Die ersten Ausschreibungen für erneuerbare Energien im Jahr 2019 ließen die Gebotswerte steigen. Demgegenüber sollen CO2-Grenzwerte für neue PKWs und LKWs die Emissionen in der EU reduzieren. Neue Stromleitungen und Power-to-Gas-Anlagen sollen einfacher zu errichten und zu planen sein. Auf der Preisseite ging es im April 2019 vor allem nach oben. Die Ausnahme: Die Osterfeiertage brachten viele negative Preise.

Steigende Gebotswerte bei den Ausschreibungen für Erneuerbare

Bereits Ende März gab die Bundesnetzagentur die Ergebnisse der ersten Sonderausschreibung Solar bekannt. Gleich darauf folgten Mitte April die Zahlen für die erste gemeinsame Ausschreibung Solar und Onshore Wind im Jahr 2019 (Quelle: BNetzA). In der Sonderausschreibung für Solar wurden 500 MW an Leistung ausgeschrieben, während Projekte mit einer Leistung von 870 MW teilnahmen. Die Ausschreibung war somit um 75 Prozent überzeichnet: Der durchschnittliche Zuschlagspreis in der Sonderausschreibung lag bei 6,59 ct/kWh und entspricht dem höchsten Wert in einer deutscher Solarausschreibung seit Ende 2016.

In der Vorrunde lag der Durchschnittspreis noch bei 4,8 ct/kWh. Der hohe Wert kann teilweise erklärt werden, da das Kontingent für Projekte auf bayrischen landwirtschaftlichen Flächen für 2019 schon ausgeschöpft war (Quelle: PV Magazine).

Die erste gemeinsame Ausschreibung für Solar und Onshore Wind in diesem Jahr folgte der Tradition aus dem Jahr 2018. Alle 18 Zuschläge in Höhe von 210 MW gingen an die PV. Die Preise lagen zwischen 4,5 und 6,1 ct/kWh, mit dem Durchschnitt bei 5,66 ct/kWh und somit 1 ct/kWh unter dem der Sonderausschreibung. Auch diese Ausschreibung war stark überzeichnet. Es wurden 109 Gebote mit einer Leistung von 720 MW bei der BNetzA eingereicht.

In beiden Ausschreibungen lagen die Zuschlagswerte über den Werten seit Anfang 2018. Abbildung 1 zeigt die durchschnittlichen Zuschlagswerte aller bisherigen Ausschreibungen von Solar und Onshore Wind aus 2019.

Ausschreibungsergebnisse für Solar und Onshore Wind in Deutschland 2019 (Quelle: Energy Brainpool)

Abbildung 1: Ausschreibungsergebnisse für Solar und Onshore Wind in Deutschland 2019 (Quelle: Energy Brainpool)

Die nächsten Ausschreibungen finden im Mai (Onshore Wind mit 650 MW) und Juni (Solar mit 150 MW) statt. Für die 2030er-Ziele reichen die derzeit jährlichen Ausschreibungsmengen laut Umweltbundesamt allerdings nicht aus. Sowohl für das Erneuerbaren-Ziel von 65 Prozent, als auch für die Minderung der Treibhausgasemissionen müssten bis 2030 jährlich mindestens 4 GW Wind und 4 GW PV installiert werden (Quelle: Montel).

Europäische CO2-Grenzwerte im Verkehr

Die nun schon seit Monaten diskutierten CO2-Grenzwerte im Verkehrssektor hat die EU abgesegnet. Die Regelungen betreffen die Neuwagenflotten der Autohersteller sowohl bei den PKWs, leichten Nutzfahrzeugen, LKWs und Bussen. Wobei jeweils andere Grenzwerte eingehalten werden müssen.

Bei den PKWs hat der EU-Ministerrat am 15. April zugestimmt, dass neue PKWs ab 2030 37,5 Prozent weniger CO2 ausstoßen dürfen als in 2021. Für leichte Nutzfahrzeuge und Vans gilt hingegen ein Wert von 31 Prozent im Jahr 2030 (Quelle: Energate).

die CO2-Grenzwerte im Verkehrssektor sind beschlossen (Quelle: Gaby Eder/pixelio)

Abbildung 2: die CO2-Grenzwerte im Verkehrssektor sind beschlossen (Quelle: Gaby Eder/pixelio)

Weiterhin gibt es Neuregelungen für den Schwerlasttransport. Diese zielen darauf ab, die CO2-Emissionen von LKWs zu reduzieren. Derzeit verursachen schwere Nutzfahrzeuge sechs Prozent aller europäischen CO2-Emissionen und rund 27 Prozent der gesamten Emissionen aus dem Straßenverkehr aus (Quelle: European Council).

Der rumänische Ratsvorsitz und Vertreter des EU-Parlaments haben sich darauf geeinigt: Neue LKWs sollen bis 2025 15 Prozent geringe CO2-Emissionen aufweisen als in 2019. Ab 2030 müssen die Fahrzeuge der Hersteller dann 30 Prozent weniger Treibhausgase emittieren. Nach Schätzungen der EU-Kommission würden die Emissionen von schweren Nutzfahrzeugen ohne die neuen Regeln bis 2030 um zehn Prozent steigen (Quelle: Energate). Ende Mai soll die Verordnung für LKWs auch vom Rat der EU beschlossen werden.

