Die EU-Kommission hat ein neues Gesetzespaket mit ambitionierteren Zielen vorgelegt. Die Ergebnisse der Kohle- und Solarausschreibungen wurden bekannt gegeben. Während die PV-Ausschreibungen deutlich überzeichnet waren, war die Gebotsmenge an den Kohleausschreibungen nicht so hoch. An den Kurzfrist- und Terminmärkten wurden neue Rekorde erreicht.

„Fit for 55“- Klimapaket: Europas neue Klimaziele

Am 14. Juli hat die EU-Kommission ein umfangreiches Gesetzespaket vorgelegt, welches die Weichen für das neue Klimaziel stellt. Es enthält Entwürfe für zwölf Gesetzgebungsverfahren, die in kommenden Monaten verhandelt und verabschiedet werden sollen. Es wird eine Reduktion der CO2-Emissionen von 55 Prozent – statt bisher 40 Prozent – im Vergleich zum Referenzjahr 1990 bis 2030 angestrebt. Für das Erreichen dieses Zieles nimmt der CO2-Preis eine Schlüsselrolle ein. Es ist geplant die CO2-Obergrenze im europäischen Emissionshandelssystem (EU ETS) zu senken und auf Schiffstransport und Luftfahrt auszuweiten (Quelle: Montel). Das angestrebte Ziel für die Nutzung von erneuerbarer Energie bis 2030 wurde auf 38 bis 40 Prozent des Bruttoenergieverbrauchs erhöht – zuvor lag das Ziel bei 32 Prozent (Quelle: pv Magazine).
Weitere Details zu den Auswirkungen auf die europäische und die nationale Klimapolitik können Sie hier nachlesen.

Deutlich überzeichnete PV-Ausschreibungen für Freiflächen- und Dachanlagen

Ergebnisse der PV-Ausschreibungen des ersten und zweiten Segments (Quelle: Energy Brainpool).

Abbildung 1: Ergebnisse der PV-Ausschreibungen des ersten und zweiten Segments (Quelle: Energy Brainpool).

Mitte Juni wurden die Ergebnisse des ersten und zweiten Segments, welche beide am 1. Juni ihren Gebotstermin hatten, veröffentlicht. Beide Segmente waren deutlich überzeichnet.

Im ersten Segment können Gebote von Anbietern mit Freiflächenanlagen größer als 750 kW teilnehmen. Insgesamt wurden 242 Gebote im Umfang von 1.130 MW eingereicht. Damit wurde die ausgeschriebene Menge von 510 MW um das doppelte überschritten. 95 Gebote mit einer Gesamtleistung von 513 MW werden einen Zuschlag erhalten. Die im Gebotsverfahren ermittelten Zuschlagswerte liegen zwischen 4,69 ct/kWh und 5,69 ct/kWh. Der mengengewichtete durchschnittliche Zuschlagswert liegt bei 5 ct/kWh (Quelle: Bundesnetzagentur).

Erstmalig wurden auch Ausschreibungen für das zweite Segment durchgeführt. Solaranlagen auf Gebäuden und Lärmschutzwänden mit einer installierten Leistung größer als 300 kW können Gebote abgeben. Es sind 168 Gebote mit einem Volumen von 213 MW eingegangen. Mit einer ausgeschriebenen Menge von 150 MW waren auch diese deutlich überzeichnet. Es konnten nur 114 Gebote im Umfang von 152 MW bezuschlagt werden. Die Zuschlagswerte liegen zwischen 5,35 ct/kWh und 7,89 ct/kWh. Der mengengewichtete durchschnittliche Zuschlagswert liegt in der ersten Runde bei 6,88 ct/kWh (Quelle: Bundesnetzagentur).

Dieses Jahr steht noch jeweils eine weitere technologiespezifische Ausschreibung für die beiden Photovoltaik-Segmente an. Für Freiflächenanlagen findet diese am 1. November statt, wobei ein vorläufiges Volumen von 509,52 MW vorgesehen ist. Die nächste Ausschreibungsrunde für Dachanlagen hat wieder ein Volumen von 150 MW und findet zum 1. Dezember statt (Quelle: pv Magazine).

Dritte Runde der Kohleausschreibung leicht unterzeichnet

Ergebnisse der Kohleausschreibungen (Quelle: Energy Brainpool).

Abbildung 2: Ergebnisse der Kohleausschreibungen (Quelle: Energy Brainpool).

