Erdgas ist lange ein ausschließlich leitungsgebundener Energieträger gewesen. Als Konsequenz waren die Märkte für Erdgas nicht globalisiert, sondern es existierten mehrere Teilmärkte (siehe Tutorial 1), die sich selbst versorgten. Auch das Preisniveau auf den verschiedenen Märkten war unterschiedlich, da keine Arbitrage zwischen den Märkten möglich war.

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In den letzten 10 Jahren haben sich die verschiedenen Erdgas-Märkte aufgrund der zunehmenden Nutzung von verflüssigtem Erdgas (Liquified Natural Gas LNG) mehr und mehr integriert. Um Erdgas in Form von Flüssiggas zu transportieren, bedarf es einer Transportkette mit 3 Elementen:

 

 

  • Eine Erdgasverflüssigungsanlage sowie Speichmöglichkeiten in einem Ort mit Meereszugang im exportierenden Land. In dieser Anlage wird das Erdgas auf tiefe Temperaturen (um -160°C) herabgekühlt und verflüssigt sich dabei. Hierfür ist ein erheblicher energetischer Aufwand notwendig. Die Anlage muss (z. B. per Pipeline) von den Erdgasquellen versorgt werden. Küstennahe Erdgaslagerstätten haben somit einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber weiter von der Küste entfernten Lagerstätten. Speicherstätten sind notwendig, um eine Flexibilität zwischen ankommendem und abgehendem Erdgas am Standort herzustellen. Während das Pipelinegas kontinuierlich ankommt, findet die Abnahme von Erdgas immer nur dann statt, wenn sich gerade ein Tankschiff im Hafen befindet.
  • LNG-Tankschiffe. Da das verflüssigte Erdgas auf entsprechend tiefen Temperaturen gehalten werden muss, um zu verhindern, dass Erdgas wieder gasförmig wird und sich ein Druck in den Tanks aufbaut, müssen die LNG-Tanks auf den Tankern extrem gut isoliert sein. Die Schiffe sind daher üblicherweise mit Kugeltanks ausgestattet. Die Kugelform hat das beste Volumen-zu-Oberfläche-Verhältnis und somit aus Sicht der Isolierung die besten Eigenschaften. Bei der Befüllung der Tanks im Hafen müssen die Tanks zuerst mit einem Inertgas (CO2 oder Stickstoff) gefüllt werden, um zu vermeiden, dass das nach und nach eingefüllte Erdgas mit dem Luftsauerstoff ein explosionsfähiges Gemisch bildet.
  • Bei der Nutzung von LNG-Tanker existieren wie bei anderen Tankern extreme Skaleneffekte, d.h. größere Schiffe sind pro Einheit Ladung günstiger als kleinere Schiffe.

Eine Regasifizierungsanlage im Importland, in der das Flüssiggas wieder gasförmigen Zustand annimmt, so dass es wieder in das Pipelinesystem eingespeist werden kann. Auch hier sind üblicherweise Erdgastanks notwendig, um die notwendige Betriebsflexibilität zu gewährleisten.

Je mehr LNG-Exporteure und je mehr LNG-Importeure es gibt, desto größer ist die Flexibilität der Anbieter, aber auch der Nachfrager. Ist der Erdgaspreis z. B. in Europa niedrig, so kann ein LNG-Exporteur natürlich Erdgas auch z.B. nach Japan verkaufen, wo eventuell höhere Preise erzielt werden können. Die zunehmende Nutzung von LNG macht also Arbitragegeschäfte möglich und hat dazu geführt, dass sich die Erdgaspreise in verschiedenen Regionen der Welt weitgehend angeglichen haben. Etwas weniger als 20 Prozent des EU-weiten Erdgasaufkommens stammt heute aus LNG-Importen.

Aufgrund seiner relativ niedrigen Energiedichte ist der Transport via Pipeline teuer, sobald es um große Entfernungen geht. Das betrifft nicht nur die notwendigen Investitionskosten sondern auch die Betriebskosten. In Abbildung 1 ist zu sehen, dass zu sehen, dass der Transport pro toe (also pro Tonne Erdöleinheit, einer Energieeinheit) um ein Vielfaches teurer ist als der Transport von Erdöl oder Kohle.

Abbildung 1: Energietransportkosten über weite Strecken im Vergleich

Ob der Transport via LNG oder via Pipeline günstiger ist, hängt von der Entfernung zwischen Produzent und Verbraucher ab. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass etwa ab 2000-4000 km Entfernung der Transport als LNG günstiger ist als in Pipelines. Beim Transport von russischem Erdgas nach Deutschland werden Entfernungen von bis zu 5000 km mit Pipelines bewältigt. Der Grund warum hier nicht auf LNG zurückgegriffen wird ist der fehlende eisfreie Meereszugang in der Nähe der sibirischen Erdgasfelder.