Eurelectric, der europäische Verband der Stromwirtschaft hat sich mit großer Mehrheit dafür entschieden, dass seine Mitglieder ab 2020 keine neuen Kohlekraftwerke mehr bauen werden. Klimaschutzziele würden allerdings nur durch einen Rückbau erreicht werden.

Sun ries behind coal power station ( Credit: Phil Noble/Reuters )
© Phil Noble/ Reuters UK

So gab der Generalsekretär des europäischen Dachverbands, Kristian Ruby am 5. April 2017 bekannt, dass sich der Verwaltungsrat von Eurelectric dafür ausgesprochen hat, keine weiteren Kohlekraftwerke mehr zu bauen: „26 von 28 Mitgliedsstaaten haben festgelegt, dass sie ab 2020 nicht mehr in neue Kohlekraftwerke investieren wollen“. Nur Polen und Griechenland, deren Stromversorgung derzeit noch zu über 80 Prozent aus Kohlekraft besteht, hätten sich gegen die gemeinsame Position gestellt. Dennoch haben auch diese beiden Länder zusammen mit den Industrievertretern aus den anderen 26 Mitgliedstaaten beschlossen, in 2050 Strom zu 100 Prozent kohlenstoffneutral zu erzeugen.

Eurelectric repräsentiert 3500 Unternehmen aus dem europäischen Stromsektor mit einem kumulierten Umsatz von 200 Milliarden Euro. Auch deshalb ist die bindende Selbstverpflichtung der beteiligten Unternehmen unter dem Dachverband wegweisend. Die deutsche Stromwirtschaft wird etwa durch Eon-Vorstand Leonhard Birnbaum vertreten (Quelle: Energate).

Derzeit sind in der EU in den vom Eurelectric-Beschluss betroffenen Ländern sechs Kohlekraftwerke in Bau: Das Kraftwerk Datteln 4 in Deutschland, vier Kraftwerke in Tschechien und eines in Bulgarien. Drei weitere sind in Planung, eines davon in Schottland und zwei in Deutschland. Weiterhin werden derzeit noch 10 Kohlekraftwerke in Polen, zwei in Griechenland und 20 Kraftwerke in den Nicht-EU-Ländern des Balkans geplant oder gebaut (Quelle: Freitag).

Ablehnend steht der Verband allerdings den Forderungen aus dem Winterpaket der EU-Kommission zu den Emissionsbeschränkungen für Kraftwerke die an Kapazitätsmärkten teilnehmen dürfen gegenüber. Die EU-Kommission sieht vor, dass ab 2020 nur Kraftwerke mit weniger als 550 Gramm CO2-Ausstoß je kWh an Kapazitätsmarkten teilnehmen sollen. Stein- und Braunkohlekraftwerke mit CO2-Ausstößen von durchschnittlich 949 g/kWh und 1153 g/kWh würden dabei rausfallen (Quelle: Energate).

Um den Klimaschutzzielen näher zu kommen, will nun auch Deutschland im Rahmen der Präsidentschaft des G20-Gipfels auf ein Ende der weltweiten Subventionen für Kohle, Öl und Gas pochen. Laut Umweltbundesamt zahlt Deutschland selbst allerdings jedes Jahr klimaschädliche Subventionen im mittleren zweistelligen Milliardenbereich, und das bei steigender Tendenz. „Wir leisten uns beim Subventionsabbau seit Jahren riesige blinde Flecken“, so die Präsidentin des Umweltbundesamtes Krautzberger (Quelle: Energate).

Allerdings kommt Climate Analytics zum Schluss, dass bei Umsetzung des Pariser Klimaabkommens ein Viertel der 315 Kohlekraftwerke in der EU bis 2020, weitere zwei Viertel bis 2025 und das letzte Viertel bis 2030 vom Netz gehen müssten (inklusive der Kraftwerke in Polen und Griechenland). Auch wenn der Eurelectric-Beschluss sicherlich Wirkung zeigen wird, ist es noch ein langer Weg hin zu einem vollständig dekarbonisierten Stromsektor.