Der September 2018 hat es in sich: Hochpreise bei den Commodities mit anschließender Berichtigung, sowie eine Reihe von politischen Ankündigungen auf Ebene der EU und Deutschland. Außerdem: Totgesagte leben länger – die Blockchain-Technologie steht noch nicht am Ende.

Solarzölle auf chinesische Module fallen

Eine schon erwartete, aber sehr relevante Entscheidung traf die EU-Kommission: Die Importzölle auf Solarprodukte liefen zum 3. September 2018 aus. Seit 2013 bestanden Mindestpreise auf chinesischen Solarmodulen- und zellen. Die Produkte der Hersteller, welche sich nicht an die Regelung hielten, wurden mit Strafzöllen künstlich um bis zu 65 Prozent verteuert. Das sollte die europäischen Hersteller von Solarmodulen gegen niedrige (Dumping-)Preise aus China schützen und somit die europäische Industrie am Leben erhalten (Quelle: Handelsblatt).

Die sinkenden Preise von Solarmodulen durch Skaleneffekte der chinesischen Produzenten kamen nicht komplett in Europa an. Die EU-Kommission hat ein Auslaufen der geltenden Strafzölle auch aus einem anderen Grund beschlossen: um den ambitionierten Ausbau für PV in europäischen Ländern anzutreiben.

„Nach Berücksichtigung der Bedürfnisse sowohl der Hersteller als auch diejenigen, die importierte Solarmodule nutzen oder selbst importieren, hat die Kommission im Interesse der gesamten EU beschlossen, die handelspolitischen Schutzmaßnahmen gegen Solarmodule aus China Maßnahmen nicht zu verlängern“, so die EU-Kommission (Quelle: EU-Kommission).

Sinkende Fördersätze in China könnten zudem die Preise für importierte Module weiter senken. Die Vereinigung Solar Alliance for Europe, die für das Abschaffen der Zölle warb, geht davon aus, dass die Preise von Modulen auf nur noch 200 €/kW sinken werden (Quelle: Energate).

Politische Ankündigungen in Deutschland

Auch für Deutschland gab es im September 2018 eine Reihe von politischen Ankündigungen. Die Sonderausschreibungen für PV und Wind, die eigentlich schon für vor der Sommerpause erwartet wurden, sollen nun bald durch ein Änderungsgesetz des EEG Wirklichkeit werden. Das kündigte Wirtschaftsstaatsekretär Bareiß Anfang September an. Lange Diskussionen zwischen den Regierungsparteien haben die Sonderausschreibungen immer weiter in die Zukunft gerückt. Weiterhin soll auch ein Konzept erstellt werden für das neue Ziel der Bundesregierung: im Jahr 2030 den Anteil an erneuerbarem Strom auf 65 Prozent zu steigern (Quelle: Energate).

Außerdem erwarten wir Änderungen zum Thema Einspeisevorrang für erneuerbare Energien. Hier erhofft sich die Regierung, die volkswirtschaftlichen Kosten durch Redispatch-Maßnahmen zu verringern. Das Bundeswirtschaftsministerium berät aktuell über eine Änderungsklausel für das EnWG. Diese sagt aus, dass bei strom- und spannungsbedingten Anpassungen der Wirkleistungserzeugung oder des Wirkleistungsbezugs die Maßnahmen auszuwählen seien, “die voraussichtlich insgesamt die geringsten Kosten verursachen”. Damit könnten in manchen Situationen EEG- oder KWK-Anlagen heruntergefahren werden, anstatt wie bisher große thermische Kraftwerke für den Redispatch eingesetzt werden (Quelle: Energate).

Netzausbau muss schneller gehen

Auch im September diskutierten Vertreter der zuständigen Bundesländer die Maßnahmen, um den Netzausbau zu beschleunigen. Zu diesem Zweck soll das Netzausbau-Beschleunigungsgesetz angepasst werden. Zudem soll das Verfahren verschlankt werden, Trassen zu genehmigen. Insbesondere könnte etwa die Bundesfachplanung entfallen, falls neue Leitungen an oder in der Nähe von bestehenden Stromleitungen in Planung sind.

