Die Ergebnisse der Ausschreibungen für erneuerbare Energien waren fast vorhersehbar. Mindestabstände für Wind und der 52-GW Deckel für PV sind weiterhin Streitthemen. Die Zahlen der Speicherbranche für 2019 sind durchweg positiv. Besonders spürbar sind die Auswirkungen der globalen Ausbreitung des neuen Corona-Virus im Energiesektor auf der Preisseite.
EE-Ausschreibungen und Ausbauhemmnisse
Sowohl für Onshore-Wind als auch PV veröffentlichte die Bundesnetzagentur die Ergebnisse der Ausschreibungstermine vom 1. März 2020 (Quelle: Bundesnetzagentur). Nur die Hälfte der ausgeschriebenen Leistung wurde bei Wind an Land wahrgenommen. Das heißt konkret, das nur 150 MW anstatt 300 MW bezuschlagt wurden. Die Unterdeckung der Ausschreibungen für Windenergie setzte sich somit fort (Quelle: Montel). Bei der Photovoltaik stieg der durchschnittliche Zuschlagswert leicht an, wie Abbildung 1 darstellt.
Aufgrund der Pandemie von COVID-19 hat die Bundesnetzagentur festgelegt, dass Ausschreibungstermine zwar weiterhin stattfinden werden. Allerdings werden nicht mehr alle Ergebnisse online verfügbar gemacht, da sonst die Realisierungsfristen beginnen. Für bereits bezuschlagte Gebote kann die Verlängerung der Realisierungsfrist für die Projekte auf Antrag verlängert werden.
Trotz der Forderungen aus Branche und Verbänden haben sich die politischen Entscheidungsträger noch nicht für die Abschaffung des 52 GW-Deckels für PV-Anlagen unter 750 kW oder die Mindestabstände für Onshore-Windkraftanlagen einigen können. Am 12. März 2020 sollte ein Bund-Länder-Treffen im Kanzleramt einen Durchbruch erreichen. Solange sich die Regierung nicht auf die Abstandsregeln für Onshore-Windenergie-Anlagen einigen kann, liegt auch die Abschaffung des Ausbaudeckels für Solar auf Eis (Quelle: PV Magazine).
Forderungen der Bundesländer
Insbesondere die Bundesländer fordern die Abschaffung des 52 GW-Deckels. Darüber hinaus wollen sie auch mehr Planungsfreiräume im Bezug auf den vorgeschlagenen Mindestabstand von 1000 Metern zwischen Siedlungen und neuen Windparks (Quelle: Erneuerbare Energien). Ein entsprechender EEG-Änderungsentwurf wurde schon im Herbst 2019 vom Bundesrat an die Bundesregierung übermittelt.
Da sich CDU und SPD aber nicht auf Regelungen zu den Windkraft-Mindestabständen einigen können, bleibt die PV noch immer in „Geiselhaft“. Deutliche Worte fand auch Vorstandschef von Naturstrom, Thomas Banning: „Die Große Koalition ist energiepolitisch nicht arbeitsfähig.“ (Quelle: PV Magazine).
Die Situation rund um die Ausbreitung des Virus Sars-CoV-2 bindet derzeit alle Ressourcen. Deshalb ist in den wichtigen Fragen zum Ausbau der erneuerbaren Energien in den kommenden Wochen mit keinem weiteren Durchbruch zu rechnen.
Positive Entwicklung des Speichermarktes in 2019
Der Bundesverband Energiespeicher legte Mitte März die Branchenzahlen für das vergangene Jahr vor. Die Analyse zeigte, dass alle Speichertechnologien kontinuierlich wuchsen. Mit über 13.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 5,5 Mrd. EUR steigerte sich das Marktwachstum im Vergleich zu 2018 um 10 Prozent (Quelle: BVES).
So stieg insbesondere die Anzahl der Stromspeicher in Industrie und Gewerbe an. Hier werden Speicher für unterbrechungsfreie Stromversorgung, Spitzenlastmanagement, der Optimierung von Produktionsprozessen oder die Sektorkopplung eingesetzt. 87 Prozent des Umsatzes von größeren Speichersystemen gehen auf Industrie und Gewerbe zurück. Die verbleibenden Investitionen werden entweder von Netzbetreibern oder Energieversorgungsunternehmen getätigt.
