17 Referenten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. 48 Stunden Austausch. 15 Jahre Energy Brainpool im Strommarkt. Das Who-is-who der Energiewirtschaft gab sich die Ehre beim 7. Strommarkt-Symposium. Namhafte Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft teilten aktuelle Informationen und neue Perspektiven mit den Teilnehmern.
Durch den Strommarkt hallt ein Füllhorn an Buzzwords und Schlagwörtern: #Blockchain #PPA #Sektorkopplung #Digitalisierung. Das Who’is who der Energiewirtschaft gab sich die Ehre, diesen Schlagwörtern Inhalt zu verleihen. Namhafte Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, wie zum Beispiel Dr. Kathrin Thomaschki vom Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und Thorsten Lenck von der Agora Energiewende, teilten aktuelle Erkenntnisse und neue Perspektiven mit den Teilnehmern des #EBsmsy2018.
1. Tag: Berlin gibt den Ton an – energiepolitische Schranken, Weichen und Wegweiser im Überblick
#Energiewende #Globalisierung #Renewables
Torsten Windels, Chefvolkswirt der NORD/LB (Norddeutsche Landesbank Girozentrale), läutete den Tag mit dem Thema „Lust und Frust von Wirtschaft, Politik und Verbraucher“ ein. Seine Themen: von strukturellen Verwerfungen der Weltwirtschaft, über trump’schem Populismus der „beautiful clean coal“ bis hin zu der immer unterschätzten Dynamik des Zubaus erneuerbarer Energien. #Cleanenergypackage #Cleanenergy #Netzausbau #Netze
Nach dem weltweiten Ausblick ist vor der politischen Sichtweise. Dr. Kathrin Thomaschki vom BMWi stellte die politische Perspektiven vor. Zu ihren Themen zählten die Vorteile einheitlicher Gebotszonen, welche Rahmenbedingungen das „Clean Energy Package“ der Europäischen Kommission hat, die Herausforderungen des Netzausbaus und des Regelenergiemarktes. Regelenergiemarkt und Intraday-Handel stehen in Konkurrenz um Liquidität zueinander. #Energiebranche #Energiewelt #Klimaziele
Auf die politische Stimme folgte ein Vertreter aus der Wirtschaft. Tilman Schwencke, Bereichsleiter Strategie und Politik des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft), beschrieb die Sichtweise des Verbandes. „Es fehlt ein ganzheitlicher Ansatz für die Energiewirtschaft“, so Tilman Schwencke. In dem Energiemarkt bedarf es an Grundsatzentscheidungen zu einer vielzahl an Themen: CO2-Bepreisung, Sektorkopplung, Marktdesign für gesicherte Leistungen etc.
Fabian Huneke, Senior Expert bei Energy Brainpool, eröffnete die erste Paneldiskussion zu den wichtigsten energiepolitischen Treibern aus Berlin und Brüssel. Schnell nahm mit den RednerInnen aus dem ersten Block „Berlin gibt den Ton an“ die Diskussion Fahrt auf. Die alte Debatte rund um die „Kupferplatte“ hallte durch die Kunztschule. Hierzu verfasste Energy Brainblog im Januar 2017 einen Beitrag. Tilman Schwenke des BDEW äußerte Bedenken in Bezug auf die Versorgungssicherheit bis 2030. Es bräuchte mindestens 20 GW an neuen Kraftwerkskapazitäten. Die direkte Gegenstimme kam mit Dr. Kathrin Thomaschki. Die Versorgungssicherheit kann mit dem Fortführen der aktuellen Strategie beibehalten werden. Außerdem ließ Torsten Windels verlauten, dass trotz Marktparität der erneuerbaren Energien eine starke Regulierung bestehen bleiben wird.