„Netzausbau ist Chefsache“, so Wirtschaftsminister Altmaier. Als Ziel gab Altmaier aus, dass alle Genehmigungsverfahren der Nord-Süd-Trassen bis 2021 abgeschlossen sein sollen. Wichtig ist es, hier vor allem die Entschädigung für Grundstückseigentümer zu regeln, damit die Kosten für den Netzausbau nicht deutlich höher liegen, als erwartet (Quelle: Energate).

n anderer Stelle tritt Altmaier allerdings eher auf die Bremse. Im wichtigen Bereich der energetischen Gebäudesanierung sollen 2019 etwas über 100 Mio. Euro weniger ausgegeben werden als in 2018 (Quelle: Energate). Wie sich diese Reduktion auf das schon seit 2017 diskutierte Gebäudenergiegesetz auswirkt, wird sich zeigen. Hier sollen die Energieeinsparungsverordnung, das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz und das Energieeinsparungsgesetz zusammengeführt werden (Quelle: Energate).

Mit anderen Worten: Wir können im Herbst und Winter 2018 noch einige interessante Veränderungen erwarten, was den regulatorischen Rahmen anbelangt.

Blockchain: keine Revolution, aber noch lange nicht abgeschrieben.

Der klassische Stromhandel von großen Erzeugern und Verbrauchern über langfristige Verträge wird derzeit wohl weniger stark durch Blockchain-Anwendungen verändert. Insbesondere das Clearing und die regulatorischen Hürden, etwa die Mifid- oder Remit-Richtlinie gestalten es sehr komplex, solche Geschäfte abzuwickeln (Quelle: Energate).

Andererseits experimentieren und investieren große Energieunternehmen weiterhin viel in die neue Technologie. So hat der Innogy Innovation Hub in den Berliner Softwareentwickler Fractal investiert. Dabei steht im Vordergrund, digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, etwa Photovoltaik und E-Mobilität abzurechnen und diese mit sozialen Medien zu vernetzen (Quelle: Gründerszene).

Auch der französische Konzern Engie widmet sich den dezentralen Datenbanken. Zwar soll es nicht in Richtung klassischer Blockchain gehen. Sondern es geht Engie darum, im konzerneigenen Forschungszentrum ENGIE Lab CRIGEN zusammen mit The IOTA Foundation den „IOTA Tangle“ zu erforschen. Dazu gingen die beiden Organisationen eine Partnerschaft ein. Künstliche Intelligenz und Distributed Ledger Technology zu verknüpfen, soll hier im Vordergrund stehen. Überdies geht es auch darum, Geschäftsabläufe zu verbessern und neue Produkte in der digitalen Energiewelt zu entwickeln (Quelle: Kryptoszene).

Anstieg und Berichtigung auf der Preisseite

Zu Beginn des Septembers 2018 haben die hohen Notierungen für CO2 und Kohle die Preise weiter nach oben getrieben. So stieg der Base für das Frontjahr im deutschen Marktgebiet vom 01.09.2018 bis zum 10.09.2018 von 50 auf über 57 EUR/MWh. Die CO2-Preise kletterten auf über 25 EUR/Tonne.  Anschließend fielen die Preise für CO2-Zertifikate auf 20 EUR/Tonne. Die niedrige Nachfrage bei den Primärmarktauktionen für die Zertifikate war laut Marktteilnehmer ein wichtiger Grund hierfür.

Ende September lag der Kurs dann wieder bei knapp unter 22 EUR/Tonne, während das Jahresband im Strom bei knapp 53 EUR/MWh schloss. Davon unbeeinträchtigt, stieg die Kohle im September bis auf 99 USD/Tonne an. Abbildung 1 zeigt die relativen Veränderungen von Kohle, CO2, und Strompreisnotierungen im Verlauf des Augusts und Septembers 2018 (Quelle: Montel).

relativer Preisverlauf von CO2-Zertifikaten (orangenfarbene Linie), Grundlast Strom 2019 (Candle-sticks) und Kohle (rote Linie) im August und September 2018 (Quelle: Montel)

Abbildung 1: relativer Preisverlauf von CO2-Zertifikaten (orangenfarbene Linie), Grundlast Strom 2019 (Candle-sticks) und Kohle (rote Linie) im August und September 2018 (Quelle: Montel)

Demgegenüber führte die zeitweise sehr geringe Windeinspeisung auf der kurzfristigen Seite zu hohen Preisen und einer starken Steinkohle-Verstromung. Allerdings traten in der Nacht vom Samstag, den 22.09.2018 auf den Sonntag 23.09.2018, die seit einigen Monaten ersten negativen Preise auf. Hier war, durch hohe Windeinspeisung und relativ geringem Verbrauch, auch kaum ein Steinkohlekraftwerk am Netz. Die viertelstündige Erzeugung in Deutschland und die Day-Ahead Spotpreise sind in Abbildung 2 zu sehen.

Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im September 2018 in Deutschland, (Quelle: Energy Brainpool)

Abbildung 2: Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im September 2018 in Deutschland, (Quelle: Energy Brainpool)