Der Kohleausstieg wurde ebenso wie das Gebäudeenergiegesetz im Juli 2020 beschlossen. Die EU-Kommission hat eine Wasserstoffstrategie veröffentlicht und die Halbjahresstatistik für den Stromsektor zeigt starke Erneuerbare von über 50 Prozent. Auf der Preisseite ging es im Juli ebenfalls weiter nach oben.
Gesetzesvorhaben Kohleausstieg und Gebäudeenergie abgeschlossen
Der Kohleausstieg und die damit verbundenen Strukturhilfen sind nun in zwei Gesetze gegossen und wurden Anfang Juli 2020 verabschiedet. Die Regelungen zum Kohleausstieg beleuchten wir im Detail hier. Die Zusammenfassung: Der Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland soll bis spätestens 2038 vollzogen sein, während insgesamt bis zu 40 Mrd. EUR als Hilfe für den Strukturwandel an die betroffenen Regionen geht.
Am 3. Juli 2020 hat der Bundesrat dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) zugestimmt. Damit wurde die Zusammenlegung der Energieeinsparverordnung (EnEV), des EnergieEinsparungsGesetz (EnEG) und des Erneuebare-Energien-WärmeGesetz (EEWärmeG) nach dreijährigen Diskussionen und Entwürfen final abgeschlossen. Das neue GEG soll zum 1. Oktober 2020 in Kraft treten und es gelten nun einheitliche Regelungen für die energetischen Anforderungen von Neubauten und Bestandsgebäuden.
Inhaltlich ist das GEG jedoch keine Revolution. Die Anforderungen an die energetische Sanierung wie auch an den Neubau sind unverändert (ehemaliger EnEV KfW 75 Standard) und eine Verschärfung wurde nicht vorgenommen. Diese Anforderungen sollen erst im Jahr 2023 überprüft werden. Daher bleibt das Gesetz laut Umweltverbänden hinter seinen Möglichkeiten als auch den klima- und energiepolitischen Notwendigkeiten zurück (Quelle: Erneuerbare Energien).
Das Gesetz sieht ein Einbauverbot von Ölheizungen ab 2026 vor und bestimmt ebenfalls, dass Gas- und Ölheizungen, die seit 1991 laufen nur 30 Jahre lang betrieben werden dürfen. Wer eine alte Ölheizung durch eine klimafreundlichere Option austauscht, erhält hierfür eine Austauschprämie. Eine Innovationsklausel ermöglicht es zudem erneuerbare Energien, Wärmepumpen oder Niedertemperaturwärmenetze zu nutzen, anstatt alleine auf die Dämmung eines Gebäudes zu setzen. Ebenfalls interessant ist hierbei, dass nicht mehr jedes einzelne Gebäude den Energieanforderungen entsprechen muss, sondern nur das ganze Quartier im Zusammenschluss (Quelle: Haufe).
Erstes Halbjahr: Erneuerbare bei über 50 Prozent
Die Halbjahresstatistik des Stromsektors zeigt einen hohen Anteil erneuerbarer Energien. So lag deren Anteil an der Nettostromerzeugung im ersten Halbjahr 2020 bei knapp 56 Prozent (Quelle: Fraunhofer ISE). Am Stromverbrauch hatten Wind, Solar und Co. einen Anteil von ziemlich genau 50 Prozent (Quelle: Agora Energiewende). In beiden Fällen lag der Anteil weit über dem des Vorjahres. Hauptgründe hierfür waren die um mehr als 10 Prozent höhere Erzeugung aus Solar und Wind aufgrund vorteilhafter Witterungsverhältnisse wie auch der Rückgang der Stromnachfrage aufgrund der Corona-Pandemie.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres erzeugten die erneuerbaren Energiequellen 136 TWh. Dies entspricht einem Anstieg um etwa 8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Anteil der Windenergie lag bei über 30 Prozent, während der Anteil der Kohleeinspeisung bei nun mehr 20 Prozent liegt (Quelle: Fraunhofer ISE). Abbildung 1 stellt die Erzeugungsmengen der verschiedenen Energieträger im ersten Halbjahr 2020 dar.
