Wie hat sich der Zubau von erneuerbaren Energien und der Zuwachs der E-Mobilität in den vergangenen Monaten entwickelt? Welchen Effekt hatte die Corona-Pandemie hierbei und lassen sich Schlüsse für den Rest des Jahres 2020 oder darüber hinaus ziehen? Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel auf den Grund.

EE-Ausbau nimmt gegenüber Vorjahr zu

Die Analyse der Zubauwerte der Bundesnetzagentur für Solar- und Windenergie bis Juni 2020 zeigt: Der Ausbau der erneuerbaren Energien hat sich gegenüber dem letztem Jahr verbessert (Quelle: Bundesnetzagentur). So nahm der Zubau der PV im Halbjahresvergleich sogar zu und stand Ende Juni 2020 schon bei 2362 MW.

Haupttreiber für den Ausbau sind kleine PV-Aufdachanlagen, welche außerhalb des Ausschreibungssystems gebaut werden können. Auch der Ausbau der Windenergie an Land hat sich im Vergleich zum sehr mageren ersten Halbjahr 2019 mehr als verdoppelt. Der Zubau liegt jedoch auf niedrigem Niveau und immer noch unter Soll.

Abbildung 1 stellt den Ausbau von PV und Windenergie an Land von 2013 bis zum ersten Halbjahr 2020 dar. Deutlich wird hierbei der Einbruch des Windausbaus seit 2018 und der Start eines stärkeren Ausbaus der Solarenergie parallel. Die Gründe hierfür haben wir in einem anderen Beitrag genauer analysiert.

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Abbildung 1: jährlich neu installierte Leistung PV und Wind an Land 2013 bis Juni 2020 (Quelle: Energy Brainpool)

Wird sich der Zubau für PV und Windenergie an Land für den Rest des Jahres so weiterentwickeln wie in den ersten Monaten, so kann mit einem Brutto-Zubau im gesamten Jahr 2020 von 4-5 GW PV und etwa 1,5 GW Wind an Land gerechnet werden. Auch wenn die Zubauzahlen für Wind an Land für die Erreichung der klima- und energiepolitischen Ziele zu gering sind, breitet sich leichter Optimismus in der Branche aus (Quelle: Energiezukunft).

Ausbau der erneuerbaren Energien kaum von Corona beeinflusst

Der Zuwachs bei den Offshore-Windenergieanlagen hat sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 kaum verändert. Demgegenüber steht die Inbetriebnahme von 31 MW an Biomasse-Anlagen in den ersten sechs Monaten des aktuellen Jahres. In Abbildung 2 ist der monatliche Zubau von PV, Wind an Land und auf See dargestellt.

Trotz der Corona-Pandemie hat der Ausbau der PV zugenommen (Stichwort: Abschaffung 52-GW Deckel). Eine leichte Delle ergibt sich bei den Neuinbetriebnahmen für Windenergie zwischen März und Mai 2020, während diese im Juni 2020 wieder anstiegen. Diese Delle könnte ein Corona-Effekt sein, ist allerdings auch meldetechnischer Natur, da einige Anlagen aus dem Jahr 2019 erst im Januar und Februar 2020 als neu in Betrieb genommen gemeldet wurden.

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Abbildung 2: monatliche Neuinbetriebnahmen PV, Wind an Land und Wind auf See im ersten Halbjahr 2020 in MW (Quelle: Energy Brainpool)

Zusammenfassend lässt sich feststellen: Der Ausbau der erneuerbaren Energien wurde von der Corona-Pandemie kaum beeinflusst, sondern unterliegt vielmehr längerfristigen politischen Rahmenbedingungen.

E-Mobilität wächst stark

Auch wenn die Corona-Pandemie die Nachfrage nach Konsumgütern und auch nach Fahrzeugen stark gedämpft hat, so scheint die Elektromobilität bislang zu profitieren. Hierbei hat wohl auch das von uns untersuchte Corona-Konjunkturpaket seinen Anteil. So wurde die Kaufprämie für Elektrofahrzeuge mit einem Nettolistenpreis von 40.000 EUR oder weniger von 3.000 EUR auf 6.000 EUR erhöht.

