Der OTC Markt (Over-the-Counter-Markt) ist ein bilateraler Markt, bei dem die Geschäfte direkt zwischen zwei Handelspartnern getätigt werden. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zum Börsenhandel, welcher vollständig anonymisiert organisiert ist, sich die Geschäftsparteien also nicht kennen.

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Handel am OTC-Markt

Aufgrund der ausschließlich bilateralen Handelsbeziehungen sind auch die genauen Bedingungen des Geschäftsabschlusses nur den beteiligten Handelspartnern bekannt. Beispielsweise werden die vereinbarten Preise nicht publiziert und sind daher für andere Handelsteilnehmer nicht einsehbar. Am OTC Markt werden Produkte mit ähnlichen Lieferzeiten wie an einer Börse gehandelt, jedoch werden am Spotmarkt nur Tages- oder Wochenprodukte für entweder Grundlast (Baseload) oder Spitzenlast (Peakload) gehandelt. Einzelstundenprodukte werden nur sehr selten gehandelt. Im Gegensatz zum Börsenhandel ist eine explizite Zulassung zum OTC-Markt nicht notwendig. Wer am OTC-Markt handeln möchte, kann zwischen zwei verschiedenen Zugangsmöglichkeiten wählen. Entweder man erfüllt die Zulassungsvoraussetzungen der OTC-Plattformen, um direkt mit OTC Partnern handeln zu können oder man handelt über Broker Firmen, welche die Aufträge im Namen ihrer Kunden ausführen.

Um am OTC-Spotmarkt teilnehmen zu können, hat ein Unternehmen folgende Voraussetzungen zu erfüllen:

Zuerst muss ein Bilanzkreisvertrag mit dem Übertragungsnetzbetreiber geschlossen werden, da sämtliche Geschäfte physisch abgewickelt werden. Für den Handel selber wird qualifiziertes Personal benötigt und die technischen Voraussetzungen im Unternehmen müssen gegeben sein. Dies kann beispielsweise die Anbindung an eine spezielle Internetplattform bedeuten, da der OTC-Handel meist telefonisch oder per Internet erfolgt.

Für den direkten OTC-Handel müssen zusätzlich Handelspartner gefunden werden. In einem speziellen Handelsabkommen, dem sog. Trading Agreement, vereinbaren beide Unternehmen die grundlegende Handelsbeziehung. Festgehalten wird in jedem Fall, welche Volumina innerhalb eines bestimmten Zeitraumes maximal angestrebt werden, welche Eigenkapitalanforderungen vorausgesetzt und in welcher Art und Höhe Sicherheiten erbracht werden müssen. Der Aufbau von Handelspartnern ist daher oft kosten- und zeitintensiv.

Eine Alternative zum direkten Marktzugang sind Broker. Diese Marktzugangsbroker sind spezialisierte Unternehmen, welche Geschäfte im Auftrag Dritter durchführen, um dadurch Kommissionen zu verdienen. Broker-Dienstleistungen reichen von der Vermittlung von Geschäftspartnern bis hin zur Geschäftsausführung und -abwicklung (Clearing).

Trotz des bilateralen Charakters hat sich der OTC Markt über zentrale Handelsplattformen organisiert. Diese Plattformen werden von Broker betrieben, die sich als Marktplatzbetreiber verstehen und nicht mit den Marktzugangsbrokern zu verwechseln sind.

 

Handel an Strombörsen

Das Besondere an Börsenhandel allgemein, und dies gilt entsprechend auch für die Strombörse, ist die Tatsache, der an Börsen hochstandardisiert gehandelt wird und alle Geschäfts anonym erfolgen, d.h. die Geschäftspartner wissen nicht, mit wem gehandelt wurden. Der Handel wird über die Börse als Mittler durchgeführt.

Beim Börsenhandel senden die Marktteilnehmer ihre Aufträge direkt an das System der Börse, welche diese nach Möglichkeit zusammenführt. Händler senden ihre Kauf- und Verkaufsgebote an die Börse. Werden zwei Gebote gegeneinander ausgeführt, entsteht ein sogenannter Trade, ein Geschäftsabschluss, der der Unterzeichnung eines Vertrages gleich kommt.

Dabei  gehen die Handelspartner mit jedem Geschäftsabschluss eine Verpflichtung ein: der Käufer verpflichtet sich, die Strommenge entsprechend der Vertragskonditionen abzunehmen und zu bezahlen; der Verkäufer unterliegt der Verpflichtung, diese zu liefern. Da der Handel anonym ist, wird das gesamte Geschäfts über die Börse abgewickelt, denn nur die Börse weiß, wer mit wem gehandelt hat. Diese Abwicklungsverfahren wird auch als Clearing bezeichnet.

Im Unterschied zu OTC-Geschäften werden die Preise aller an der Börse getätigten Geschäftsabschlüsse veröffentlicht. Die Handelsparteien, welche ein Geschäft abgeschlossen haben, bleiben jedoch anonym. Durch die Anonymität muss nicht auf bereits bestehende Kunden-Lieferanten-Beziehungen Rücksicht genommen werden und Geschäftsstrategien müssen nicht offen gelegt werden.

 

Vergleich von OTC/Börse

OTC-Handel

Im Gegensatz zum Börsenhandel werden die Trades außerhalb eines Börsenorderbuchs abgeschlossen, weswegen gehandelte Preise und Volumina nur den Vertragspartnern bekannt sind. Weil der Börsenhandel aber als Referenzmarkt für den OTC-Handel dient, wirkt die Preistransparenz der Börse auch auf den OTC Markt. Sollten Preisunterschiede zwischen beiden Märkten auftreten, gleichen sich diese in der Regel schnell und automatisch wieder an, da Händler preisgünstig einkaufen und gleichzeitig teurer im anderen Markt verkaufen können.

Standardisierte Rahmenvertragswerke haben die Transaktionskosten im OTC Handel deutlich gesenkt und die Abläufe vereinfacht. Häufig fallen im OTC-Handel geringere Gebühren und Transaktionsentgelte als im Börsenhandel an. Für standardisierte OTC-Kontrakte, die von der EEX herausgegeben werden, gilt darüber hinaus, dass diese wie Börsengeschäfte über die ECC abgewickelt werden können, was einfach ist und das Adressausfallrisiko verringert.

Börsenhandel

Die Börse ist ein institutionalisierter Marktplatz. Die Produkte sind standardisiert, d. h. die Kontrakte sind hinsichtlich der Ausgestaltung vereinheitlicht. Fälligkeit, Lieferort, Lieferzeitraum, der Lasttyp und die Bedingungen für Clearing und Settlement sind vereinheitlicht. Das Regelwerk sowie die Zugangsvoraussetzungen sind öffentlich und einheitlich definiert. Sämtliche Preise und Umsätze werden veröffentlicht. Die Teilnahme ist freiwillig und diskriminierungsfrei. Handelspartner müssen nicht erst gefunden werden und das Kontrahentenrisiko wird minimiert. Da der Handel anonym verläuft, können Teilnehmer ihre Strategien geheim halten.