Während erneuerbare Energien weltweit die stärkste Quelle für neue Stromerzeugung waren, führte der zunehmende Einsatz von Gas, Öl und Kohle dazu, dass die CO2-Emissionen 2018 um zwei Prozent höher waren als noch 2017. Die beunruhigende Wahrheit über das globale Energiesystem: Der wachsende Energiebedarf übersteigt den Ausbau der erneuerbaren Energien. Vor allem die fossilen Brennstoffe deckten die wachsende Energienachfrage von 2,8 Prozent. Mit dem stärksten Wachstum der CO2-Emissionen seit sieben Jahren sind die Klimaziele in Gefahr.

Fossile Brennstoffe befeuern schrittweises Wachstum

Auch dieses Jahr erregte der Statistical Review of World Energy große Aufmerksamkeit – veröffentlicht vom Ölkonzern BP. Er gilt als einer der detailliertesten weltweiten Energiestatistiken. Die 2019er Version enthält viele interessante Fakten und Zahlen. Eine detaillierte Zusammenfassung durch die Organisation Carbon Brief finden Sie hier (auf Englisch).

Vor allem das Wachstum des Primärenergieverbrauchs in 2018 war mit 2,8 Prozent das schnellste seit 2010 und doppelt so hoch wie der 10-Jahres-Durchschnitt. Alle Brennstoffe, mit Ausnahme der erneuerbaren Energien, wuchsen schneller, um den zusätzlichen Energiebedarf zu decken. Fast 45 Prozent des Wachstums der Energieversorgung entfielen auf Erdgas. Auf Platz 2 finden sich die erneuerbaren Energien, die den zweitgrößten Zuwachs ausmachten, wie Abbildung 1 zeigt.

inkrementelles Wachstum der Energieversorgung im Jahr 2018 in Mtoe

Abbildung 1: inkrementelles Wachstum der Energieversorgung im Jahr 2018 in Mtoe (Quelle: Energy Brainpool)

Insgesamt deckten die fossilen Brennstoffe das Wachstum des Energieverbrauchs zu 75 Prozent. Währenddessen machten die erneuerbaren Energien das restliche Viertel aus, insbesondere Wind, PV und Wasserkraft.

Bei den Wachstumsraten in Prozent lagen die erneuerbaren Energien allerdings noch an erster Stelle und wuchsen um 14,5 Prozent gegenüber 2017. Erneuerbare Energien (ohne Wasserkraft) stellten 2018 vier Prozent des weltweiten Primärenergieverbrauchs. Das Gasangebot wuchs um 5,3 Prozent, während Öl und Kohle mit niedrigen Prozentpunkten, aber von sehr hohen Anfangswerten aus, wuchsen. Abbildung 2 zeigt das prozentuale Wachstum der verschiedenen Energieträger im Jahr 2018.

Wachstumsraten verschiedener Kraftstoffe im Jahr 2018 in Prozent

Abbildung 2: Wachstumsraten verschiedener Kraftstoffe im Jahr 2018 in Prozent (Quelle: Energy Brainpool)

Mehr als zwei Drittel des Anstiegs der Energienachfrage kamen aus China, den USA und Indien. Wobei die USA ihren Verbrauch um 3,5 Prozent erhöhten, so schnell wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Der aktuelle Schiefergasboom in den USA hat den wachsenden Energieverbrauch im Land sicherlich angeheizt.

Erneuerbare Energien wachsen im Stromsektor am stärksten

Mit 3,7 Prozent Wachstum verzeichnete der Stromsektor eine der stärksten Wachstumsraten der letzten 20 Jahre. Fast die Hälfte des Anstiegs des weltweiten Primärenergieverbrauchs im Jahr 2018 entfiel auf die Stromerzeugung. Mehr als 80 Prozent dieses Wachstums wurden von den Entwicklungsländern getragen, wobei China und Indien für zwei Drittel des gesamten Anstiegs der Stromnachfrage verantwortlich waren.

Auf der Angebotsseite wuchs die Erzeugung aus erneuerbaren Energien (einschließlich Wasserkraft) um 442 TWh, was etwa einem Drittel des Wachstums entspricht. Währenddessen wurde der Rest hauptsächlich von Kohle (31 Prozent der Zunahme) und Gas (25 Prozent der Zunahme) geliefert.