Oldies but goldies – Commodity-Märkte und thermische Kraftwerke
Thosten Lenck vom Berliner Think-Tank Agora Energiewende beschrieb die Zielpfade der deutschen Klimapolitik und welche Instrumente den europäischen Emissionshandel flankieren müssen. Nur ein ganzheitlicher Ansatz zur CO2-Reduktion in den ETS- und nicht-ETS Sektoren kann zum Erreichen der Klimaziele führen. #Gaswirtschaft #Power2Gas #Sektorkopplung #Dekarbonisation
Nach der politischen Theorie folgte der Anwendungsfall. Christian Butterweck von der Trianel GmbH gab den aufmerksamen Zuhörern einen umfassenden Einblick in die Erfahrungen und Zukunft eines modernen GuD-Kraftwerks. „Die schlimmsten Jahre sind vorbei“ resümiert der Referent und blickt optimistisch in die Zukunft des Kraftwerkes der Trianel GmbH. GuD-Kraftwerke profitieren von der im vorherigen Vortrag erwähnten Dekarbonisierung. Diese können flexibel zu der volatilen Leistungsnachfrage der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien eingesetzt werden. Egal, welches Szenario im Netzentwicklungsplan der Bundesnetzagentur betrachtet wird: Gaskraftwerke spielen eine entscheidene Rolle. #Sektorkopplung #Energiewende #P2X
Das Schlagwort Sektorkopplung ist in Politik, Wissenschaft und der Wirtschaft in aller Munde. Dr. Andreas Schnauß von der Vattenfall Europe Wärme AG und Mitglied des Klimaschutzrates Berlin referierte über die Voraussetzungen und Entwicklungen, wenn sich die Sektoren Elektrizität, Wärme und Mobilität verbinden. Kraftwärmekopplung (KWK) und die fluktuierenden Energien Wind und Photovoltaik ergänzen sich im Verlauf des Jahres.
Beschaffungsoptimierung – wie man günstig an Strom kommt
#Spotmarkt #Energiewende #VirtuellesKraftwerk
Johannes Päffgen von der Next Kraftwerke GmbH beschrieb neue Perspektiven des Kurzfristhandels in einem europäisierten Markt. Das Unternehmen Next Kraftwerke bildet im Energiemarkt ein virtuelles Kraftwerk. Ein virtuelles Kraftwerk bündelt verschiedenste dezentrale Erzeugungsanlagen mittels speziellen Algorithmen. So werden „virtuell“ Kleinstanlagen zu einem gemeinsamen Großkraftwerk. Kritik wurde laut: „In neuen Ausschreibungsmodi würden Flexibilitätsoptionen an Wert verlieren, Innovationskraft würde gedämpft. Jedoch werden diese Flexibilitätsoptionen in Zukunft benötigt.“ #PPA #PostEEG #EEG
Die Wortneuschöpfung #PPA ist zugleich Buzzword als auch potenzieller Gamechanger. Sogenannte Power-Purchase-Agreements (Energielieferverträge) beschreiben einen Finanzierungsweg abseits der staatlichen Förderung. Dr. Carmen Schneider füllte den Begriff mit fachlichem Inhalt. Auf Grundlagen und Arten von PPA folgten die Chancen. PPAs können feste Abnahmeverpflichtungen für ein definiertes Volumen, in einem festen Zeitraum, zu festen Preisen gewährleisten. #PPA #PostEEG #EEG
Sind PPAs der Stein der Weisen für erneuerbare Energien? Dieser Frage ging Christian Essers von der Wacker Chemie AG näher auf den Grund. PPAs sind im konventionellen Markt lange vorhanden. Die Parteien müssen komplexe bilaterale Verträge vereinbaren. Diese Verträge sollten zukünftige Änderungen einschließen. Unter bestimmten Voraussetzungen können PPAs sinnvoll sein, zum Beispiel für Ü-21 Anlagen, die aus der Förderung rausfallen.