Es war eine Menge von 2.480 MW ausgeschrieben. Trotz großer Beteiligung waren diese Ausschreibungen leicht unterzeichnet. In Summe gingen elf Gebote mit einer Menge von insgesamt 2.133 MW ein. Allen Bietern war es somit möglich, einen Zuschlag zu erhalten. Die Gebote variierten zwischen einer Leistung von 8,4 MW bis 717 MW. Der mengengewichtete durchschnittliche Zuschlagswert liegt bei 102.799 Euro pro MW. Zum 31. Dezember 2022 sollen nur noch maximal 15 GW Steinkohle- und Braunkohle-Kleinanlagen in Deutschland am Stromnetz sein und trotz leichter Unterzeichnung wird dieses Ziel höchstwahrscheinlich erreicht werden.

Die nicht bezugschlagten Mengen werden in der kommenden Ausschreibungsrunde, die am 1. Oktober stattfindet, berücksichtigt (Quelle: Bundesnetzagentur).

Frontjahr Strom erreicht neuen Rekordpreis

Im Juli 2021 sanken die Commodity-Preise zunächst bis sie gegen Ende des Monats anstiegen und sich wieder auf das Niveau vom Anfang des Monats einpendelten. Der Frontjahreskontrakt für Strom hat sich am Ende des Monats mit steigenden CO2-Preisen einem 13-Jahreshoch angenähert. Der Kontrakt erreichte fast das Niveau vom 5. Juli bei 75,60 EUR/MWh – dem höchsten Fronjahr-Preis seit 2008 (Quelle: Montel). Nachdem die EU-Kommission Mitte Juli das Ziel der CO2-Reduktion für 2030 angehoben hatte, hat sich erneut ein Seitwärtstrend bei den EUA-Kontrakten eingestellt. Es wird geschätzt, dass sich auch in den folgenden Monaten der CO2-Preis zwischen 50 EUR/t und 60 EUR/t bewegt (Quelle: Montel). Neben dem Frontjahr Strom erreichte das Frontjahr Kohle, bedingt durch einen Angebotsmangel, ein Zehn-Jahreshoch bei 95,70 USD/t. (Quelle: Montel).

Auf dem Ölmarkt herrscht Bewegung und Unsicherheit, weil sich die OPEC+ auf eine Erhöhung von 0,4 Mio. bbl/Tag ab August 2021 geeinigt hat. Diese Erhöhung soll Ende des Jahres noch einmal  neu bewertet werden (Quelle: Montel).

Die prozentuale Preisentwicklung der Commodities ist in Abbildung 3 (Quelle: Montel ) zu sehen.

Prozentuale Preisentwicklung des deutschen Stromfrontjahres (candle sticks), der CO2-Zertifikate mit Lieferung Dezember 2022 (rote Linie), der Ölsorte Brent mit Lieferung im Dezember 2021 (orangenfarbene Linie), des Frontjahres Gas am TTF (grüne Linie) und des Frontjahrs Kohle (gelbe Linie) von Anfang Juni bis Ende Juli 2021 (Quelle: Montel).

Abbildung 3: Prozentuale Preisentwicklung des deutschen Stromfrontjahres (candle sticks), der CO2-Zertifikate mit Lieferung Dezember 2022 (rote Linie), der Ölsorte Brent mit Lieferung im Dezember 2021 (orangenfarbene Linie), des Frontjahres Gas am TTF (grüne Linie) und des Frontjahrs Kohle (gelbe Linie) von Anfang Juni bis Ende Juli 2021 (Quelle: Montel).

Höchstpreise und negative Preise am deutschen Kurzfristmarkt

Der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung lag im Juni mit 48,9 Prozent auf dem gleichen Niveau wie im Vormonat aber um 5 Prozent unter dem Wert im Vorjahr. Die Nettostromerzeugungsmenge von den erneuerbaren Energieträgern betrug im Juli knapp 19 TWh.

Am 4. Juli brach die Erzeugung von Wind und Solar unerwartet ein und die Windeinspeisung lag 8,8 GW unter der Norm. Das führte zu einem Rekordanstieg des Day-Ahead-Preises. Die Grundlast stieg auf ein 13-Jahreshoch von 109,04 EUR/MWh, die Spitzenlast lag bei 118,12 EUR/MWh. (Quelle: Montel). Dahingegen erreichte die Solareinspeisung am 19. Juli rund 27,4 GW, d. h. etwa 6,7 GW über der Norm. Aufgrund dessen rutschten die Strompreise auf dem Day-Ahead-Markt ins Minus und sanken bis zu -5 EUR/MWh (Quelle: Montel).

In Abbildung 4 (Quelle: Energy-Charts) sind die Stromerzeugung und der Verbrauch im Juli 2021 dargestellt.

Stromerzeugung und Verbrauch im Juni 2021 in Deutschland (Quelle: Energy-Charts).

Abbildung 4: Stromerzeugung und Verbrauch im Juni 2021 in Deutschland (Quelle: Energy-Charts).

Was passierte im Juni 2021 auf dem Energiemarkt? Hier geht es zum vorherigen Blogbeitrag.