Die Werte sind als EU-weite Flottenwerte der Hersteller zu verstehen. Außerdem sollen Anreizmechanismen implementiert werden, die Hersteller von emissionsfreien oder -armen Fahrzeugen besser stellen. Im Detail werden die CO2-Vorgaben für PKW-Hersteller gesenkt, wenn in 2025 mehr als 15 Prozent und in 2030 mehr als 35 Prozent ihrer verkauften PKWs emissionsfrei oder -arm sind (Quelle: VCD). Die Ziele sollen es der EU ermöglichen, bis 2030 30 Prozent geringere CO2-Emissionen in den Nicht-ETS-Sektoren gegenüber 2005 zu erreichen (Quelle: European Council).

Netzausbau und Power-to-Gas

Am 4. April 2019 hat der Bundestag das Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) verabschiedet. Wirtschaftsminister Altmaier will dadurch die Genehmigungsverfahren für neue Stromleitungen vereinfachen, verschlanken und beschleunigen. So sollen Teile der Verfahrensschritte im Planungs- und Planfeststellungsprozess zeitgleich durchgeführt werden. Die Nutzung von Bestandstrassen für Netzverstärkungen oder -Neubau soll ebenfalls optimiert werden (Quelle: PV Magazine).

Es gab allerdings auch Kritik an einer Regelung im NABEG zur Wasserstoffelektrolyse. Nach den ersten Gesetzesentwürfen sollte für den Strom, der in Elektrolyseuren genutzt wird, Netzentgelte anfallen. Das tritt ein, falls der Wasserstoff nicht wieder rückverstromt wird. Dies bedeutet: Einer Nutzung im Mobilitäts- oder Wärmesektor würde die Wirtschaftlichkeit entzogen werden. Diese Passage hat Schleswig-Holstein mit einem Antrag verhindert.

Gute Nachrichten für die Sektorkopplung

Power-to-Gas-Anlagen würden durch Netzentgelte im Falle einer Nutzung des Wasserstoffs außerhalb des Stromsektor beeinträchtigt. Dieses Belastung hat der Gesetzgeber wieder aus dem Gesetz entfernt. Am 12. April hat der Bundesrat die finale Fassung verabschiedet (Quelle: PV Magazine). Für die Sektorkopplung ist dies eine gute Nachricht.

Außerdem gehen drei neue Power-to-Gas-Projekte an den Start. Vattenfall plant im Industriepark Brunsbüttel zusammen mit MAN Energy Solutions und Arge Netz eine 50 MW Power-to-Gas-Anlage. Laut den Projektpartnern kann so regionaler Strom aus erneuerbaren Energien grünen Wasserstoff herstellen. Dieser kann dann als Kraftstoff für Busse, LKWs und Schiffe genutzt werden (Quelle: Montel).

Auch im Rhein-Main-Gebiet wollen eine Reihe von lokalen Energieunternehmen mehrere Elektrolyseure mit einer Gesamtleistung von 15 MW installieren (Quelle: PV Magazine). Im Emsland wollen die Unternehmen RWE Generation, Siemens, Enertrag, die Stadtwerke Lingen, Hydrogenious Technologies, Nowega, das Forschungszentrum Jülich und das IKEM Institut eine Wasserstoffinfrastruktur aufbauen. Kern des Projektes soll eine 105 MW Power-to-Gas-Anlage in Lingen werden. Die beiden letzteren Projekte nehmen am Ideenwettbewerb des Bundeswirtschaftsministeriums „Reallabore der Energiewende“ teil (Quelle: PV Magazine).

Starker Energiekomplex am langen Ende, Ostern mit negativen Preisen

Seit Anfang April hat sich der Preis des deutschen Leitkontrakts, die Grundlastlieferung für das Jahr 2020, um etwa 5 EUR/MWh oder 11 Prozent erhöht. Mit steigenden CO2-Zertifikatspreisen auf über 27,8 EUR/Tonne, einem 11-Jahreshoch, und einem Anstieg der Ölpreise um 7 USD/Barrel auf über 75 USD/Barrel hat sich auch das Frontjahr im Strom bis Ende April 2019 auf etwa 50 EUR/MWh eingependelt. Abbildung 2 stellt die relativen Preisanstiege des Frontjahres Strom für Deutschland, der CO2-Zertifikate mit Fälligkeit Dezember 2020 und des Brent-Öls mit Fälligkeit Dezember 2019 von Anfang März bis Ende April dar. Der deutliche Anstieg im April ist deutlich zu erkennen.

Relative Preisentwicklung des Stromfrontjahres Base Deutschland (candel sticks), Brent-Öl (orangenfarbene Linie) und CO2-Zertifikate (rote Linie) von Anfang März bis Ende April 2019 (Quelle: Montel)

Abbildung 3: Relative Preisentwicklung des Stromfrontjahres Base Deutschland (candel sticks), Brent-Öl (orangenfarbene Linie) und CO2-Zertifikate (rote Linie) von Anfang März bis Ende April 2019 (Quelle: Montel)

Am Spotmarkt war vor allem das Osterwochenende interessant. Die stündlichen Preise fielen am Ostermontag auf ein 1,5 Jahrestief von minus 83 EUR/MWh in Stunde 14. Die Grundlast lag an diesem Tag bei minus 14 EUR/MWh, während die Spitzenlast sogar bei minus 36 EUR/MWh mittelte. Im Durchschnitt lieferten Solar 10 GW und Wind 21 GW, während die Last zwischen 35 und 48 GW pendelte. Abbildung 3 verdeutlicht den hohen Anteil von über 75 Prozent an der Stromerzeugung am 22. und 23. April 2019.