Der Bruttostromverbrauch in China stieg 2017 das erste Mal auf über 6.000 TWh. Die installierten Kapazitäten nahmen letztes Jahr vor allem auf Seiten der erneuerbaren Energien zu, insbesondere der Photovoltaik (70 Prozent Zuwachs).

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Der Bruttostromverbrauch des Landes stieg in 2017 um 6,6 Prozent im Vergleich zu 2016. Dies entspricht einem Anstieg um fast 400 TWh auf 6.308 TWh. Diese zusätzliche Stromnachfrage entspricht rund zwei Drittel des gesamten Bruttostromverbrauchs in Deutschland. Starke Wachstumsraten sind vor allem im Servicesektor mit über 10 Prozent, sowie bei den Haushalten zu vermerken. Die verarbeitende Industrie benötigte mit 4.441 TWh allerdings den Löwenanteil des Stroms (Quelle: China Energy Portal).

Die Volllaststunden thermischer Kraftwerke nahmen gegenüber dem Rekordtief in 2016 um 23 Prozent zu. Allerdings entspricht eine Auslastung von 4.209 Stunden noch keiner effizienten Nutzung der verfügbaren Kapazitäten. Aufgrund der Witterungsverhältnisse in 2017 reduzierten sich die Volllaststunden der Wasserkraftwerke in China um über 40 Prozent auf 3.580 Stunden (Quelle: China Energy Portal). Noch sind keine Daten zu den Volllaststunden der erneuerbaren Energien für das gesamte Jahr 2017 verfügbar. Die Daten bis zum dritten Quartal 2017 lassen allerdings darauf schließen, dass die Abregelung von Wind und zunehmend Photovoltaik in einigen Provinzen wieder Werte von 20 bis zu 30 Prozent erreichte (Quelle: China Energy Portal).

Die installierte Leistung des chinesischen Stromsektors stieg bis Ende 2017 auf 1.777 GW, wobei ein Großteil der zusätzlichen Erzeugungsleistung durch Photovoltaik und Wind gestellt wurde. Abbildung 1 zeigt die installierten Leistungen pro Energieträger sowie den Zubau im Jahr 2017 (Datenquelle: China Energy Portal).

Abbildung 1: Erzeugungsleistung in GW (Vergleich installierter Kapazität Ende 2016 und Zubau in 2017), Quelle: Energy Brainpool

Abbildung 1: Erzeugungsleistung in GW (Vergleich installierter Kapazität Ende 2016 und Zubau in 2017), Quelle: Energy Brainpool

So installierte das Land letztes Jahr 53 GW an Photovoltaikleistung. Dies entspricht einem Wachstum von knapp 70 Prozent und ist knapp 20 Prozent mehr als bisher im Laufe der Energiewende in Deutschland installiert wurde.

Definitiv Weltrekord, zumindest bisher.

Die Prognosen der Zubauraten für Photovoltaik in 2018 sehen den Zubau in China bei 47 bis 65 GW.

In Abbildung 1 wird auch deutlich, dass konventionelle thermische Erzeugung den chinesischen Stromsektor immer noch stark prägt. Die erneuerbaren Energien konnten allerdings auch in 2017 den höchsten Zuwachs verbuchen.

Daten zur Stromerzeugung der verschiedenen Energieträger für das gesamte Jahr 2017 sind noch nicht komplett und final veröffentlicht (Vorläufige Zahlen: China Energy Portal). Die geringen Volllaststunden der Wasserkraft und die gestiegenen Volllaststunden der thermischen Kraftwerke erhöhten die Erzeugung aus fossilen thermischen Kraftwerken, insbesondere Kohle und Gas auf über 4600 TWh, wie Abbildung 2 darstellt. Trotz des starken Zubaus der Erneuerbaren hat sich deren Anteil an der Stromerzeugung nur unwesentlich gegenüber 2016 geändert. In 2016 lag der Anteil von erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bei 25 Prozent. Für 2017 hat der Anstieg des Bruttostromverbrauchs die Zuwächse der Erzeugung aus Wind und PV beinahe überdeckt. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung lag in 2017 bei 26 Prozent.

Abbildung 2: Jahresstromerzeugung und Anteile verschiedener Energieträger in China in 2017, Quelle: Energy Brainpool

Abbildung 2: Jahresstromerzeugung und Anteile verschiedener Energieträger in China in 2017, Quelle: Energy Brainpool

Abbildungen 3 und 4 zeigen die prozentuale und die reale Veränderung der Erzeugung von 2016 auf 2017. Insbesondere die Solarenergie sticht hier mit einem prozentualen Wachstum von fast 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr heraus. Die Erzeugung aus thermischen, fossilen Kraftwerken wuchs allerdings nur um 5 Prozent gegenüber 2016.

Veränderung der Erzeugung von 2016 auf 2017 in Prozent, Quelle: Energy Brainpool

Abbildung 3: Veränderung der Erzeugung von 2016 auf 2017 in Prozent, Quelle: Energy Brainpool

Wird allerdings die reale Veränderung der Erzeugung in TWh betrachtet (Abbildung 4), war der Zuwachs in der Erzeugung der konventionellen, thermischen Kraftwerke (Kohle und Gas) in 2017 größer als der der erneuerbaren Energien zusammengenommen. Im Vergleich von 2015 auf 2016 war dies durch hohe Erzeugungsmengen von Wasserkraft nicht der Fall.

Veränderung der Erzeugung von 2016 auf 2017 in TWh, Quelle: Energy Brainpool

Abbildung 4: Veränderung der Erzeugung von 2016 auf 2017 in TWh, Quelle: Energy Brainpool

Auch mithilfe der vorläufigen Zahlen lässt sich erkennen, dass der Umbau des chinesischen Stromsystems in 2017 weiter voranging. So stiegen die Kapazitäten und die Erzeugung aller erneuerbaren Energien. Allerdings konnte auch die Kohle- und Gasverstromung im letzten Jahr zulegen. Das Zubauziel von 110 GW für Solarenergie in 2020 der Zentralregierung wurde schon in 2017 erreicht.

Für die nächsten Jahre steht somit vor allem die Reduzierung der Abregelung erneuerbarer Energien auf der Tagesordnung. Diese soll insbesondere durch die Einführung von grenzkostenbasierten Spotmärkten erfolgen.