Bei den Ausschreibungen für Offshore-Windenergie wird der erzeugte Strom ohne Subventionen aus der EEG-Förderung vermarktet. Die neue Bundesregierung wird die Weichen für die deutsche Klimapolitik stellen. Die Vorbereitungen für den Start des nationalen Emissionshandels laufen auf Hochtouren. An den Kurzfrist- und Terminmärkten wurden neue Rekordpreise für Gas & Co. erreicht.
Null-Cent-Gebote der Ausschreibungen für Offshore-Windenergie
Die Bundesnetzagentur hat am 9. September 2021 die Ergebnisse der ersten Ausschreibungen für Offshore-Windenergie mit voruntersuchter Fläche bekannt gegeben. Der Gebotstermin findet seit diesem Jahr immer am 1. September statt. Die bezuschlagten Windparks sollen ab 2026 in Betrieb gehen. Das Ausschreibungsvolumen richtet sich jeweils nach dem Flächenentwicklungsplan. Durch den Zuschlag erhält man den Anspruch auf einen Netzanschluss und das Recht, den Offshore-Windpark 25 Jahre lang zu betreiben (Quelle: BNetzA).
Dieses Jahr waren drei Flächen mit einem Ausschreibungsvolumen von insgesamt 958 MW ausgeschrieben. Zwei Flächen (N-3.7 und N-3.8) liegen in der Nordsee, eine Fläche in der Ostsee (O-1.3). Den Zuschlag für die Fläche N-3.7 (225 MW) hat die RWE Renewables Offshore Development Two GmbH erhalten. EDF Offshore hat den Zuschlag für die Fläche N-3.8 (433 MW) erhalten. Für die Fläche O-1.3 ging der Zuschlag an die RWE Renewables Offshore Development One GmbH (300 MW). Der Zuschlagswert auf allen drei Flächen ist 0 ct/kWh, d. h. die Bietenden wollen den erzeugten Strom ohne Geld aus der EEG-Förderung vermarkten und verdeutlichen gleichzeitig das große Interesse der Bewerber:innen. In zwei Fällen fiel die Entscheidung durch das Los, weil mehrere Bewerber Null-Cent Angebote abgegeben hatten (Quelle: BWO).
Ausgang der Bundestagswahlen – wie sieht die zukünftige Klimapolitik aus?
Der Wahlausgang der Bundestagswahlen stellt die Weichen der Klimapolitik in Deutschland. Derzeit finden Sondierungsgespräche statt, besonders die Grünen und die FDP vertreten zum Teil ziemlich unterschiedliche Ansichten. Während sich die FDP für die Digitalisierung der Energiewende einsetzt, sehen die Grünen staatliche Regulierungen als die richtige Lösung an (Quelle: DNR). Doch es lassen sich auch wichtige gemeinsame Ziele finden. Beide Parteien wollen das Genehmigungsverfahren verschlanken, um den Bau von Solar- und Windparks schneller auszubauen. Es ist ihnen wichtig, die Recyclingquote zu erhöhen und die Kreislaufwirtschaft weiter voranzutreiben. Sie befürworten die Renaturierung der Moore als CO2-Speicher. Sowohl die FDP als auch die Grünen setzen bei der Klimapolitik auf die geschickte CO2-Bepreisung. Beim Thema Verkehr und Mobilität sind sich beide Parteien einig, dass die Ladestation-Infrastruktur für mehr Elektromobilität ausgebaut werden muss. Hierbei wollen die Grünen ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos neu zulassen. Die FDP schließt das komplett aus. Auch beim Thema Klimaneutralität ab 2050 gehen die Meinungen auseinander. Die FDP will die Klimaneutralität erst 2050 erreichen, die Grünen hingegen streben Anfang 2040 an (Quelle: DW).
Nationaler Emissionshandel – Zertifikatverkauf startet
Über den September waren die Vorbereitungen für die Einführung des nationalen Emissionshandelssystems (nEHS) voll im Gange. Seit 5. Oktober 2021 ist nun der Verkaufsstart (Quelle: EEX).
