Mit knapp 1800 Megawatt verzeichneten die ersten fünfMonate des Jahres 2019 den stärksten PV-Zubau seit mehr als fünf Jahren. Die Summe der installierten Leistung stand Ende Mai bei 47,7 GW. Nachdem der Ausbau der Onshore-Windenergie schon in 2018 zurückging, wartete das erste Quartal 2019 mit dem niedrigsten Ausbau seit mehr als 20 Jahren auf. In diesem Zeitraum haben Onshore-Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von nur 206 MW ihren Betrieb aufgenommen. Dieser Artikel beleuchtet die Gründe für den unterschiedlichen Ausbau dieser wichtigen erneuerbaren Energiequellen in den ersten Monaten des Jahres 2019.

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Schwankungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien sind nichts Neues. Schon seit Beginn der Förderung von PV und Windenergie gab es Jahre, in denen viele neue Anlagen ans Netz gingen. Ebenso gab es Jahre, in denen der Ausbau stagnierte oder zurückging. Abbildung 1 zeigt die jährlich installierten Leistungen von PV und Onshore-Wind von 2015 bis Mai 2019 (Datenquellen: Solarbranche, Windbranche, BNetzA).

jährlich neu installierte Leistung von PV und Onshore-Wind seit 2005 einschließlich Quartal 1/2019 in MW

Abbildung 1: jährlich neu installierte Leistung von PV und Onshore-Wind seit 2005 einschließlich Quartal 1/2019 in MW (Quelle: Energy Brainpool)

So lag die Boomzeit der PV-Neuinstallationen zwischen 2009 und 2012, während der Zubau in den Folgejahren drastisch nachließ. Die stärksten Neuinbetriebnahmen bei der Onshore-Windenergie reichten vom Jahr 2014 bis 2017. Änderungen im Förderregime, als auch sinkende Preise auf der Herstellerseite waren ausschlaggebend für das Auf und Ab des Zubaus erneuerbarer Energien.

Der Ausbau seit Beginn 2019

Die aktuellen Zahlen für den Bruttozubau von PV und Windenergie stammen von der Bundesnetzagentur. Die Behörde ermittelt im Marktstammdatenregister unter anderem die neu installierte Leistung von PV und Onshore-Wind (Quelle: BNetzA). Demnach lassen sich der starke PV-Zubau von 1814 MW, sowie auch der schwache Zubau von Onshore-Wind von 206 MW in den ersten fünf Monaten des Jahres 2019 wie in Abbildung 2 aufgliedern.

Neuinbetriebnahmen von PV und Onshore-Wind in den ersten vier Monaten des Jahres 2019 in MW

Abbildung 2: Neuinbetriebnahmen von PV und Onshore-Wind in den ersten vier Monaten des Jahres 2019 in MW (Quelle: Energy Brainpool)

Seit Anfang 2019 wurden insbesondere Solaranlagen außerhalb der EEG-Ausschreibungen installiert. Anlagen, die nicht an den Ausschreibungen teilnehmen müssen, machten über 90 Prozent aller Installationen bis Ende Mai aus. Dies waren demnach alles Anlagen mit einer Leistung von weniger als 750 kW. Aus den Daten der Bundesnetzagentur lässt sich weiterhin schließen, dass der Großteil der neu installierten PV-Anlagen in 2019 Dachanlagen waren. Die Leistung von neuen Mieterstromanlagen lag in den ersten fünf Monaten bei 5,3 MW. Dies liegt weit unter der jährlich zulässigen Mieterstrommenge von 500 MW. Mieterstrom als Beschleuniger für den PV-Zubau ist somit vernachlässigbar.

Einbruch des Onshore-Windkraft-Ausbaus

Bei der Windenergie (onshore und offshore) sind im Zeitraum Januar bis Ende Mai bisher 71 Anlagen ans Netz gegangen. Zusätzlich zu den 206 MW bei den Onshore-Anlagen kamen in den ersten fünf Monaten diesen Jahres 33 neue Offshore-Anlagen mit einer Leistung von 210 MW ans Netz. Im gleichen Zeitraum gingen laut FA Wind auch 52 MW vom Netz, was zu einem Nettozubau von nur 154 MW bis Ende Mai 2019 geführt hat. (Quelle: persönliches Gespräch mit FA Wind). Der Einbruch des Onshore-Windkraft-Ausbaus ist dramatisch. Dies verdeutlicht auch der Vergleich mit den monatlichen Inbetriebnahmezahlen der ersten fünf Monate der vergangenen drei Jahre in Abbildung 3 (Quelle: FA Wind 1, FA Wind 2, BNetzA).