Die installierte Leistung von Heimspeichern stieg im vergangenen Jahr um 50 Prozent auf 680 MW. Bei 182.000 Heimspeichersystemen, die bis Ende 2019 in Deutschland installiert waren, bedeutet dies eine durchschnittliche Größe von 3.75 kW (Quelle: PV Magazine).
Abbildung 2 stellt die kumulierte Leistung von Heimspeichern und Großspeichern zur Netzstabilisierung von 2015 bis Ende 2020 (Schätzung) dar. Der BVES geht davon aus, dass das Heimspeichersegement in den kommenden Jahren noch stärker wachsen wird.
Die globalen Auswirkungen der Corona-Pandemie
Energie ist für alle wirtschaftlichen Vorgänge notwendig. Mit der globalen Verbreitung von Sars-CoV-2 und den teilweise drastischen Maßnahmen in den betroffenen Ländern ist eine weltweite Rezession und somit ein Rückgang der Nachfrage nach Energie in verschiedenen Formen sehr wahrscheinlich. Die ersten Reaktionen der globalen aber auch nationalen Energiemärkte deuten ebenfalls auf eine geringere Nachfrage und somit niedrigen Preisen hin. Lesen sie hierzu auch unsere Serie zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Energiemärkte.
So erlebte der Ölpreis am 9. März 2020 seinen tiefsten Fall seit Ausbruch des Golfkriegs 1991. Sowohl der Rückgang der Nachfrage aufgrund Reiseeinschränkungen, als auch die Ausweitung der Förderung Saudi-Arabiens führten zu dieser starken Kurskorrektur. Mit der höheren Förderung von Öl will Saudi-Arabien Marktanteile halten oder hinzugewinnen, und Ölproduzenten mit höheren Kosten, wie etwa die Schieferölindustrie der USA, oder auch Russland aus dem Markt drängen.
Die Nachfrage nach Öl könnte aufgrund des wirtschaftlichen Einbruchs in diesem Jahr voraussichtlich das erste Mal seit dem Jahr 2009 schrumpfen (Quelle: Montel). Die Ölpreise fielen von über 50 USD/Barrel Anfang März um knapp 50 Prozent auf 27 USD/Barrel Mitte März, um sich bis Ende des Monats zumindest für weiter in der Zukunft liegende Kontrakte leicht zu stabilisieren.
Was bedeutet die Corona-Pandemie für den deutschen Strommarkt?
Auch das deutsche Stromjahr für 2021 fiel auf ein Zweijahrestief von 34 EUR/MWh. Insbesondere der dramatische Fall der Preise für CO2-Zertifikate um 40 Prozent oder fast 10 EUR/Tonne im Vergleich zu Anfang März war hierfür ausschlaggebend. In Abbildung 3 sind die Preisentwicklungen von Strom, CO2 und Öl für den Zeitraum Anfang Januar bis Ende März 2020 zu sehen.
Die tiefen Preise auf den Commodity-Märkten deuten darauf hin, dass ein wirtschaftlicher Abschwung für das Jahr 2020 zumindest auf der Energieseite der Wirtschaft schon eingepreist wurde. Falls die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des neuen Corona-Virus Wirkung zeigen, könnte sich der Preisverfall verlangsamen und wieder umkehren. Aufgrund der geringen wirtschaftlichen Aktivität würde Deutschland laut Agora Energiewende wohl das Klimaziel für 2020 erreichen (Quelle: Montel).
Konkrete Folgen am Kurzfristmarkt
Am Kurzfristmarkt kam es zu abwechselnden Perioden von viel und wenig Wind, was sich ebenfalls auf die Day-Ahead-Preise auswirkte. Aufgrund der Pandemie von Sars-CoV-2 ging die deutsche Stromnachfrage mit drei bis fünf Prozent weniger stark zurück als es der Fall in Italien (-22 %), Frankreich (-17 %) und Spanien (-11 %) der Fall ist (Quelle: Montel).
Abbildung 4 zeigt die Stromerzeugung nach Energieträger in Deutschland im März 2020. Die sehr geringe Erzeugung aus Steinkohlekraftwerken im März 2020 und die während des Monats steigende Erzeugung der Solarenergie aufgrund des Jahreszeitenwechsels ist offensichtlich.
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