Die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken nahm im Jahr 2020 bislang um etwa 40 Prozent ab, während die Verstromung von Gas um 11 Prozent anstieg. Die Grenzkosten der Gaskraftwerke liegen aufgrund höherer CO2-Preise und geringerer Gaspreise immer öfter unter denen der Kohlekraftwerke und verdrängen deren Erzeugung (Quelle: Fraunhofer ISE). In Abbildung 2 sind die prozentualen Veränderungen der Erzeugung aus verschiedenen Technologien im ersten Halbjahr 2020 zu sehen.
Die hohe Stromerzeugung von erneuerbaren Energien, die geringe Stromnachfrage und der Fuel-Switch von Kohle- zu Gaskraftwerken hat im deutschen Stromsektor zu einer Einsparung von 30 Mil. Tonnen CO2 geführt. So wird das Klimaschutzziel von 40 Prozent geringeren Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 im Jahr 2020 wohl erreicht (Quelle: Agora Energiewende). Jedoch gilt zu bedenken, dass dies vor allem auf besondere Wettereffekte und die Corona-Pandemie und weniger auf klimapolitische Erfolge zurückzuführen ist.
Milliarden-Investitionen für Wasserstoff-Strategie der EU
Nicht nur Deutschland hat eine Wasserstoffstrategie verabschiedet. Auch die EU-Kommission plant weitreichende Veränderungen in Bezug auf diesen Energieträger. Am 8. Juli 2020 hat die Europäische Kommission ihre Wasserstoffstrategie vorgelegt und ordnet das Gas als entscheidenden Faktor für den Übergang zu einer CO2-freien Wirtschaft ein. Mit Investitionen von bis zu 470 Mrd. EUR rechnet die EU innerhalb der nächsten 30 Jahre. Außerdem sollte die Nachfrage nach grünem und damit kohlenstofffrei erzeugtem Wasserstoff bis zu 120 GW an neuen Wind- und PV-Kapazitäten benötigen (Quelle: PV Magazine).
In den kommenden Monaten will die EU gemeinsame Standards für die Herstellung von Wasserstoff definieren. Laut Plan könnten dann bis 2024 etwa 6 GW an neuen Elektrolyseurkapazitäten bestehen. In den fünf Jahren von 2025 bis 2030 sollte dann insgesamt 40 GW an Elektrolyseurleistung installiert sein. Damit soll das Produktionsziel von bis zu 10 Mil. Tonnen Wasserstoff pro Jahr erreicht werden (Quelle: EU Kommission).
Die Förderung dieses neuen Wirtschaftszweiges soll durch das Konjunkturprogramm „Next Generation EU“ geschehen. Allein für die Elektrolyseure sei ein Investitionsvolumen von 24 bis 42 Mrd. EUR notwendig. Für den Ausbau der entsprechenden Kapazitäten von Wind und PV wären weitere 220 bis 340 Mrd. EUR vonnöten (Quelle: PV Magazine). Neue Technologien müssten ebenfalls in der Industrie angewendet werden, um den kohlenstofffreien Wasserstoff auch nutzen zu können. Auch hier rechnet die EU-Kommission mit Investitionen in Milliardenhöhe.
Preise steigen weiter an
Mit besseren Konjunkturaussichten und dem Rettungspaket der EU in Höhe von 750 Mrd. EUR stiegen auch die Preise an den Commodity-Märkten. So erreichten die Ölpreise gegen Ende Juli 2020 ihre höchsten Werte in den letzten vier Monaten. Für die Nordseesorte Brent stiegen die Preise auf über 45 USD/Barrel.
Auch auf der Stromseite ging es nach oben. Hier war vor allem der starke Anstieg der CO2-Zertifikatspreise der Preistreiber. Den EUA-Kontrakt mit Lieferung für Dezember 2020 erreichte Mitte Juli ein 14-Jahreshoch von über 30 EUR/Tonne. Anschließend ließ der Preis aufgrund von Gewinnmitnahmeeffekten gegen Ende Juli wieder nach. Der deutsche Strommarktkontrakt für das Kalenderjahr 2021 folgte dem Aufschwung der CO2-Preise ebenfalls wie Abbildung 3 verdeutlicht.
Viel Gas im Juli
Die geringeren Winderträge im Juli 2020 spiegeln sich in der Stromerzeugung des Monats wider. So lag die Stromerzeugung aus Windenergie in den mittleren zwei Wochen des Juli unter der Norm und gemittelt bei nur etwa 5 GW. Die fehlenden Strommengen wurden zu einem Großteil von Gas- und Braunkohlekraftwerken geliefert, wie Abbildung 4 zeigt.
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