Die Kohleverstromung sackt ab, bei Ausschreibungen für erneuerbare Energien enttäuscht Wind und PV boomt und die Nationale Wasserstoffstrategie geht voran – das waren die großen Themen im Februar.
Die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken in der EU ist im Jahr 2019 stark zurückgegangen, mit Auswirkungen auf CO2-Emissionen. Bei den Ausschreibungen für erneuerbare Energien gilt immer noch: PV vor Wind. Die Nationale Wasserstoffstrategie soll Anreize schaffen, um die Sektoren Verkehr und Industrie zu dekarbonisieren.
Kohleverstromung sackt ab: EU-weite Emissionen sinken
Die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken in der EU brach im Jahr 2019 gegenüber 2018 um 150 TWh ein. Dies entspricht einem Rückgang von 24 Prozent. Insbesondere Steinkohlekraftwerken produzierten weniger Strom.
80 Prozent dieses Einbruchs gehen auf Deutschland, Spanien, die Niederlande, Großbritannien und Spanien zurück. Bei der Braunkohle war Deutschland und Polen für zwei Drittel des Rückgangs verantwortlich (Quelle: Agora Energiewende). Gleichzeitig wuchs die Stromerzeugung aus Wind und Solar um 64 TWh. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung stieg auf 34,6 Prozent. Ein bedeutender Faktor waren höhere CO2-Preise im europäischen Emissionshandelssystem.
Diese stiegen im Jahr 2019 auf rund 25 EUR/Tonne und verteuerten somit Kohlestrom gegenüber Alternativen wie Strom aus Gaskraftwerken (+ 74 TWh im Jahresvergleich) und Erneuerbaren.
Der milde Winter und eine schlechtere wirtschaftliche Konjunktur gegen Ende des Jahres haben den Bedarf an Strom verringert. Dies wirkte sich ebenfalls positiv auf die Emissionsbilanz aus. Abbildung 1 zeigt die Veränderungen der Stromerzeugung in Europa im Jahresvergleich 2019 zu 2018 (Datenquelle: Agora Energiewende).
Insgesamt fielen die Emissionen des europäischen Stromsektors um 120 Mt oder 12 Prozent. Dies ist die bislang stärkste Minderung von CO2-Emissionen in Europa (Quelle: PV Magazine).
Kohleimport aus Nicht-EU-Ländern steigt
Ein Wermutstropfen ist allerdings der steigende Import von Kohlestrom aus Ländern außerhalb der EU. Denn außereuropäische Kohlekraftwerke waren nicht von der Lenkungswirkung des CO2-Preises des europäischen Emissionshandelssystems betroffen.
Die Importe fließen vor allem aus der Türkei, der Ukraine, Marokko oder dem westlichen Balkan in das europäische Stromsystem. Von 3 TWh im Jahr 2017 stiegen die Importe als Folge eines höheren CO2-Preises innerhalb der EU auf 21 TWh im Jahr 2019. Schätzungsweise wurden bei der Erzeugung des somit importierten Stroms 26 Mt CO2 emittiert.
Die Analyse von Sandbag zu Kohlestromimporten in die EU ist hierbei sehr erhellend. Insbesondere verdeutlicht sie, dass nur eine grenzüberschreitende Kooperation langfristig und nachhaltig Emissionsminderung ermöglicht (Quelle: Sandbag).
Ausschreibungen: Wind enttäuscht, PV boomt
Die ersten Ausschreibungen für die erneuerbaren Energien Wind an Land und Photovoltaik im Jahr 2020 brachten kaum Neuigkeiten. Am 19. Februar hat die Bundesnetzagentur die Ergebnisse der beiden Ausschreibungen vom 1. Februar 2020 bekannt gegeben (Quelle: Bundesnetzagentur).
Die Ausschreibung für Windenergie war weiterhin unterzeichnet, während bei der PV-Ausschreibung viele der eingereichten Projekte nicht zum Zug kamen. Im Detail wurden für die Ausschreibung von Wind an Land nur Gebote mit einer Leistung von 527 MW eingereicht. Es waren allerdings 900 MW ausgeschrieben.
Die Flaute der Windenergie zieht sich also auch im neuen Jahr hin. Der durchschnittliche Zuschlagswert bei der Windausschreibung lag mit 6,18 ct/kWh etwas höher als in der Ausschreibung vom Dezember 2019 (Quelle: Montel).