Während die Neuinbetriebnahmen im Vergleichszeitraum in den vergangenen Jahren bei etwa 1200 MW lagen, liegt das Jahr 2019 um 80 bis 90 Prozent unter diesen Zahlen.

monatliche Inbetriebnahme (Jan–Apr) von Onshore-Windenergie in Deutschland im Jahresvergleich in MW

Abbildung 3: monatliche Inbetriebnahme (Jan–Apr) von Onshore-Windenergie in Deutschland im Jahresvergleich in MW (Quelle: Energy Brainpool)

Warum der unterschiedliche Zubau von PV und Wind seit 2018?

Um diese Frage beantworten zu können, schauen wir in die Vergangenheit: Seit dem EEG 2017 hat der Gesetzgeber den Ausbau der Windenergie über die ausgeschriebenen Mengen auf knapp 3000 MW pro Jahr gedeckelt. Weiterhin wurden sogenannte Bürgerwindparks durch das Ausschreibungsdesign bevorzugt. Sie konnten ohne Immissionschutz-Genehmigung in die Ausschreibungen gehen und müssen diese nun nachholen. Insgesamt haben bis April 2019 Bürger-Windenergie-Anlagen mit nur 167 MW eine Genehmigung erhalten – von insgesamt 2688 MW aus den Ausschreibungen in 2017.

Der Bau und die Inbetriebnahme dieser Bürgerwindparks können sich aufgrund gesetzlicher Regelungen zu Umsetzungszeiträumen noch bis in die Anfänge der 2020er Jahre verschieben. So sind laut Fachagentur Wind erst 35 Anlagen der insgesamt 713 Windenergieanlagen aus den 2017er Ausschreibungen in Betrieb. Außerdem verzögern zahlreiche Klagen gegen Windparks viele Projekte. So waren im Dezember 2018 über 750 MW an Windenergieprojekten von Rechtsstreit betroffen. (Quelle: FA Wind)

Genehmigungsverfahren bremsen Zubau aus

Darüber hinaus stecken mehr als 10.000 MW an Windenergieleistung in den allgemeinen Genehmigungsverfahren fest. Dementsprechend erwarten die Verbände eine geringe Zahl an Neuinstallationen in 2019: etwa 2000 MW. Dies entspricht dem niedrigsten Stand seit 2011 (Quelle: Bizz Energy).

Die erstarkten Ausbauzahlen der PV haben andere Gründe. Sie sind ebenfalls bedingt durch gesetzliche Regelungen. Mit dem Beschluss des Energiesammelgesetzes im Dezember 2018 wurden nicht nur Sonderausschreibungen für PV und Wind ermöglicht, sondern es erfolgten auch gekürzte Vergütungen für die anzulegenden Werte von Anlagen, die nicht an den Ausschreibungen teilnehmen müssen (Quelle: PV Magazine).

Die Absenkung der festen Einspeisevergütung, bzw. der anzulegenden Werte für Dachanlagen ist in Tabelle 1 dargestellt (Quelle: BNetzA).

Reduktion der Vergütungssätze für PV-Anlagen unter 750 kW im Jahr 2019

Tabelle 1: Reduktion der Vergütungssätze für PV-Anlagen unter 750 kW im Jahr 2019 (Quelle: Energy Brainpool).

Für Anlagen mit einer Leistung zwischen 100 und 750 kW war Ende 2018 klar: Die Vergütungssätze werden bis April 2019 um 15 Prozent sinken. Dies ist ein wichtiger Grund für den verstärkten Ausbau der PV in den ersten Monaten des Jahres 2019. Die gesunkenen Preise für PV-Systeme und Komponenten helfen dem derzeitigen Trend zu mehr PV ebenfalls (Quelle: PV Magazine). Nichtsdestotrotz hat der Gesetzgeber im Energiesammelgesetz das jährliche Ausbauziel von PV allerdings von 2500 auf 1900 MW reduziert.

Notwendiger EE-Ausbau für 2030-Ziele

Nach Einschätzung mehrerer Institute wird ein Zubau an PV-Anlagen von etwa 5 GW pro Jahr notwendig sein, um das 65 % Ziel für den Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in 2030 zu erreichen. Auch für die Aufstockung der Windenergie muss ein jährlicher Zubau von mindestens 4 GW erfolgen, insbesondere um den Rückbau alter Anlagen zu dämpfen. Ferner erfordern der geplante Kohleausstieg und die Ziele zur CO2-Reduktion einen verstärkten Zubau (Quelle: Montel, Agora Energiewende).

Daher sollten die Zahlen aus den ersten Monaten 2019 als Warnsignal dienen. Denn die jährlich notwendigen Zubauzahlen werden nach aktuellem Stand nur etwa zur Hälfte erreicht.