Während die Ausschreibungen für Wind an Land weiterhin unterzeichnet bleiben, gibt es die ersten Anhaltspunkte für die EEG-Novelle im Herbst. Gleichzeitig wurde im August die erste Ausschreibung für die Abschaltung von Steinkohlekraftwerken gestartet. Am langen Ende stiegen die Preise im August 2020 mit den Commodities.

Ausschreibungen für Erneuerbare: alles bleibt beim Alten

Der Zubau von Wind und Solar im ersten Halbjahr 2020 hat gegenüber dem Vorjahreszeitraum zugenommen. Im Vergleich dazu gab es für die Ergebnisse der Ausschreibungen aus dem Juli dieses Jahres keine Neuigkeiten.

Bei der Ausschreibung von knapp 200 MW Solar erhielten 30 Gebote einen Zuschlag. Konkret reduzierte sich der durchschnittliche Zuschlagswert sich auf 5,18 ct/kWh. Die Solar-Ausschreibung war mit 174 Geboten mit einer Gesamtkapazität von 780 MW beinahe vierfach überzeichnet.

Bei der Ausschreibung für Windenergie an Land zeigen die Daten der Bundesnetzagentur ebenso das altbekannte Bild. Für nur zwei Drittel der ausgeschriebenen Menge von 275 MW gab es auch Gebote.

Der mengengewichtete Zuschlagswert für die 26 Projekte lag mit 6,14 ct/kWh auf gleichem Niveau wie in der vorherigen Ausschreibung im Juni 2020. Abbildung 1 stellt die Spannweite der Gebotswerte der Ausschreibungen für Wind an Land im Jahr 2020 dar.

Spannweite bezuschlagter Gebotswerte und durchschnittlicher Zuschlagswert in den Ausschreibungen für Wind an Land seit Beginn 2020 in ct/kWh, Steinkohle, Energy Brainpool

Abbildung 1: Spannweite bezuschlagter Gebotswerte und durchschnittlicher Zuschlagswert in den Ausschreibungen für Wind an Land seit Beginn 2020 in ct/kWh (Quelle: Energy Brainpool)

Im September 2020 soll nun endlich auch die erste Innovationsausschreibung mit einem Volumen von 650 MW geöffnet werden. Der Höchstwert für Gebote für Einzelanlagen liegt in der kommenden Ausschreibung bei 3 ct/kWh, für Anlagenkombinationen bei 7,5 ct/kWh.

Allerdings erhalten die Gewinner der Innovationsausschreibung eine fixe Marktprämie. Demgegenüber wird dem Sieger in den technologiespezifischen Ausscheibungen lediglich ein Zuschlag auf die gleitende Marktprämie gewährt (Quelle: PV Magazine). Die Teilnehmer in der Innovationsausschreibung werden bei negativen Strompreisen jedoch keine Vergütung erhalten.

EEG-Novelle im September?

Trotz der parlamentarischen Sommerpause vermehren sich die Hinweise, dass das Bundeswirtschaftsministerium im Herbst 2020 eine Novelle des EEGs anstrebt. So geht aus einer Kabinettszeitplanung hervor, dass die Bundesregierung die Novelle am 23. September verabschieden will (Quelle: Energate). Die Novelle soll dann zum 1. Januar 2021 in Kraft treten.

Hauptpunkte der Änderungen zum EEG sind unter anderem drei Maßnahmen zu Umsetzung des „Aktionsprogramms Wind an Land“ (Quelle: BMWi).

  1. So soll eine stärkere finanzielle Beteiligung von Kommunen und Bürger an Windparks ermöglicht werden.
  2. Um Netzengpässe zu vermeiden, soll der Zubau erneuerbarer Energien regional gesteuert werden (Quelle: Montel).
  3. Außerdem soll eine Synchronisierung zwischen Netzausbau und Erneuerbaren-Ausbau geregelt werden (Quelle: PV Magazine).

Weitere Ideen und Vorschläge drehen sich darum, den Weiterbetrieb von EEG-Anlagen zu vereinfachen, die ab dem Jahr 2021 aus der finanziellen Förderung fallen. Ebenso geht es um die Erhöhung der 10-kW-Grenze von Eigenverbrauchsanlagen auf ein realistisches Niveau für Mehrfamilienhäuser.

Der Klimakreis der CDU/CSU brachte ebenfalls eine Umlagenentlastung für Energiespeicher und Power-to-X-Anwendungen auf die Agenda (Quelle: PV Magazine). Der Branchenverband BDEW fordert hingegen die jährlichen Ausschreibungsmengen zu erhöhen: mindestens 3700 MW für Wind an Land und 5000 MW für Photovoltaik (Quelle: Montel).

Kritik zum Inhalt der Novelle kommt vom BNE, welcher auf die unrealistisch niedrigen Stromverbrauchsannahmen für das Jahr 2030 hinweist – unter Gesichtspunkten der Sektorkopplung und der Nationalen Wasserstoffstrategie (Quelle: PV Magazine).