PV deutlich überzeichnet
Ganz anders bei der Photovoltaik. Die ausgeschriebene Menge lag bei nur 100 MW, während 98 Gebote mit einer Leistung von über 490 MW an die Bundesnetzagentur gesendet wurden. Anders gesagt: Es gab eine deutliche Überzeichnung der Ausschreibung.
Projekte in Bayern konnten 75 Prozent der bezuschlagten Leistung gewinnen, wobei der durchschnittliche Zuschlagswert gegenüber der Vorrunde um 0,68 ct/kWh auf 5,01 ct/kWh fiel. Ein Rekord war der bislang niedrigste bezuschlagte Wert eines Gebots in Deutschland mit 3,55 ct/kWh (Quelle: PV Magazine).
Abbildung 2 stellt die Spannweite der Preise für die bezuschlagten Gebote bei Wind an Land und Solar in der Ausschreibung vom Februar 2020 dar. Der Unterschied in der Spannweite ist deutlich erkennbar und verdeutlicht eine größere Dynamik in der PV-Ausschreibung.
Die Nationale Wasserstoffstrategie: Strategiepapier in der Ressortabstimmung
Die Nutzung von Wasserstoff für verstärkte Klimaschutzanstrengungen ist laut Industrie, Netzbetreibern und Forschungsinstituten notwendig. Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie möchte die Bundesregierung den Rahmen für Wasserstofferzeugung und -nutzung in Deutschland setzen (Quelle: Energate). Wasserstoff kann in vielen Sektoren als Grundstoff oder Energieträger eingesetzt werden. Darunter zählen die chemische Industrie, aber auch der Verkehrssektor.
Anfang Februar 2020 haben vier Bundesministerien 31 Maßnahmen für die Förderung der Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff in Deutschland ausgearbeitet. Diese werden nun in den Ressorts abgestimmt werden (Quelle: BMWI). In dieser Nationalen Wasserstoffstrategie werden die Kernpunkte für die zukünftige Nutzung CO2-freien und CO2-neutralen Wasserstoffs diskutiert.
Ja nach Untersuchung nimmt der Bedarf nach grünem Wasserstoff im Jahr 2030 bis 2050 eine Größenordnung von 100 bis 800 TWh an. Einige Projekte zur Produktion oder Nutzung von Wasserstoff laufen auch heute schon.
In zwei weiteren Artikeln werden wir bald genauer auf die Nationale Wasserstoffstrategie, als auch die Bedarfe und derzeitigen Projekte eingehen. Klar ist: Eine umfassende Transformation des Energiesystems wird ohne chemische Energiespeicher wie Wasserstoff kaum möglich sein.
Preise am langen Ende steigen wieder
Die Commodity-Preise im Februar 2020 zeigten in den meisten Fällen wieder nach oben. So erreichte das Kalenderjahr 2020 Mitte Februar einen Preis von 43 EUR/MWh und konnte also gegenüber dem Beginn des Monats 3 EUR/MWh gutmachen.
Am Ende des Monats stand das Frontjahr allerdings wieder bei 40 EUR/MWh. Auch der Preis für CO2-Zertifikate stieg im Verlauf des Februars um 2,5 EUR/Tonne auf beinahe 26 EUR/Tonne. Die Preise für die EUA-Zertifikate fielen, insbesondere nachdem die Angst über eine globale Corona-Virus-Pandemie zunahmen.
Abbildung 3 stellt den Preisverlauf des Stromfrontjahres und der Emissionszertifikate im Februar 2020 dar und verdeutlicht die starke Korrelation.
Am Kurzfristmarkt stand der Februar 2020 ganz unter dem Zeichen des Windes. Sturmtief Sabine sorgte vom 9. bis 12. Februar für Windeinspeisungen von 40 bis 45 GW und somit auch zu negativen Preisen.
Auch anschließend blieb der Februar windig, sodass der Anteil der Stromerzeugung aus dieser erneuerbaren Quelle in diesem Monat bei 40 Prozent, oder einer Erzeugung von 20 TWh lag. Beides ein neuer Rekord.
Abbildung 4 verdeutlicht dies anhand der Stromerzeugung nach Energieträger in Deutschland im Februar 2020.