Die meisten Regelungen des Klimapakets 2030 gingen im Oktober nach und nach in die parlamentarische Umsetzung. Im Jahr 2020 wird die EEG-Umlage um etwa fünf Prozent höher liegen als dieses Jahr. Die Bundesnetzagentur gab die Ergebnisse der Oktoberausschreibungen für Wind an Land und PV bekannt. Die Strompreise verbleiben mit unsicherem Umfeld weiterhin im Auf und Ab.

Abgeschwächtes Klimapaket geht in die Umsetzung

Die Regierungsparteien haben das ohnehin schon schwache Klimaprogramm 2030 noch weiter abgeschwächt, bleiben aber voraussichtlich zumindest im Zeitplan. So soll das Ziel der deutschen Treibhausgasneutralität bis 2050 nicht mehr erreicht, sondern nunmehr „verfolgt“ werden. Auch die Kontrollmechanismen für das Einhalten der Klimaziele wurden abgeschwächt.

Allerdings sind Vorschläge durch einen unabhängigen Klimarat für das Erreichen von Klimazielen in den einzelnen Sektoren nicht mehr vorgesehen. Ebenfalls strich die Koalition verbindliche Ziele für die Reduktion der Treibhausgasemissionen in 2040 (Quelle: Erneuerbare Energien).

Im Detail wurde beim Ausbau der Erneuerbaren bis 2030 das Ziel für die Windenergieleistung auf 67 bis 71 GW reduziert. Dies bedeutet gegenüber heute einen Nettozubau von etwa 15 GW, also einen jährlichen Zubau von deutlich unter 2 GW (Quelle: Erneuerbare Energien).

Demgegenüber soll sich die installierte Leistung der PV soll bis 2030 auf 98 GW heute knapp verdoppeln (Quelle: PV Magazine). Im Jahr 2030 soll die Windenergie demnach eine Erzeugung von 145 TWh, die PV von rund 90 TWh beitragen. Bei einem Strombedarf von etwa 600 TWh entspräche dies folglich einem Wind und PV-Anteil von knapp 40 Prozent.

Am 16. Oktober 2019 hat das Kabinett einige Teile des Klimapakets verabschiedet. Hierzu gehörten unter anderem die Steuersenkungen für Zugtickets und die Steuererhöhung für Flugtickets. Weiterhin hat das Bundeskabinett die Bepreisung fossiler Brennstoffe in den Sektoren Vekehr und Gebäude am 23. Oktober gebilligt. Bis Ende des Jahres sollen die wichtigsten Punkte des Kimapakets beschlossen sein, sodass sie zu Beginn des Jahres 2020 in Kraft treten können (Quelle: Montel).

EEG-Umlage für 2020 steigt um 5 Prozent

Der Termin durfte in keinem Kalender der Energiewirtschaft fehlen: der 15.Oktober 2019. An diesem Tag veröffentlichten die Übertragungsnetzbetreiber die Höhe der EEG-Umlage für das Folgejahr (Quelle: Netztransparenz). So haben 50 Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW Mitte Oktober auch verkündet, dass sich die EEG-Umlage für das Jahr 2020 von derzeit 6,4o5 auf 6,756 ct/kWh erhöht.

Trotz des Anstiegs um 5,5 Prozent gegenüber 2019 liegt die EEG-Umlage für das Jahr 2020 noch immer unter den Höchstwerten von 2017 und 2018. In den nächsten Jahren wird es ebenfalls eher dazu kommen, dass sich die EEG-Umlage weiter stabilisiert oder sich reduziert. Grund dafür sind die alten und teuren Anlagen aus den 2000er Jahren, die nach und nach aus der finanziellen Förderung fallen.

Die Förderung von PV-Anlagen macht für 2020 etwa 2,5 ct/kWh aus, während die Förderung von Wind an Land und Wind auf See zusammen auf 2,6 ct/kWh kommt. Abbildung 1 zeigt die Zusammensetzung der EEG-Umlage für 2020.

Zusammensetzung der EEG-Umlage für 2020, Energy Brainpool; Ausschreibung

Abbildung 1: Zusammensetzung der EEG-Umlage für 2020 (Quelle: Netztransparenz)

Ausschreibungen: nichts Neues bei Wind, gesunkene Werte bei PV

 Bei der Ausschreibung für Wind an Land vom 1. Oktober 2019 gab es keine Überraschungen. Seit der Ausschreibung vom August 2019 und somit zum dritten Mal in Folge lag der durchschnittliche Zuschlagswert am zugelassenen Höchstwert von 6,2 ct/kWh.

Von den 650 MW an ausgeschriebener Leistung hat die Bundesnetzagentur aufgrund geringer Teilnahme von 204 MW weniger als ein Drittel der Gesamtmenge bezuschlagt. Folglich zieht sich die Unterdeckung der Ausschreibungen für Wind an Land seit genau einem Jahr hin (Quelle: Bundesnetzagentur).

