Erneuerbare Energien sind auch im ersten Halbjahr 2018 auf Rekordkurs. Etwa 41 Prozent der Nettostromerzeugung stammten aus regenerativen Quellen. Dies lässt leicht vergessen, dass auch andere Parameter für einen Erfolg der Energiewende wichtig sind. So stehen insbesondere die Ziele zum Klimaschutz und der Effizienz hinten an, wie der Monitoringbericht und die Stellungnahme einer Expertenkommission zeigen.
Halbjahreszahlen der erneuerbaren Stromerzeugung
Die Halbjahresbilanz zur Stromerzeugung zeigt deutlich, dass die erneuerbaren Energien einen neuen Höchstwert erreicht haben (Quelle: Fraunhofer ISE). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erzeugten Solar, Wind, Wasser und Biomasse 9 TWh mehr an Strom, insgesamt 113 TWh. Abbildung 1 zeigt den Strommix Deutschlands im ersten Halbjahr 2018 nach Energieträger.
Der Anteil der erneuerbaren an der Nettorstromerzeugung lag bei 41,5 Prozent, der an der gesamten Bruttostromerzeugung (inklusive elektrische Verluste von Kraftwerken und Eigenstromerzeugung der Industrie) bei etwa 38 Prozent. Der erzeugungsstärkste Energieträger ist immer noch die Braunkohle mit 25 Prozent. Allerdings liegt die Windenergie mit 20 Prozent der Erzeugung nicht mehr weit davon entfernt.
Abbildung 2 zeigt die Erzeugung der einzelnen Energieträger im ersten Halbjahr 2018, sowie die Veränderungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Deutlich erkennbar ist hier das Mehr an erneuerbaren und das Weniger der konventionellen Erzeugung.
Mehr Solar und Wind
Insgesamt haben Solar- und Windenergieanlagen im ersten Halbjahr 2018 etwa 77, 5 TWh Strom generiert. Interessanterweise stieg die Erzeugung mit Kernkraft im Vergleich zu 2017. Dies liegt an den geringeren Wartungs- und Reparaturarbeiten sowie am Brennelementwechsel. Die Produktion aus allen anderen konventionellen Energieträgern ging allerdings zurück. Insbesondere die Erzeugung aus Steinkohle- und Gaskraftwerken reduzierte sich um 20 und 25 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017. Betreiber von Braunkohlekohlekraftwerken haben diese flexibler gestaltet. Das führt dazu, dass Steinkohle und Gas verdrängt wurden.
Auch der Export ging im Vergleich zu den ersten sechs Monaten im Jahr 2017 um 14 Prozent zurück. Ein Exportüberschuss von 22 TWh lag dennoch vor. Fast die Hälfte davon floss in die Niederlande, der Rest nach Österreich, die Schweiz und Polen. Im Durchschnitt betrug die exportierte Leistung 5 GW.
Monitoring der Energiewende
Nun könnten die Zahlen der erneuerbaren Stromerzeugung suggerieren, dass die Energiewende wie geschmiert läuft. So einfach ist es allerdings nicht. Deutlich wird dies im jährlichen Monitoringbericht zur Energiewende der Bundesregierung* und insbesondere in der dazu veröffentlichten Stellungnahme der Expertenkommission. Die Berichte und Stellungnahmen finden Sie auch hier.
So erhält der Anteil Erneuerbarer am Stromverbrauch zwar grünes Licht. Allerdings sind die Anteile regenerativer Energieträger im Gebäudesektor oder im Verkehr nicht auf der Zielgeraden. So halten es die Experten für kaum möglich, dass der Anteil erneuerbarer Energien im Verkehr bis 2020 von derzeit etwa fünf Prozent auf zehn Prozent ansteigt.
Ein weiterer Kritikpunkt der Stellungnahme ist die unzureichende Reduktion der Treibhausgasemissionen. Nach Aufgabe des 40-Prozent-Ziels für 2020 wird auch das Erreichen des Ziels für 2030 schwierig, wenn sich nichts in puncto Energieversorgung und Energieverbrauch ändert. So die Stellungnahme: „Denn von 2017 bis 2030 müssten die jährlichen Treibhausgasemissionen dreimal stärker gesenkt werden als in den Jahren von 2000 bis 2017“.
Problemkind Energieeffizienz
Die Bundesregierung hat für die Energieeffizienz einen Leitindikator gesetzt: die Endenergieproduktivität. Dass die Treibhausgasemissionen nicht stärker zurückgehen, hat seinen Grund vor allem darin, dass die Ziele zur Energieeffizienz nicht erreicht wurden. Die größten Probleme sind: die Endenergieproduktivität der Wirtschaft, die Verbrauchssenkung des Wärmebedarfs im Gebäudesektor und die Reduktion des Endenergieverbrauchs im Verkehr. Denn hier steigt der Verbrauch teilweise an, anstatt zu sinken. Im Verkehrsbereich ist für das Berichtsjahr 2016 zum vierten Mal in Folge ein Anstieg zu verzeichnen. Derzeit besteht eine Lücke von etwa zehn bis elf Millionen PKW zum 2020-Ziel, um den Verbrauch zu senken (Quelle: Energate). Der Rückgang des Primärenergieverbrauchs um 20 Prozent gegenüber 2008 bis 2020 ist kaum zu erreichen.
Eine grafische Darstellung zur Gesamteinschätzung des Fortschritts der Energiewende für die Ziele 2020/2022 stellt Abbildung 3 dar (Quelle: BMWi).
Elektromobilität – der Schlüssel zum Glück?
Ein Umschwung zur Elektromobilität steigert die Wahrscheinlichkeit, dass die Akteure die Ziele im Verkehrssektor erreichen können. Das hätte zur Folge: Der Stromverbrauch steigt und auch der Ausbau erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung müsste erhöht werden.
Weiterhin kommen derzeit die ersten Signale höherer CO2-Zertifikatspreise im Strommarkt an. Sie verteuern die fossile Erzeugung gegenüber den erneuerbaren Energien. Somit könnten emissionsstarke Kraftwerke aus dem Markt verdrängt werden. Allerdings, wie eingangs erwähnt, verdrängen derzeit die Braunkohlekraftwerke die emissionsschwächeren Gaskraftwerke. Die in der „Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ gefundenen Kompromisse müssen demnach mit Abschaltungen von Kohlekraftwerken aufwarten, um die Klimaziele bis 2030 in erreichbare Nähe zu rücken.
* Veröffentlichung für das Jahr 2016 dieser aufgrund der verspäteten Regierungsfindung erst Mitte 2018
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