Stromhandel wurde durch die Liberalisierung des deutschen Strommarktes wichtiger. Stromhandel in China kann ein hohes wirtschaftliches Potenzial freisetzen und die Reform des chinesischen Strommarkts hin zu einem liberalisierten Markt mit hohem Anteil erneuerbarer Energien ermöglichen.

Guizhou trading platform
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Die Liberalisierung des deutschen Strommarktes hat im Jahr 1998 begonnen. Tatsächlich wurde die Bundesnetzagentur als entsprechende Regulierungsbehörde aber erst sieben Jahre später gegründet. Mit der Liberalisierung der europäischen Strommärkte in den letzten Jahrzehnten, wurde auch der Stromhandel eine immer wichtigere Aufgabe. Um Erzeugung und Verbrauch von Strom ausgleichen zu können, ist ein funktionierender Stromhandel und die Interaktion von Stromerzeugern, Stromhändlern und Vertrieben notwendig. Weiterhin haben erneuerbare Energien im Stromsektor dazu geführt, dass intelligentes Management und Bewirtschaftung von Kraftwerken und Erzeugungsportfolien unvermeidlich wird. Der Wettbewerb zwischen alten und neuen Unternehmen hat zugenommen und dadurch auch innovative und kosteneffiziente Geschäftsmodelle und –strategien angereizt.

Chinas Strommarktreform wurde von vielen als Einschnitt für die alten monopolistischen Strukturen angesehen. Sie läuft in Teilen aber noch ihren Zielen hinterher. Gewiss, die Reform des Stromsektors ist keine Kleinigkeit, wie das europäische und deutsche Beispiel zeigen. Einer der wichtigsten Aspekte ist es durch Stromhandel einen Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch zu erlauben. Für die chinesischen Stromerzeuger, aber auch für Industrieverbraucher ist das Verständnis von Mechanismen in liberalisierten Strommärkten daher von größter Bedeutung. Wissen über die Beschaffung von Strom, sowie Portfolio- und Risikomanagement sind genauso erforderlich, wie die Anwendung von Handelsstrategien. Energy Brainpool bietet daher ein intensives und maßgeschneidertes Trainingsprogramm für chinesische Firmen im Stromsektor an, damit diese die notwendigen Strategien in einem neuen Marktumfeld entwickeln können.

Ein Ziel der Strommarktreform in China ist es, Wettbewerb zwischen verschiedenen Firmen im Stromvertrieb zu schaffen. Stromhandelsplattformen sollen es Großverbrauchern somit ermöglichen Strompreise direkt mit Stromerzeugern zu verhandeln, anstatt wie vorher mit den monopolistischen Netzbetreibern. Ein Vielzahl von diesen Handelsplattformen wurden schon in Betrieb genommen und erlauben das Aufsetzen bilateraler Stromhandelsverträge. Die Analyse der ersten Pilotprojekte und Handelsplattformen für Strom zeigt, dass eine große Anzahl von Industriebetrieben und Erzeugern an diesem neuen Feld teilnehmen.  In der Provinz Guizhou, wo eine der fortschrittlichsten Stromhandelsplattformen eingerichtet wurde, sind die durchschnittlichen Strompreise für Großverbraucher aus der Industrie schon gesunken.

In einem wettbewerblichen Umfeld planen Unternehmen Ihre Stromerzeugung und ihren Stromverbrauch so, dass sie auf Preisunterschiede reagieren können. Damit die Strommarktreform in China Wirkung zeigt, ist es notwendig, dass Strompreise fluktuieren können, und somit ein Überangebot oder einen Engpass von Strom im System anzeigen. Derzeit reagieren Strompreise nicht auf hohe Einspeisung durch erneuerbare Energien und großflächige Abregelungen von Strom aus kohlenstofffreien Erneuerbaren sind die Folge. In vielen Fällen könnten solche Maßnahmen reduziert werden, wenn Strompreise auf die Erzeugung reagieren und im Umkehrschluss dann auch die Erzeugung an die Preissignale angepasst wird. Der Stromhandel bildet somit das Bindeglied zwischen Erzeugung und Verbrauch, da es eine Reaktion auf sich ändernde Strompreise ermöglicht.