Die Zahlen des EU-ETS zeigen: Im Jahr 2017 stiegen die CO2-Emissionen an. In Deutschland gingen sie hingegen zurück. Unternehmen setzen mit PPAs vermehrt auf erneuerbare Energien, während China fast die Hälfte aller Investitionen in Wind und PV im letzten Jahr tätigte. Minister Peter Altmaier strebt eine Eilreform des EEGs und des KWKGs an. Der Terminmarkt steigt mit starkem Commodity-Support auf ein 4,5-Jahres-Hoch.

Gemischte Bilanz für CO2-Emissionen

Die Bilanz der EU-Kommission zeigt: Der Ausstoß der CO2-Emissionen hat sich in 2017 das erste Mal seit sieben Jahren erhöht. So stiegen die Emissionen über das letzte Jahr gemittelt um 0,3 Prozent auf 1,75 Milliarden Tonnen CO2. Der Grund hierfür ist laut Klimaschutzorganisation Sandbag in den stärkeren Emissionen aus der Industrie insbesondere durch größere Stahlproduktion zu finden. Weiterhin nahm der Ausstoß aus der Energiewirtschaft nur um 1 Prozent ab, da geringe Erzeugung aus Wasserkraft und Kernkraft durch Gaskraftwerke ausgeglichen wurde (Quelle: Sandbag).

Für Deutschland hingegen ergab sich ein positiveres Bild. Hierzulande gingen die CO2-Emissionen von Anlagen aus dem Emissionshandel für 2017 etwas zurück. Laut dem Umweltbundesamt sogar um 3,4 Prozent. Insbesondere die Energiewirtschaft trug dazu bei, dass sich der Ausstoß um etwa 4,7 Millionen Tonnen verringert hat. Die Überführung einiger Kohlekraftwerke in die Netzreserve sowie in die Sicherheitsbereitschaft führte zu einem Rückgang der Emissionen um 13,7 Millionen Tonnen. Allerdings stiegen die Emissionen in anderen Bereichen wie der Industrie und dem Verkehr an. Deutschland hat in 2017 knapp 905 Millionen Tonnen Treibhausgas emittiert (siehe Abbildung 1). Im Vergleich zu 1990 entspricht dies einem Rückgang um 27, 7 Prozent, wobei bis 2030 eine Verdopplung dieses Rückgangs auf 55 Prozent erreicht werden soll (Quelle: UBA).

Treibhausgasemissionen in Deutschland von 1990 bis 2017 in Millionen Tonnen CO2-Equivalent

Abbildung 1: Treibhausgasemissionen in Deutschland von 1990 bis 2017 in Millionen Tonnen CO2-Equivalent (Quelle: UBA)

Unternehmen setzen auf Erneuerbare und PPAs (Power Purchase Agreement)

Der Internetgigant Google deckte im Jahr 2017 seinen Strombedarf das erste Mal komplett durch erneuerbare Energien. Dies gab das Unternehmen im April bekannt (Quelle: Google). Durch eine Reihe von PPAs durch Wind- und Solarprojekte konnte Google den Strombedarf seiner Rechenzentren und IT-Infrastruktur rechnerisch komplett aus erneuerbaren Energien decken. So hat der Konzern im Jahr 2017 die Erzeugung von drei Gigawatt eingekauft.

Auch in Spanien wird erneut ein Solarprojekt auf Basis eines PPAs entwickelt. Der Projektentwickler Baywa Re und der norwegische Energiekonzern Statkraft haben sich auf die Konditionen für einen langfristigen Stromabnahmevertrag für den Solarpark „Don Rodrigo“ mit 170 MW geeinigt. Das PPA hat eine Laufzeit von 15 Jahren und einen Umfang von 300 GWh Erzeugung pro Jahr. Dies ist nicht das einzige Solarprojekt, das ohne staatliche Förderung in Spanien errichtet wird. So besteht zusätzlich zu den knapp 4 GW an Projekten die durch Ausschreibungen eine Vergütung erhalten, eine Projektpipeline von 29 GW. Viele dieser Projekte werden aus Sicht der Spanischen Photovoltaik Union (UNEF) auf Basis von PPAs errichtet werden (Quelle: PV-Tech).

Deutschland investierte im Jahr 2017 etwa ein Drittel weniger in erneuerbare Energien als noch im Jahr 2016. Weltweit stiegen die Investitionen in Erneuerbare (ohne große Wasserkraftprojekte) allerdings um zwei Prozent auf knapp 280 Milliarden Dollar. Insbesondere in China wurde mit dem PV-Boom des letzten Jahres ein Rekordwert von über 125 Milliarden Dollar und somit 45 Prozent der weltweiten Investitionen getätigt.

Ausschreibungen bringen immer noch Überraschungen

Dass die Ausschreibungen für erneuerbare Energien immer noch für Überraschungen gut sind, zeigt die technologieoffene Runde, wo Wind und PV in einer gemeinsamen Ausschreibung von 200 MW gegeneinander antraten. Vor der Ausschreibung vom 1. April 2018 sah die Branche vor allem die Windenergie als großen Gewinner der gemeinsamen Ausschreibung. Es kam ganz anders: Die Photovoltaik räumte alle Zuschläge in der Ausschreibung ab und setzte sich mit einem mengengewichteten durchschnittlichen Zuschlagswert von 4,67 ct/kWh durch. Unsere genaue Analyse dieser Ausschreibung finden Sie hier.