Die Diskussionen um die Inhalte und den Zeitplan EEG-Novelle dürften im September nach der Sommerpause an Fahrt aufnehmen. Wir werden Sie zu diesem wichtigen Thema auf dem Laufenden halten.

Erste Ausschreibung zum Kohleausstieg geöffnet

Die Bundesnetzagentur hat Mitte August 2020 die erste Ausschreibung nach dem Kohleverstromungsbeendigungsgesetz bekannt gegeben. Zum ersten Gebotstermin am 1. September 2020 werden insgesamt 4000 MW an stillzulegender elektrischer Leistung ausgeschrieben (Quelle: Bundesnetzagentur).

An der Ausschreibung können Steinkohleanlagen, die sich noch am Markt befinden, als auch kleine Braunkohlekraftwerke bis zu 150 MW teilnehmen. Für das Ausschreibungsverfahren können die Betreiber der Kraftwerke Gebote bis maximal 165.000 EUR/MW abgeben.

Für die Abschaltung der Kraftwerksleistungen erhalten die Betreiber dann den von ihnen abgegebenen Gebotswert (Quelle: PV Magazine).

Das Bundesverfassungsgericht hat einen Eilantrag des Energieunternehmens STEAG zur Erhöhung des Volumens der ersten Ausschreibung eine Absage erteilt (Quelle: PV Magazine). Die beihilferechtliche Genehmigung des Kohleausstiegsgesetzes durch die EU-Kommission liegt ebenfalls noch nicht vor.

Strompreise steigen mit Commodities

Der deutsche Stromverbrauch lag bis zum 20. August 2020 um 5–6 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Trotzdem stieg die Nachfrage im August auf ähnliches Niveau wie im Jahr 2019.

E.ON geht für das gesamte Jahr 2020 von einem Rückgang des Stromverbrauchs von 2-3 Prozent aus. Es scheint als habe sich Nachfrage nach dem Corona-Lockdown langsam wieder auf Normalniveau hochgeschraubt.

Jedoch könnte eine zweite Corona-Welle im Herbst oder Winter zur wirtschaftlichen Stagnation und somit auch zu einem Abschwung in der Stromnachfrage führen (Quelle: Montel).

Dementsprechend haben sich die Futurepreise für Strom im August erst sehr stabil verhalten. Ab dem 20. August stieg das Frontjahr von unter 40 EUR/MWh auf knapp 43 EUR/MWh bis Ende August. Treiber für diese Entwicklung war vor allem der CO2-Leitkontrakt für den Dezember 2020, welcher auch wieder auf knapp 30 EUR/Tonne stieg.

Weitere Unterstützung der Commoditypreise kam Ende August durch den Wirbelsturm Laura, der die Öl- und Gasförderung an der Ostküste der USA eingeschränkt hat (Quelle: Montel).

In Abbildung 2 ist die Entwicklung des deutschen Stromfrontjahres, sowie der CO2-Zertifikatspreise mit Lieferung Dezember 2020 und des Gasfrontjahres von Anfang Juli bis Ende August 2020 dargestellt. Der Anstieg der Preise Ende August ist klar zu erkennen.

prozentuale Preisentwicklung des deutschen Stromfrontjahres (candle sticks), der CO2-Zertifikate mit Lieferung Dezember 2020 (orangenfarbene Linie) und des Gasfrontjahrs (rote Linie) von Anfang Juli bis Ende August 2020, Steinkohle, Energy Brainpool

Abbildung 2: prozentuale Preisentwicklung des deutschen Stromfrontjahres (candle sticks), der CO2-Zertifikate mit Lieferung Dezember 2020 (orangenfarbene Linie) und des Gasfrontjahrs (rote Linie) von Anfang Juli bis Ende August 2020 (Quelle: Montel)

Neuer Rekord trotz weniger Sonne und Wind

Im Vergleich zum Juli lag die Stromerzeugung aus Wind und Solar im August 2020 niedriger. Daran konnte auch das Sturmtief Kirsten Ende August nichts mehr ändern. Der Anteil der erneuerbaren Energien lag im August bei etwa 46 Prozent.

Dennoch konnten Photovoltaik und Windkraft am Mittwoch, dem 26. August, über den gesamten Tag betrachtet 75 Prozent der deutschen Nettostromerzeugung bereitstellen. Um die Mittagszeit des Tages erreichte die Einspeisung aus Wind (43,5 GW) und Solar (17,8 GW) mit 61,3 GW auch einen neuen gemeinsamen Rekordwert.

Abbildung 3 zeigt die deutsche Stromerzeugung aus verschiedenen Technologien im August 2020.

Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im August 2020 in Deutschland, Steinkohle, Energy Brainpool

Abbildung 3: Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im August 2020 in Deutschland (Quelle: Energy Brainpool)