durch Redispatch, Netzreserve und Abregelung von EEG-Anlagen auf rund 800 Millionen Euro summiert. Die Möglichkeit dezentrale Speicher systemdienlich zu verwenden kann daher ebenfalls die Netzentgelte für alle Stromverbraucher in Deutschland senken.
Weiterhin werden die teilnehmenden Speicher über eine Blockchain-Lösung von IBM (Mitglied des Hyperledger Projects für kommerzielle Blockchain-Anwendungen) vernetzt. Insbesondere soll die Blockchain-Technologie im Sinne einer hohen Transparenz und Datensicherheit genutzt werden. Tennet habe somit einen Überblick über die verfügbare Flexibilität im Batteriepool und muss nur noch den Aus- oder Einspeicherungprozess bestätigen. Die Teilnahme der Batterien in Form von Stromeinspeisung oder –ausspeisung, sowie die jeweils abgerufenen Strommengen werden dann in der Blockchain niedergeschrieben und dienen somit als transparentes Register (Quelle: Tennet) für die (etwaige zukünftige) Vergütungen.
Sowohl Sonnen als auch Tennet versprechen sich viel von dem Pilotprojekt, das ab Herbst 2017 in eine sechsmonatige Betriebsphase für dne Redispatch gehen soll und der Vernetzung mithilfe der Blockchain (Quelle: Energate). „Die Zukunft der Energieversorgung wird […] aus Millionen von kleinen, dezentralen Stromquellen, Prosumern und Verbrauchern bestehen. Die Blockchain-Technologie ist der Schlüssel dazu, den massenhaften und gleichzeitigen Austausch all dieser Akteure untereinander überhaupt erst möglich zu machen. Damit ist sie das noch fehlende Bindeglied zu einer dezentralen und komplett CO2-freien Energiezukunft,“ meint Schröder (Quelle: Windmesse). Auch Kreussen gibt sich zuversichtlich: „Wir stoßen damit die Tür auf zu einem komplett neuen Vorgehen in der Netzsteuerung“. Es ist der erste Schritt in eine neue Energiewelt“ (Quelle: Welt).
Allerdings wird die energiewirtschaftliche Relevanz der dezentralen Heimspeicher erst bei anderen Größenordnungen interessant. Bei einer Marktdurchdringung von 10 Prozent aller deutschen Ein- und Zweifamilienhäuser mit PV-Heimspeicher, würde die geringe Kapazität von derzeit 24 MW auf etwa 6000 MW ansteigen (Quelle: Welt). Die Flexibilität die ein solches System, das sechs Großkraftwerken entspricht, bei Automatisierung mit der Blockchain-Technologie freilegen kann, ist natürlich beachtlich.