Bei der Betrachtung der E-Mobilität in Deutschland darf der internationale Vergleich nicht fehlen. Leider sind die deutschen Autobauer nicht gerade bekannt für ihre Vielzahl an elektrischen Modellen und ihrem Engagement für E-Fahrzeuge. Auch die Batteriezellenproduktion ist vor allem in Asien angesiedelt, wobei deutsche oder europäische Firmen eine untergeordnete Rolle spielen.

Die führenden Automobilnationen, China, USA, Japan, Deutschland und Frankreich sind in Bezug auf deren E-Mobilitätsmärkte in Abbildung 1 und 2 (Datenquelle: FKA, NEA und Efahrer) dargestellt. Sie zeigen die Neuzulassungen an BEV und PHEV (Abbildung 1), als auch der Anteil von BEV und PHEV an allen Neuzulassungen (Abbildung 2) von 2015 bis 2018.

Abbildung 1: Neuzulassungen von BEV und PHEV in Tausend (Datenquelle: FKA, NEA und Efahrer)

Abbildung 1: Neuzulassungen von BEV und PHEV in Tausend (Datenquelle: FKA, NEA und Efahrer)

Beeindruckend ist Chinas starkes Wachstum seit 2015, wobei die Neuzulassungen in allen fünf Märkten besonders in 2017 und 2018 anstiegen. Mehr als 50 Prozent aller Neuzulassungen bei den elektrischen PKWs weltweit gehen auf das Konto der Chinesen. Bei den Elektrobussen fahren sogar 99 Prozent aller seit 2011 verkauften Modelle im Reich der Mitte (Quelle: BNEF).

Abbildung 2: Anteil von BEV und PHEV an den Neuzulassungen in Prozent (Datenquelle: FKA, NEA und Efahrer)

Abbildung 2: Anteil von BEV und PHEV an den Neuzulassungen in Prozent (Datenquelle: FKA, NEA und Efahrer)

Es zeigt sich, dass in allen fünf Ländern der Anteil von E-Autos an den Neuzulassungen kontinuierlich gestiegen ist und in 2018 schon in jedem Land, mit Ausnahme von Japan, bei mehr als zwei Prozent liegt (Quelle: BNEF).

Auch bei den Ladestationen liegt China vorne. So waren im Jahr 2017 etwa 214.000 öffentliche und 232.000 private Ladestationen in Betrieb, während der Bau von weiteren 100.000 öffentlichen und 500.000 privaten in Planung ist (Quelle: NEA).

Darüber hinaus bringt auch Großbritannien mit seiner „Road-to-Zero“-Strategie neuen Schub für die E-Mobilität auf der Insel. Die Zahl der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor soll ab 2030 stark sinken. Nach 2040 sollen gar keine Verbrenner mehr zugelassen werden. Umfangreiche Förderprogramme sind geplant, um die Strategie der Briten auch umsetzbar zu machen. (Quelle: gov.uk)

Wertschöpfung Batterieproduktion

Um den Verbrennern tatsächlich den Rang abzulaufen, ist außer der reinen Fahrzeugindustrie auch die Batterieherstellung von großer Bedeutung. Ein großer Anteil der Wertschöpfung für Elektrofahrzeuge, etwa 40 Prozent, wird in der Batterieproduktion geleistet (Quelle: Finanzen.net).

Hier liegen mit Abstand die asiatischen Länder und deren Batteriehersteller vorne. Abbildung 3 zeigt die inländische Zellproduktion in den fünf führenden Ländern von 2016 bis 2021 (Abschätzung FKA) in MWh (Quelle: FKA). So deckt die inländische Batteriezellenproduktion der drei asiatischen Ländern, China, Südkorea und Japan etwa 80 Prozent des Marktes ab.

Abbildung 3: Zellproduktion in führenden Ländern von 2016 bis 2021 in MWh  (Datenquelle: FKA)

Abbildung 3: Zellproduktion in führenden Ländern von 2016 bis 2021 in MWh (Datenquelle: FKA)

Die Industriegrößen LG Chem (Südkorea), CATL (China), Panasonic (Japan) und Samsung (Südkorea) haben auch in den Europa und den USA eine Reihe von Zellenfertigungen aufgebaut. So hat LG Chem Europas bislang größte Batteriefabrik in Polen errichtet, während der chinesische Hersteller CATL in 2019 einen dreistelligen Millionenbetrag für eine Zellfabrik in Thüringen investieren will.

Für den Großteil der Elektrofahrzeuge werden Lithium-Ionen-Batterien verwendet. Dementsprechend hat sich in den letzten Jahren die Nachfrage nach Zellen und Rohmaterialien für die Batteriezellen vervielfacht. Diese Nachfrage wird bis 2030 wiederum stark zunehmen. Mit erhöhter Nachfrage steigt in den meisten Fällen auch der Preis (Abbildung 4).

