Die Zentralregierung in China, als größter Strommarkt der Welt, untersucht die Möglichkeiten von privaten Investitionen in den Strommarkt. Focus liegt auf dem Stromvertrieb. Grundlage hierfür sind die Strommarktreformen, die im April 2015 beschlossen wurden.

China's National Power Grid Plan for 2020
© Stratfor 2014

In der aktuellen Strommarktstruktur sind es die Unternehmen China State Grid Corp., China Southern Power Grid Co. und die Inner Mongolia Power Group die als Verbundunternehmen für den Transport, die Verteilung  und den Verkauf von Strom verantwortlich sind. China State Grid ist dabei der dominante Player mit 80 Prozent Marktanteil bei der Stromverteilung mit einer Spitzenlast von 650 GW.

Wesentliche Bestandteile der Strommarktreform sind:

  • Marktöffnung: Es soll Marktteilnehmern erlaubt sein, im Stromvertrieb aber auch in der Stromverteilung im Wettbewerb zueinander zu treten, wobei der Stromtransport bei den jetzigen Netzbetreibern im natürlichen Monopol bleiben wird.
  • Einführung Netzentgelte: Es wird ein Wechsel bei den Einkommensströmen für die Netzbetreiber durch die Einführung von Netztarifen in Transport und Verteilung geben.
  • Gründung von Stromhandelsplätzen: Es sollen Stromhandelsplattformen entstehen, bei denen Angebot und Nachfrage gebündelt werden können und Marktpreise fixiert werden.
  • Stärkung der Regulierung: Die behördliche Überwachung des Marktes soll gestärkt werden und eine besser Planung der Stromerzeugungsmengen soll gewährleistet werden und die Effizienz des Gesamtmarktes zu steigern und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
  • Vorrang von emissionsarme Kraftwerken: Verpflichtung von Stromerzeugern emissionsarme Kraftwerkstechnologien im Dispatching einzusetzen, um so „stabile Strompreise“ zu ermöglichen.

Offene Fragen bisher

Trotz des klaren Bekenntniss zur Strommarktöffnung sind einige Fragen noch offen:

  • Der Zeitplan für die Refom ist nicht festgelegt (obwohl einige Medien das Jahr 2018 genannt haben).
  • Die Preisregulierung im Netzbereich wurde nicht detailliert ausgearbeitet.
  • Es ist noch nicht klar, ob auch ausländische Investitionen in Verteilnetze und Stromvertrieb erlaubt werden.

Die aktuellen Diskussionen in der chinesischen Strombranche fokussieren sich auf den Energievertrieb:  Welche Lizenzen braucht man?  Wie geht man mit Garantieren um?  Welche Infrastruktur wird benötigt? Aufgrund der vollen Marktöffnung hierzulande mit mehr als 1.000 Stromvertrieben wird Deutschland also Prototyp für die Marktöffnung gesehen. Der Wissenstransfer scheitert meistens an dem nicht ganz einfachen Marktdesign und an der Sprachbarriere.

Artikel von der Chinese Association for Renewable Energy in Germany e.V.  , übersetzt von Tobias Federico