Laut BP war einer der Hauptgründe für die starke Stromnachfrage im Jahr 2018 der witterungsbedingte Anstieg der Wärme- und Kälteleistungen in vielen Ländern. Wenn Wettereffekte durch den Klimawandel den Energiebedarf erhöhen, ist dies sehr problematisch und es könnte sich ein Teufelskreis entwickeln. Selbst BP erkennt diese Beziehung an und erklärt, dass “die jüngsten Trends immer noch sehr weit entfernt von den Übergangspfaden sind, die mit der Erreichung der Pariser Klimaziele vereinbar sind”.

Trotz des starken Wachstums der erneuerbaren Energien liegt der Anteil der fossilen Brennstoffe am weltweiten Stromverbrauch immer noch bei 64 Prozent, ähnlich dem Anteil im Zeitraum 1985 bis 2000. Abbildung 3 veranschaulicht die Stromerzeugung durch verschiedene Brennstoffe seit 1985 und verdeutlicht zwei Punkte: Seit 2005 wachsen die erneuerbaren Energien rasant, während die fossilen Brennstoffe das gleiche tun und immer noch den größten Teil des weltweiten Strombedarfs decken.

globale Stromerzeugung von 1985 bis 2018 durch verschiedene Brennstoffe in TWh

Abbildung 3: globale Stromerzeugung von 1985 bis 2018 durch verschiedene Brennstoffe in TWh (Quelle: Energy Brainpool)

CO2-Emissionen verlangsamen sich nicht

Mit dem schnellsten Wachstum der CO2-Emissionen seit sieben Jahren liegt die Welt weit hinter ihren Zielen des Pariser Abkommens zurück. Während die Emissionen seit 2010 langsamer wachsen als in der Dekade zuvor, verdeutlicht der Anstieg von zwei Prozent im vergangenen Jahr, dass ein globaler Emissionspeak noch nicht in Sicht ist. Die jährlichen Veränderungen der energiebedingten CO2-Emissionen aus den größten Schadstoffregionen sind in Abbildung 4 (Datenquelle: Carbon Brief) dargestellt.

jährliche energiebedingte CO2-Emissionen nach Schlüsselregionen in Millionen Tonnen CO2 von 2014 bis 2018

Abbildung 4: jährliche energiebedingte CO2-Emissionen nach Schlüsselregionen in Millionen Tonnen CO2 von 2014 bis 2018 (Quelle: Energy Brainpool, Datenquelle: Carbon Brief)

Abbildung 4 zeigt, wie die Emissionen der USA bis 2017 zurückgingen (hauptsächlich aufgrund eines Kohle-Gas-Switch), aber 2018 wieder gestiegen sind. Derweil sind die chinesischen CO2-Emissionen nach drei Jahren moderaten Rückgangs ab 2017 wieder gestiegen. Die Emissionen Indiens und der restlichen Welt stiegen jedoch seit 2014 stetig an. Lediglich Europa verzeichnete 2018 einen Rückgang seiner Emissionen.

Was sind die Schlussfolgerungen?

Das Jahr 2018 zeigte ein Rekordniveau bei der Versorgung mit erneuerbaren Energien und ein Rekordwachstum beim Gasverbrauch. Die CO2-Emissionen sind weltweit gestiegen. Es ist weder ein Emissionspeak in Sicht, geschweige denn der erforderlich Rückgang von CO2-Emissionen, zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad Celsius. Das Wachstum der Energienachfrage wurde hauptsächlich durch heißere und kältere Wetterbedingungen (die aufgrund des Klimawandels häufiger auftreten könnten) und die Industrie getrieben.

Alles in allem zeigt der BP Statistical Review 2019 deutlich auf, dass sich die Welt in Bezug auf ihre Energieversorgung und die damit verbundenen CO2-Emissionen auf einem nicht nachhaltigen Weg befindet. Insbesondere, da der wachsende Energiebedarf nur teilweise durch erneuerbare Energien gedeckt wird.