Demgegenüber ist der Zuschlagswert bei der Ausschreibung von PV wieder gesunken. So gab die Bundesnetzagentur bekannt, dass der durchschnittliche Zuschlagspreis auf 4,9 ct/kWh sank. In der Ausschreibung vom Juni 2019 lag dieser Wert noch bei 5,47 ct/kWh, im Februar 2019 allerdings auch schon bei nur 4,8 ct/kWh.

Ausschlaggebend für den Rückgang um knapp 0,6 ct/kWh war die größere Flächenkulisse: Bayern hat im Juni 2019 beschlossen, mehr benachteiligte Ackerflächen für die Ausschreibungen freizugeben. Damit stiegen die potentiellen Flächen im süddeutschen Bundesland von 30 auf 70 an. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Anzahl der Gebote und somit auf das Preisniveau (Quelle: Erneuerbare Energien).

Knapp 650 MW an Geboten konkurrierten um 150 MW ausgeschriebene Leistung. Abbildung 2 stellt die durchschnittlichen Zuschlagswerte der Ausschreibungen für Wind an Land und PV in Deutschland im Jahr 2019 dar.

durchschnittliche Zuschlagswerte der Ausschreibungen für PV und Wind an Land in Deutschland in 2019, Energy Brainpool

Abbildung 2: durchschnittliche Zuschlagswerte der Ausschreibungen für PV und Wind an Land in Deutschland in 2019 (Quelle: Energy Brainpool)

Im Dezember 2019 werden 500 MW Solar sowie 500 MW Wind an Land ausgeschrieben. Weiterhin gibt es im November noch eine gemeinsame Ausschreibung von Wind und Solar. Wobei in den vergangenen drei dieser technologieübergreifenden Ausschreibungen die PV die gesamte Leistung abräumte.

Die sogenannten Innovationsausschreibungen wurden aufgrund politischer Verzögerungen immer weiter aufgeschoben, sodass die erste Ausschreibung dieser Art wohl erst in 2020 stattfinden wird. Zumindest hat das Kabinett die relevante Verordnung beschlossen.

So soll es in den Innovationsausschreibungen möglich sein Gebote für Anlagenkombinationen aus PV, Wind, Speicher oder Biomasse abzugeben. Eine der Anlagen in den Kombinationen muss allerdings PV oder Wind sein. Der Höchstwert liegt bei 7,5 ct/kWh und die Betreiber der Anlagen erhalten eine fixe Marktprämie. Bei negativen Strompreisen soll es keine Zahlung geben (Quelle: PV Magazine).

Strompreise wissen nicht wohin

Im Oktober 2019 handelte das Kalenderjahr 2020 für Baseload Strom Deutschland eher unspektakulär. Es blieb im Preiskorridor von 46–49 EUR/MWh und folgte hauptsächlich den CO2-Preisen. Auch die letzteren handelten in einem Korridor von knapp unter 23 EUR/Tonne bis etwa 26,5 EUR/Tonne.

Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Brexits, als auch die weltwirtschaftlichen Bedingungen geben wenig Anlass für steigende Preise an den langfristigen Märkten. Seit August 2019 verlor das Frontjahr Baseload Strom 3 bis 4 EUR/MWh, die Preise für CO2-Zertifikate fielen von 30 EUR/Tonne auf etwa 25 EUR/Tonne.

Die relativen Preisveränderungen zwischen August und Ende Oktober 2019 des Frontjahres Strom für das deutsche Marktgebiet, sowie der CO2-Zertifikate mit Verfallsdatum Dezember 2020, sind in Abbildung 3 zu sehen (Quelle: Montel).

Preisentwicklung des Stromfrontjahres Base Deutschland (candel sticks) und der CO2-Zertifikate mit Fälligkeit Dezember 2020 (orangenfarbene Linie) von August 2019 bis Ende Oktober 2019 , Ausschreibungen, Energy Brainpool

Abbildung 3: Preisentwicklung des Stromfrontjahres Base Deutschland (candel sticks) und der CO2-Zertifikate mit Fälligkeit Dezember 2020 (orangenfarbene Linie)  von August 2019 bis Ende Oktober 2019 (Quelle: Montel)

Am kurzen Ende des Strommarkts hat sich die Einspeisung aus Solarenergie gegenüber dem September 2019 um etwa 40 Prozent verringert. Demgegenüber trug die Windenergie mit knapp 12 TWh einen Großteil der erneuerbaren Einspeisung bei. Die Erzeugung durch Gas und Kohle stieg im Vergleich zum Vormonat um etwa 3 TWh an. Abbildung 4 zeigt die Erzeugung der unterschiedlichen Technologien sowie die Day-Ahead Strompreise für Deutschland im Oktober 2019.

Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im Oktober 2019 in Deutschland, Energy Brainpool, Ausschreibungen

Abbildung 4: Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im Oktober 2019 in Deutschland (Quelle: Energy Brainpool)