Abbildung 4: Preisentwicklung für Kobalt (blau, links) und Lithium (schwarz, rechts) in Tausend $/Tonne (Quelle: Tradingeconomics.com)

Abbildung 4: Preisentwicklung für Kobalt (blau, links) und Lithium (schwarz, rechts) in Tausend $/Tonne (Quelle: Tradingeconomics.com)

So stieg der Preis für Kobalt von einem Niveau von etwa 30.000 $/Tonne in den Jahren vor 2017 auf über 90.000 $/Tonne im Frühjahr 2018. Insbesondere aufgrund des Handelsstreits zwischen den USA und China fielen während 2018 die Preise sowohl für Lithium als auch für Kobalt. Eine Einschätzung zu Verfügbarkeit und den Entwicklungen zu Lithium finden Sie außerdem in unserem Beitrag hier.

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Herstellungskosten von Elektrofahrzeugen stark von internationalen Rohstoffmärkten abhängig sind.

Ausblick und Zusammenfassung

Die Elektromobilität nimmt weltweit und auch in Deutschland an Fahrt auf. Grund hierfür sind sinkende Kosten für Batterien und somit für Fahrzeuge sowie staatliche Anreizprogramme. Allerdings ist der Ladesäulenzugang, wie auch die Tarifstruktur für Ladevorgänge, in vielen Fällen sehr komplex und uneinheitlich.

Emobilisten sind noch stark benachteiligt gegenüber anderen Fahrzeughaltern. Für die Energiewirtschaft ist der Ladepunkt Ausgang neuer und noch unerschlossener Geschäftsmodelle. Hier werden bisher allerdings eher Investitionen getätigt, als Gewinne eingefahren. Um auf einen Markthochlauf vorbereitet zu sein, sind diese Investitionen notwendig, auch wenn sie sich voraussichtlich erst in der nächsten Dekade rechnen werden.

Im internationalen Vergleich der Batterieprodukion ist Deutschland noch nicht komplett aus dem Rennen, während die deutschen Autobauer bislang eher hinterherhinken. So stellen asiatische Länder, insbesondere China durch starke staatliche Unterstützung, große Absatzmärkte dar und sind Produzenten von Fahrzeugen. Auch die Herstellung von Batteriezellen ist vornehmlich in asiatischer Hand.

Ein Markthochlauf der Elektromobilität in Deutschland würde die Stromnachfrage um bis zu zehn Prozent erhöhen. Die Lastspitzenproblematik in manchen Verteilnetzen kann durch geeignete Geschäftsmodelle zumindest teilweise behoben werden.

Wenn Ziele für die Reduktion von CO2-Emissionen eingehalten werden sollen, muss dies besonders im Verkehrsbereich geschehen. Der Umweltausschuss des EU-Parlaments, sowie auch die EU-Umweltminister möchten dementsprechend die Abgasvorgaben für PKW verschärfen (Quelle: EU Parlament).

Bis 2030 sollen PKWs nun 35 Prozent weniger CO2 ausstoßen, als in 2021. Der Grenzwert für 2021 beträgt 95 gCO2/km, der zulässige Ausstoßwert in 2030 läge nach den Beschlüssen bei nur noch 62 gCO2/km.

Derzeit stoßen neuzugelassene PKWs in Deutschland in Durchschnitt noch etwas über 132 gCO2/km, also dem doppeltem als dem in 2030 erlaubten Wert (Quelle: Deutschlandfunk). Geringere Flottenwerte würden der E-Mobilität den Rücken stärken.

Ob Geschäftsmodellentwicklung in der E-Mobilität, die Entwicklungen an den europäischen Strommärkten oder die Auswirkung heutiger oder zukünftiger Strompreise und deren Struktur auf die E-Mobilität. Dies ist nur eine Auswahl von Thematiken, denen sich Akteure der Energie-, Wohn-, und Automobilwirtschaft, wie auch die Politik stellen muss, wenn Deutschland Vorreiter der E-Mobilität werden möchte.

Energy Brainpool unterstützt hierbei sowohl durch Wissensvermittlung im Seminar Strommarktwissen für E-Mobilität, als auch durch gezielte Workshops im Bereich der Geschäftsmodellentwicklung. Wir freuen uns, Sie auf diesem spannenden Weg zu begleiten.

In der Serie rund um Elektromobilität sind bereits folgende Beiträge erschienen:

> E-Mobilität in Deutschland (I): Bestand und Markthochlauf

> E-Mobilität in Deutschland (II): Problemfeld Ladestationen und Tarife?

> E-Mobilität in Deutschland (III): Akteure rund um die Ladesäule