Der Kohleausstieg ist endlich in ein Gesetz gegossen, auch wenn weniger ambitioniert, als von der Kohlekommission vorgeschlagen. Die Ergebnisse der letzten Solarauktion aus dem Dezember 2019 sind veröffentlicht und die deutschen Emissionen sanken letztes Jahr um etwa 50 Millionen Tonnen CO2. Im ersten Monat des Jahres 2020 ging es für die Preise am langen Ende weiter abwärts.
Einigung beim Kohleausstieg, wenn auch weniger ambitioniert
Was lange währt, wird endlich gut. Diese alte Weisheit trifft in der Realität des deutschen Kohleausstiegs nicht ganz zu. Obgleich die Politik vor etwa einem Jahr zusagte, die damals veröffentlichten Ergebnisse der Kohlekommission auch genauso umzusetzen.
Folglich werfen einige der Mitglieder der Kohlekommission der Regierung Wortbruch vor. So seien die nun geplanten Abschaltungen der Kohlekraftwerke zu spät und nicht stetig genug. Weiterhin ist die Inbetriebnahme des neuen Steinkohlekraftwerks Datteln 4 „ein völlig falsches Signal“ (Quelle: Erneuerbare Energien). Was genau hat die Komission im Januar 2020 entschieden?
Abschaltplan und Entschädigung für Braunkohlekraftwerke
Die Regierung hat in diesem Monat den Stilllegungspfad für die Braunkohlekraftwerke mit den Betreibern der Kraftwerke und Tagebaue verhandelt. Es sollen bis 2022 nur 2.8 GW und nicht 3 GW an Braunkohlekapazitäten abgeschaltet werden.
Demzufolge fänden nach bisherigem Stand keine Braunkohlestilllegungen zwischen 2022 und 2025 statt. Weitere 5,7 GW sollen dann bis 2029 vom Netz gehen. Die zweite Hälfte der Braunkohlekraftwerke soll erst zwischen 2034 und 2038 abgeschaltet werden (Quelle: Montel).
Somit würden die späten Abschaltungen mehr CO2-Emissionen verursachen. Im Zuge der Abschaltungen sollen Entschädigungen in der Höhe von 4,35 Milliarden EUR an die betroffenen Betreiber von Braunkohlekraftwerken fließen (Quelle: Erneuerbare Energien).
Der erste Braunkohleblock, der den Strommarkt im Zug des Kohleausstiegs verlässt, ist Niederaußem Block D von RWE (297 MW) im Dezember 2020. Weitere Kraftwerke im westdeutschen Revier folgen bis 2022, während die Kraftwerke in der Lausitz erst gegen Ende der Dekade vom Netz genommen werden (Quelle: Montel).
Steinkohle und Datteln 4
Das neue Steinkohlekraftwerk Datteln 4 (1,1 GW) darf in Betrieb gehen. Dafür soll das Ausschreibungsvolumen für die Abschaltung von Steinkohlekraftwerken einmalig um 1 GW erhöht werden. Dies geht aus dem Entwurf des Kohleausstiegsgesetzes hervor (Quelle: Montel).
Gleichzeitig versprach Uniper als Betreiber des neuen Kraftwerks alte Blöcke vom Netz zu nehmen. Durch die Inbetriebnahme von Datteln 4 werden voraussichtlich 10 Mio. Tonnen CO2 mehr ausgestoßen als vorher angenommen.
In 2020 werden 4 GW Leistung zur Abschaltung ausgeschrieben, in 2021 weitere 1,5 GW. Die Höchstkompensation in 2020 liegt bei 165.000 EUR/MW und sinkt mit jeder Ausschreibung um mehrere Zehntausend EUR/MW. In der Ausschreibung im Jahr 2026 sollen Kraftwerksbetreiber dann höchstens 49.000 EUR/MW erhalten (Quelle: Montel).
Wie geht es weiter?
Das Regierungskabinett hat am 29. Januar 2020 für das Gesetz zum Kohleausstieg mit oben genannten Inhalten gestimmt (Quelle: PV Magazine). Allerdings laufen viele Umweltverbände und auch Mitglieder der Kohlekommission Sturm gegen die Regelungen.
Folgende Punkte stehen in der Kritik: insbesondere die höheren Emissionen von Kohlendioxid durch eine spätere Abschaltung von Braunkohlekraftwerken, die Inbetriebnahme von Datteln 4 und die „Vergoldung“ des Ausstiegs für die Betreiber der Kraftwerke.