Der Zuwachs von Elektrofahrzeugen hat in den vergangenen zehn Jahren stetig zugenommen. So waren Ende 2019 über 136.600 rein batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV) auf deutschen Straßen unterwegs. Dies entspricht einem Anteil von 0,3 Prozent am Bestand. Demgegenüber lag die Zahl der Hybride bei knapp 540.000 (davon 102.000 Plug-in Hybride) mit einem Anteil von 1,1 Prozent am Bestand. Abbildung 3 zeigt den starken Zuwachs der reinen BEV in Deutschland seit dem Jahr 2010 bis zum Juli 2020.

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Abbildung 3: Entwicklung der zugelassenen batterieelektrischen Personenfahrzeuge in Deutschland (Quelle: Energy Brainpool)

Aus den monatlichen Fahrzeugzulassungs-Berichten des Kraftfahrtbundesamt lassen sich interessante Daten entnehmen (Quelle: KBA). So zeigt sich, dass die monatlichen Neuzulassungen elektrischer Fahrzeuge in 2020 gegenüber dem Jahr 2019 stark zugenommen haben.

Der monatliche Durchschnitt im Jahr 2019 lag bei den BEV im Vergleich bei knapp 5300 Fahrzeugen. So sind seit Januar 2020 bis Juli 2020 jeden Monat fast 3.500 BEV mehr zugelassen worden als im monatlichen Durchschnitt von 2019. Allerdings wird in Abbildung 4 auch deutlich, dass Corona eine Delle im April und Mai 2020 verursacht hat.

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Abbildung 4: monatliche Zulassungen von elektrischen Personenfahrzeugen in Deutschland (Quelle: Energy Brainpool)

Insbesondere der Juli 2020 sticht heraus. Im letzten Monat wurde die Innovationsprämie für der Kauf eines E-Autos oder eines Plug-in Hybrids so oft beantragt wie noch nie seit Einführung im Jahr 2016. So gingen etwa 20.000 Anträge beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ein (Quelle: Electrive).

Interessant ist ebenfalls, dass die Neuzulassungen von BEV von Januar bis Juli 2020 (61.105) schon beinahe die Gesamtzulassungen für das Jahr 2019 (63.281) erreicht haben. Die Topmodelle von reinen Batteriefahrzeugen seit Beginn 2020 sind der Volkswagen e-Golf und der Renault Zoe mit jeweils knapp 10.000 Neuzulassungen (Quelle: Electrive).

Anteile von E-Fahrzeugen an Neuzulassungen verdoppelt

Auch der Anteil elektrischer Fahrzeuge an den Neuzulassungen ist im Jahr 2020 stark gestiegen. Lag der Mittelwert für BEV und Hybride in 2019 noch bei 1,75, beziehungsweise 6,7 Prozent, so hat sich dieser Wert in den ersten sieben Monaten von 2020 etwa verdoppelt.

Bei den Neuzulassungen machten bis Juli 2020 BEV knapp 4 Prozent, Hybride etwa 13,7 Prozent aus. Der Anteil an den Neuzulassungen ist jedoch nur deshalb so stark gestiegen, da die Corona-Pandemie den Verkauf von Benzin- und Dieselfahrzeugen stark gedämpft hat.

Da Fahrzeughersteller ab dem Jahr 2021 auch mit Strafzahlungen bei Flotten-Grenzwerten von über 95 g CO2/km rechnen müssen, bringen die Konzerne mehr Elektrofahrzeuge auf den Markt (Quelle: ADAC).

Die E-Mobilität hat durch die höhere Kaufprämie zumindest in der ersten Hälfte 2020 an Schwung gewonnen, auch wenn die Corona-Pandemie zu einer zweimonatigen Delle führte. Die bislang hohe Zahl von Anträgen zur Innovationsprämie beim BAFA zeigt, dass das Jahr 2020 wohl ein Schlüssel- und Rekordjahr für die E-Mobilität in Deutschland wird.

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