Laut BNetzA speisen in Deutschland konventionelle Kraftwerke mit einer Leistung von etwa 20 GW aufgrund technischer Restriktionen auch dann Strom in das Netz ein, wenn negative Strompreise herrschen. Mit über 70 Prozent stellen Braunkohle- und Kernkraftwerke den Großteil des unflexiblen Sockels, der bei Minuspreisen draufzahlen musste und dennoch nicht für die Netzstabilität nötig war.

In ihrem Bericht über die Mindesterzeugung legt die BNetzA da, welche Einflussfaktoren die Mindesterzeugung charakterisieren. Mindesterzeugung ist die aus netztechnischen Gründen von konventionellen mindestens einzuspeisende Leistung, also die Einspeiseleistung die explizit für die Erbringung von Systemdienstleistungen (Erbringung von Regelleistung oder Redispatchmaßnahmen) vorgesehen ist. Die BNetzA hat für die Analyse fünf Tage aus dem Jahr 2015 ausgewählt, an denen der Day-Ahead Strompreis negativ war. Für die Evaluierung der Mindesterzeugung sind Situationen wie diese von Interesse, da sich dort gewisse konventionelle Erzeugungsleistung kaum preiselastisch verhält, also auch bei negativen Preisen weiterhin Strom produziert und diesen einspeist.

Gründe warum konventionelle Kraftwerke auch bei negativen Strompreisen einspeisen sind vielfältig, wobei nach Umfrage der BNetzA bei Betreibern 78 Prozent der Einspeisung durch technische Kraftwerksrestriktionen diktiert wird.  Ein weiterer wesentlicher Grund für die Stromerzeugung während Minuspreisen ist die Kraft-Wärme-Kopplung, da viele konventionelle Anlagen ebenfalls Fernwärme oder Prozesswärme für Verbraucher liefern müssen. Abbildung 1 zeigt die Mindesterzeugung und den konventionellen Erzeugungssockel (konventionelle Erzeugung aufgrund Restriktionen bei der Kraftwerkstechnik oder der Wärmebelieferung) in den von der BNetzA betrachteten Stunden der Tage mit negativen Strompreisen.

Mindesterzeugung und konventioneller Erzeugungssockel in ausgewählten Stunden 2015, Quelle: BNetzA

Abbildung 1: Mindesterzeugung und konventioneller Erzeugungssockel in ausgewählten Stunden 2015, Quelle: BNetzA

Der gesamte konventionelle Erzeugungssockel lag, wie oben dargestellt, zwischen 18,8 GW und 23,6 GW. Die Mindesterzeugung pendelte sich auf einem Niveau von nur etwa 3,2 GW bis 4,6 GW ein. Weiterhin geht aus dem Bericht hervor, dass insbesondere Kernenergie- und Braunkohlekraftwerke in den betrachteten Stunden größtenteils aus technischen Gründen weiterliefen. Diese machten noch rund 69 bis 73 Prozent der gesamten noch am Netz befindlichen konventionellen Einspeiseleistung aus. Der Anteil von Steinkohle und Erdgas betrug dementsprechend rund 22 bis 27 Prozent.

Laut dem Bericht ist ein wesentlicher Bestandteil der Mindesterzeugung die Vorhaltung negativer Regelleistung durch konventionelle Kraftwerke. Die BNetzA geht allerdings davon aus, dass Windkraftanlagen in Zukunft einen signifikanten Beitrag zur Bereitstellung dieser Systemdienstleistung leisten können. Außerdem werden mit der Abschaltung der Kernkraftwerke innerhalb der nächsten 4 Jahre auch die 7 GW bis 9 GW Einspeisung dieser Erzeugungstechnologie wegfallen (Quelle: Montel).

Zusammenfassend lässt sich nach Jochen Homann, Präsident der BNetzA festhalten: „Etwa ein Viertel der in Deutschland in der Spitze einspeisenden Kraftwerksleistung reagiert nicht oder nur eingeschränkt auf Preise am Strommarkt. Nur ein geringer Teil dieser Erzeugung ist netztechnisch erforderliche Mindesterzeugung.“