Im Vorlauf zur ersten Ausschreibung für Steinkohlekraftwerke im Juni 2020 haben die Beteiligten sicherlich einiges zu diskutieren.
PV-Ausschreibung: Jeder dritte Bieter kommt nicht zum Zug
Mitte Januar 2020 hat die Bundesnetzagentur die Ergebnisse der PV-Ausschreibung vom Dezember 2019 veröffentlicht. Mit einem durchschnittlichen Zuschlagspreis von 5,68 ct/kWh zogen die Preise im Vergleich zu den zwei vorherigen Ausschreibungen der PV wieder an.
Abbildung 1 stellt die Ausschreibungsergebnisse der reinen PV-Ausschreibungen des Jahres 2019 dar.
Insgesamt hat die Bundesnetzagentur 501 MW an neuer Leistung bezuschlagt, während 1344 MW an Geboten eingereicht wurde. Somit war die Ausschreibung wie alle PV-Ausschreibungen stark überzeichnet. Die Solarbranche fordert deshalb höhere Ausschreibungsvolumina (Quelle: Erneuerbare Energien).
Allerdings musste die Bundesnetzagentur auch 76 der 346 eingereichten Gebote, oder 235 MW, aufgrund von Formfehlern ausschließen.
EU: Emissionen sinken, Erneuerbare auf Rekordhoch in 2019
Die deutschen Emissionen von Treibhausgasen sanken in 2019 um etwa 50 Millionen Tonnen und liegen nun 35 Prozent unter dem Ausstoß in 1990. Die Reduktion der Emissionen kann allerdings ausschließlich auf den Stromsektor zurückgeführt werden.
Denn währenddessen stiegen die Emissionen aus den Sektoren Verkehr und Gebäude an (Quelle: Erneuerbare Energien). So führten höhere CO2-Preise als auch niedrige Gaspreise zu einer Verdrängung des deutschen Braun- und Steinkohlestroms. Die hohe Einspeisung von erneuerbaren Energien tat ihr Übriges.
Auch europaweit ging die Kohleverstromung in 2019 um 27 Prozent zurück. Die Erzeugung in Gaskraftwerken hat sich seit 2015 um 88 Prozent erhöht. Erneuerbare Stromerzeuger machten etwas über 37 Prozent des Strommixes aus, während fossile Brennstoff bei 34 Prozent und Kernkraftwerke bei 28 Prozent lagen (Quelle: Montel).
Für die Erreichung des Klimaziels aus dem Pariser Übereinkommen, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten die Emissionen der EU noch viel stärker sinken. Nach Einschätzung des Umweltbundesamts ist die EU auf dem Weg bis 2030 etwa 25 Milliarden Tonnen CO2 zu emittieren.
Das Budget für das 1,5-Grad-Ziel liegt bis 2050 bei nur 30 Milliarden Tonnen. Entweder muss also beim Emissionshandel nachgesteuert werden oder das Klimaziel wird verfehlt (Quelle: Montel).
Preise zeigen weiter nach unten
Am langen Ende ging es seit Beginn der neuen Dekade vor allem abwärts. Der Preis für das deutsche Frontjahr 2021 fiel im Verlauf des Januars 2020 von etwa 45 EUR/MWh auf unter 41,5 EUR/MWh, ein 19-Monatstief (Quelle: Montel). Gründe hierfür liegen in den stagnierenden Preisen für EUAs des europäischen Emissionshandelssystems und weiter gesunkenen Gaspreisen.
Die Letzteren gingen im Januar auf bis zu 15 EUR/MWh zurück, während Kohlepreise ebenfalls um fast 10 Prozent auf 60 USD/Tonne zurückgingen. Abbildung 2 zeigt die relative Preisentwicklung des deutschen Frontjahres für Grundlaststrom, sowie der CO2-, Gas- und Kohlepreise.
Am Spotmarkt machte sich im Januar 2020 die stark fluktuierende Einspeisung der Windenergie sowohl preisseitig als auch in der Erzeugungsstruktur bemerkbar. Während die Stromerzeugung aus Wind bis zum 18. Januar auf hohem Niveau lag, haben Steinkohle- und Gaskraftwerke anschließend die Lücke gefüllt.
Dies wird insbesondere in Abbildung 3 zwischen dem 20. und dem 26. Januar 2020 deutlich. Entsprechend lag das Preisniveau in diesem Zeitraum auch höher.
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