Das EU ETS und das nEHS funktionieren beide nach dem „Cap and Trade“-Prinzip. Der zentrale Unterschied ist, dass das EU ETS ein „Downstream“-Emissionshandel ist. Der nEHS funktioniert hingegen nach dem „Upstream“-Prinzip. Das bedeutet, dass beim EU ETS diejenigen bezahlen müssen, die CO2 ausstoßen. Beim nEHS müssen die Teilnehmer Zertifikate erwerben, die die Brennstoffe inverkehrbringen. Damit sind Unternehmen gemeint, die fossile Brennstoffe vertreiben oder liefern. Alle Brennstoffe, die bei der Verbrennung CO2-Emissionen ausstoßen, werden miteinbezogen. Dazu zählt auch die Biomasse. Dabei werden die Sektoren Wärme und Verkehr mitberücksichtigt, welche ein großes CO2-Reduktionspotential aufweisen. Wie Abbildung 1 zeigt, startet das nEHS von 2021 bis 2025 mit einem Festpreis. In diesem Zeitraum sind die Preise für die Zertifikate der jeweiligen Jahre bereits festgesetzt. Ab 2026 werden die CO2-Preise innerhalb eines Preiskorridors bestimmt. Der Mindestpreis beträgt 55 EUR/t CO2 und der Höchstpreis 65 EUR/t CO2 (Quelle: DEHSt).
Extrem hohe Gas-, Strom- und Kohlepreise
Die Preise für Strom, Gas und Kohle handeln auf Mehrjahreshochs. Das liegt an der rapide gestiegenen Nachfrage, bedingt durch die erwarteten unterdurchschnittlich niedrigen Temperaturen. Abbildung 2 (Quelle: Montel) zeigt, dass besonders der Gaspreis aufgrund des geringen Speicherstands im September eine steile Entwicklung erlebt hat. Die Preise befanden sich auf dem Höchststand. Der Frontmonat handelte über 85 EUR/MWh. Das Frontjahr erreichte ein Rekordhoch von knapp über 60 EUR/MWh (Quelle: Montel).
Der Kohlepreis ist auf ein 13-Jahreshoch gestiegen und das Frontjahr handelte bei 144,50 USD/t. Der extrem hohe Preis wird durch niedrige Temperaturprognosen, einem geringen Spot-Angebot sowie einem geringen Gasangebot gestützt. Die niedrigen Füllstände der Gasspeicher erhöhen die Gewinnmargen der Kohlekraftwerke merklich (Quelle: Montel).
Der Anstieg der Gaspreise und eine allgemeine bullishe Stimmung sorgte auch am Strommarkt für neue Allzeithochs. Das Cal 22 Base erreichte 129,44 EUR/MWh und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Der CO2-Preis entkoppelte sich frühzeitig vom Verlauf der explodierenden Gas- und Strompreise und bewegte sich um die 60 EUR/t CO2. Am Ende des Monats erreichte der EUA-Leitkontrakt dennoch ein neues Allzeithoch bei 65,77 EUR/t CO2 (Quelle: energate-messenger).
In unserem PPA-Intensivseminars XL am 7. bis 9. Dezember 2021 diskutieren wir die aktuellen Entwicklungen und vermitteln ihnen anhand einer beispielhaften Analyse das nötige Verständnis für die Bewertung der Preisentwicklung der kommenden Monate.
Wenig erneuerbare Stromerzeugung und Höchstpreise am deutschen Kurzfristmarkt
Mit 41 Prozent lag der Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung sowohl deutlich unter dem Vormonat als auch unter dem Jahresdurchschnitt von 47 Prozent. Gegen Ende des Monats kündigten sich hohe Windeinspeisungen an, die für diese Jahreszeit üblich sind.
Neben den Rekorden auf dem Terminmarkt gab es auch auf den Kurzfristmärkten neue Preisspitzen. Der Gaspreis auf dem Day-Ahead-Markt ist auf über 65 EUR/MWh gestiegen (Quelle: Montel). Der Strompreis kletterte auf dem Day-Ahead-Markt am Ende des Monats auf 130,23 EUR/MWh und somit auf ein neues Allzeithoch (Quelle: energate-messenger). In Abbildung 3 (Quelle: Energy-Charts) sind die Stromerzeugung und der Verbrauch im September 2021 dargestellt.
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