Wenig Veränderung gibt es bei den Ausschreibungen für erneuerbare Energien: PV überdeckt, Wind unterdeckt. Der Juni 2020 wartete jedoch mit gesetzlichen und politischen Neuerungen auf. Die Preise am langen Ende zeigen im Juni 2020 wieder stärker nach oben.

Ausschreibung: Überdeckung bei PV, Unterdeckung bei Wind

Die Ergebnisse der Ausschreibungen für PV und Wind vom Juni 2020 sind nun veröffentlicht. Sie deuten immer noch auf eine strukturelle Ungleichheit zwischen PV und Wind hin (Quelle: Bundesnetzagentur). Während die Ausschreibung von PV um das Vierfache überdeckt war, konnte die Bundesnetzagentur bei der Windausschreibung nur 60 Prozent der ausgeschriebenen Leistung an Projekte vergeben.

Bei der PV wurden insgesamt Gebote in Höhe von fast 450 MW eingereicht, während die ausgeschriebene Menge bei nur 100 MW lag. Die Höhe der durchschnittlichen Vergütung für die PV lag in der Juni-Ausschreibung bei 5,27 ct/kWh und stieg gegenüber den vorherigen PV-Ausschreibungen im Februar und März 2020 leicht an.

Die Ausschreibung für Windenergie an Land war wie schon seit Ende 2018 unterdeckt (Quelle: Erneuerbare Energien). Konkret hatten die eingereichten Projekte ein Volumen von fast 470 MW, während die ausgeschriebene Menge bei 825 MW lag. Gegenüber den vorherigen Ausschreibungen im Jahr 2020 blieb die durchschnittliche Vergütung für Wind an Land jedoch relativ konstant und erreichte 6,14 ct/kWh.

Abbildung 1 zeigt die Ergebnisse der Ausschreibungen für PV und Wind an Land seit Beginn 2020. In der gemeinsamen Ausschreibung vom April 2020 wurde die gesamte Leistung an PV-Anlagen vergeben.

durchschnittliche Zuschlagswerte für Ausschreibungen PV und Wind an Land in Deutschland in 2020 (Quelle: Energy Brainpool)

Abbildung 1: durchschnittliche Zuschlagswerte für Ausschreibungen PV und Wind an Land in Deutschland in 2020 (Quelle: Energy Brainpool)

Corona katalysiert Veränderungen

Der Stromverbrauch in Europa liegt weiterhin unter der Norm. Ende Juni 2020 lag der gemittelte Verbrauch in zehn ausgewählten Ländern acht Prozentpunkte unter Normalniveau. Dies bedeutet jedoch auch eine Erholung des Verbrauchs vom Tiefpunkt Ende März. Zu diesem Zeitpunkt brach die Stromnachfrage in der EU um 15 Prozent ein (Quelle: Montel).

In jedem Fall hat die Corona-Pandemie einiges am Energiemarkt durcheinandergebracht. Nicht zuletzt reagierte auch die Politik und brachte eine Reihe von gesetzlichen Änderungen und Neuerungen auf den Weg. In unserem Artikel  zum Corona-Konjunkturpaket sind einige der energiewirtschaftlichen Änderungen detailliert beschrieben. Zusammenfassend gesagt: Die Bundesregierung hat die Offshore-Ausbauziele angehoben, die EGG-Umlage begrenzt, die E-Mobilität stärker gefördert und die Wasserstoffstrategie nimmt Form an.

Weitere Änderungen, die im Laufe des Juni 2020 bekannt wurden, sind die finale Abschaffung des PV-Deckels, die Verabschiedung der Nationalen Wasserstoffstrategie (Quelle: PV Magazine) und die Änderungen zum Gesetzesentwurf zum Strukturstärkungsgesetz für den Kohleausstieg.