Allerdings blieb auch die Ausschreibung für bestehende Projekte bei der Offshore Windenergie nicht ohne große Überraschungen. So wurde eine Leistung von 1600 MW mit jeweils drei Projekten in der Ost- und Nordsee bezuschlagt. Während der mengengewichtete durchschnittliche Zuschlage bei 4,66 ct/kWh lag, unterschieden sich die Zuschlagswerte der verschiedenen Projekte doch sehr stark. So bot Örsted (ehemals Dong Energy) für seinen 420 MW „Borkum Riffgrund West 1“ Windpark mit 0 ct/kWh und erhält keine Vergütung, sondern muss sich alleine über die Strommarkterlöse refinanzieren. Auf der anderen Seite hat der dänische Konzern auch ein Offshore Projekt mit einem Zuschlag von 9,83 ct/kWh erfolgreich in die Auktion gebracht (Quelle: Bundesnetzagentur). Allgemein sind die kleineren Projekte im Offshore-Bereich geprägt durch höhere Zuschlagswerte. Der Grund dafür sind geringere Skaleneffekte bei der Installation der Anlagen, anders als bei großen Offshore-Windparks.

Eilreform von KWKG und EEG

Das Bundeswirtschaftsministerium unter Peter Altmeier will bis Anfang Juli 2018 eine Reihe von Neuregelungen im KWKG und im EEG gsetzlich auf den Weg bringen. So sollen KWK-Neuanlagen mit Bestandsanlagen gleichgestellt und von der EEG-Umlage auf Eigenstrom befreit werden. Nach Verhandlungen mit der EU-Kommission soll diese Regelung zum 1. Januar 2018 rückwirken.

Aber auch im EEG soll einiges geändert und vor der Sommerpause umgesetzt werden. Insbesondere geht es hierbei um die Korrektur der Wind-Onshore Auktionsbedingungen, die eine schnelle gelöst werden müssen. Das Privileg der Bürgerenergiegesellschaften, Gebote ohne Bundesimmissionsschutzgenehmigung in die Ausschreibungen zu bringen, soll endgültig aufgehoben werden. Da die nächste Onshore Ausschreibungsrunde am 1. August 2018 stattfindet, müssen die Regeln bis dahin geändert worden sein.

Weiterhin werden die Höchstwerte für die Förderungen in den Auktionen für Solar- und Windenergie reduziert. So soll für Wind Onshore ein Höchstwert von 5,7 ct/kWh gelten. Derzeit liegt der Höchstwert bei 6,3 ct/kWh. Bei der PV soll der Höchstwert von 8,91 ct/kWh auf 6,5 ct/kWh abgesenkt werden,

Die noch im Koalitionsvertrag genannten Sonderausschreibungen von jeweils 4000 MW Wind und Solar in 2019 und 2020, sind allerdings nicht im „100-Tage-Gesetz“ zu finden. Dies führt vor allem bei den Umweltverbänden, den Grünen und der SPD zu Unmut, da die Sonderausschreibungen ohne das Festsetzen der Bedingungen weniger wahrscheinlich werden. Somit würde auch eine möglichst schnelle Schließung der Klimaschutzlücke zum 2020-Ziel konterkariert.

Strompreise auf 4,5-Jahres-Hoch

Der Terminmarkt ist bullish wie selten. So stieg der Preis für die Baseloadlieferung für Deutschland im Jahr 2019 im Laufe des Aprils von 36 EUR/MWh auf teilweise über 39 EUR/MWh, am Montag, den 30. April ein neues 4,5-Jahres-Hoch. Seit 2013 gab es keine derart hohen Terminmarktpreise für Deutschland. Die Marktteilnehmer deuteten vor allem auf den starken Kohlemarkt, der zusammen mit immer noch starken CO2-Zertifikatspreisen die Strompreise nach oben drückte (Quelle: Montel). Sogar die 40 Euro-Marke war für einige Händler kein No-go mehr. Auch die hohen Ölpreise von 75 USD/Barrel unterstützen die Commodities. Dem Jahresband gegenüber fiel der Mai 2018 allerdings stark ab: von über 33 EUR/MWh auf knapp über 31 EUR/MWh gegen Ende April 2018. Abbildung 2 stellt die Preisentwicklung für die Baseloadlieferung für Deutschland im Jahr 2019 von Mitte März bis Ende April dar.

Preisverlauf für Frontjahreslieferung 2019 Base (DE) ab Mitte März bis Ende April 2018

Abbildung 2: Preisverlauf für Frontjahreslieferung 2019 Base (DE) ab Mitte März bis Ende April 2018, (Quelle: Montel)

Am Spotmarkt war vor allem die starke Erzeugung aus erneuerbaren Energien bemerkbar. Über den April gemittelt erzeugen PV-Anlagen 12 Prozent des deutschen Stroms, während die Windenergieanlagen bei 21 Prozent lagen (Quelle: PV Magazine). Mit der hohen erneuerbaren Auslastung lagen die Spotmarktpreise für den April mit 32 EUR/MWh auf relativ geringem Niveau. Abbildung 3 zeigt die viertelstündliche Stromerzeugung verschiedener Erzeugungstechnologien im April 2018 für Deutschland.

Stromerzeugung und Spotpreise im März 2018 in Deutschland

Abbildung 3: Stromerzeugung und Spotpreise im März 2018 in Deutschland, (Quelle: Energy Brainpool)