Mit dem Gebäudeenergiegesetz, welches am 3. Juli 2020 vom Bundesrat angenommen wurde, wird der Absatz des PV-Deckels aus dem EEG gestrichen. Damit ist nach langem Hin und Her endlich klar, dass PV-Anlagen bis 750 kW weiterhin eine Einspeisevergütung erhalten, auch wenn die Marke von 52 GW an installierter PV-Leistung in Deutschland erreicht wird (Quelle: PV Magazine).

Am 3. Juli lagen auch die beiden Gesetze zum Kohleausstieg auf der Agenda des Bundestages (Quelle: PV Magazine). Sie wurden in den jetzigen Fassungen beschlossen und sind auch durch den Bundesrat bestätigt worden (Quelle: Montel).

Preise zeigen nach oben

Der Juni 2020 brachte eine positive Entwicklung für die Commodity-Preise am langen Ende. Ob bei Kohle, Öl, Strom oder CO2-Zertifikaten, überall ging es preislich nach oben. Nur die Gaspreise zeigen eine Seitwärtsbewegung.

Die Lockerungen der Corona-Einschränkungen in vielen Ländern lassen die Preise für insbesondere Öl wieder ansteigen. Die wichtige psychologische Grenze von 40 USD/Barrel wurde für die Sorte Brent am 5. Juni erreicht. Seitdem pendelt der Ölpreis um diese Marke.

Es bestehen auf Händlerseite noch immer Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Pandemie und die Möglichkeit einer zweiten Ausbruchswelle dämpft die Preiserwartungen (Quelle: Montel). Auch der zehnprozentige Rückgang des Energieverbrauchs der EU in diesem Jahr, vorhergesagt durch die Internationale Energieagentur, verhindert einen stärkeren Anstieg (Quelle: Montel).

Gleichzeitig stiegen die EUA-Preise des europäischen Emissionshandelssystems gegen Ende Juni 2020 wieder über 25 EUR/Tonne. Seit Anfang des Monats stiegen die Preise für CO2-Zertifikate somit um 4 EUR/Tonne oder etwa 20 Prozent an. In dem Marktumfeld scheinen allerdings auch spekulative Käufer den Preis zu treiben (Quelle: Montel).

Mit höheren Preisen für CO2 als auch für Kohle legte ebenfalls das deutsche Frontjahr für Grundlaststrom zu und überschritt in der letzten Juniwoche den Preis von 40 EUR/MWh.

In Abbildung 2 sind die relativen Preisveränderungen von Öl, Kohle, Strom und CO2 von Anfang Mai 2020 bis Ende Juni 2020 dargestellt.

 relative Preisentwicklung des deutschen Stromfrontjahres (candle sticks), der CO2-Zertifikate (orangenfarben), des Brent Ölkontrakts für Dezember 2020 (rot) und des Frontjahrs für Kohle (grün) von Anfang Mai bis Ende Juni 2020 (Quelle: Montel)., Energy Brainpool

Abbildung 2: relative Preisentwicklung des deutschen Stromfrontjahres (candle sticks), der CO2-Zertifikate (orangenfarben), des Brent Ölkontrakts für Dezember 2020 (rot) und des Frontjahrs für Kohle (grün) von Anfang Mai bis Ende Juni 2020 (Quelle: Montel).

Hohe Gasmengen im Juni

Im Vergleich zum Vormonat nahm die Erzeugung aus PV und Wind im Juni 2020 ab. Zurück ging auch die Stromerzeugung aus Biomasse, während die Gas- und Braunkohlekraftwerke mehr Strom in das deutsche Netz einspeisten als noch im Mai 2020.

Gas, Braunkohle, PV und Wind erzeugten im Juni 2020 jeweils etwa 6 TWh Strom. Abbildung 3 stellt die Stromerzeugung aus verschiedenen Technologien und die Day-Ahead-Preise im Juni 2020 für Deutschland dar.

Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im Juni 2020 in Deutschland (Quelle: Energy Brainpool)

Abbildung 3: Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im Juni 2020 in Deutschland (Quelle: Energy Brainpool)