Auf Theorie folgte wieder der Anwendungsfall: Thomas Losinger von der EnBW AG aus dem Schwabenländle beschrieb den „Einsatz von Batteriespeicher im virtuellen Kraftwerk“. Ein virtuelles Kraftwerk mit lokalen Erzeugern wurde von der EnBW AG erfolgreich erstellt. Das Fazit: Ein virtuelles Kraftwerk kann Autarkie und Eigenverbrauch erhöhen, Direktvermarktung optimieren und die Werthaltigkeit der Resteinspeisung steigern. #Flexibilitäten #VirtuellesKraftwerk #Batterie
Zum Abschluss des ersten Tages folgte nach Fachvorträgen das „Bier-to-Peer“ Tresengespräch mit Tobias Kurth und Eike Dehning. Eike Dehning beschrieb alles das was hinter der Steckdose folgt als „Maschinenraum“. Strom sei ein Produkt ohne erkennbare Eigenschaften. So versuche das Marketing der Versorger Emotionen und Eigenschaften dieses Produkt einzuhauchen. Beide Experten äußerten, dass es nun kühne Vorreiter benötige, welche die Daseinsvorsorge neu interpretieren. Hierbei sei es egal ob es in Kombination mit anderen Commodities, Möbilitätslösungen, sowie IT- und Kommunikationsangeboten handele. Dies war die perfekte Überleitung zum Ende des erstenTages und Beginn des zweiten Tages. So konnten sich die Teilnehmer ein eigenes Gedankenbild machen, bevor es zu den „Trendthemen im Check“ kam.
Der zweite Tag: Heiße Luft oder Game Changer – Trendthemen im Check
Der zweite Tag des Strommarkt-Symposiums startete fröhlich mit dem Buzzword-Bingo. Die anwesenden Gäste schufen dank Schwarmintelligenz ein Stimmungsbild zu den Zukunftsthemen Energiemarkt, Mobilität und Digitalisierung.
#Elektromobilität #Emobilität #Ladesäulen
Die Referenten Katrin Hübner und Oliver Arnhold vom Reiner Lemoine Institut sprachen in ihrem Tandemvortrag zum Thema: „Optimierte Standortsuche für Ladeinfrastruktur“. Ohne Verkehrswende wird es keine Energiewende geben. Es drohen Fahrverboten für Dieselfahrzeuge. Die 2020er Klimaziele werden nicht erreicht. Es bedarf einer Strategie, die Elektromobilität einschließt. Hierzu sind Ladesäulen eine notwendige Bedingung. Das RLI setzt auf die Strategie: Ladeinfrastruktur zuerst bereitstellen. Die beiden Referenten nutzten die Bühne des Energy-Brainpool-Symposiums, um erstmalig zu verkünden: „Aus dem RLI wird eine Unternehmensgründung angestoßen“. Die Erkenntnisse aus dem Forschungsvorhaben „PIOnEER“ sollen in eine web-basierte Anwendung zur automatisierten Planung von Ladeinfrastruktur für Elektromobilität einfließen. Zielgruppen sind Kommunen, Städte, Bundesländer, sowie Stadtwerke, Netzbetreiber und Privatpersonen. #Sektorkopplung #Stromcloud #VirtuellesKraftwerk
Die Referenten gaben den Teilnehmern einen ganzheitlichen Einblick in alle wichtigen Themen des Strommarktes. Das nächste große Trendthema ließ nicht lange auf sich warten: Sektorkopplung. Diese erfährt eine große Aufmerksamkeit, obwohl nicht viele Anwendungsfälle im Markt vorhanden sind. Hier schaffte Heiko Tautor einen Einblick in die Arbeit der WAGO Kontakttechnik GmbH & Co. KG. Die Probleme sind große Mengen volatiler Erzeugung, langsamer Netzausbau, fehlende Speicher und die Abregelung von Energieanlagen. Ein Lösungsansatz: eine Kommunikation zwischen den Sektoren. Eine Lösung könnte ein Dirigent in Form einer Cloud sein. Bildlich gesprochen: Ein Sinfonieorchester ist ein komplexes System. Streichinstrumente, Bläser und Zupfinstrumente müssen harmonisch zusammenarbeiten. Nur so gelingt ein wundervolles Klangbild. Der Schlüssel ist ein Dirigent. Dieser steuert nicht nur sämtliche „Sektoren“, sondern kann auch frei gestalten.
Dietrich Sümmermann von der Motionwerk GmbH nahm sich der nächsten Buzzwords des Strommarktes an: Blockchain und Elektromobilität. Er gab einen Einblick in den Mobilitätssektor und in das Innogy Projekt „Charge&Share“. Mittels Blockchain-Technologie sollen direkte Transaktionen vereinfacht werden. Die Vermeidung einer zentralen Instanz baut Komplexität ab.#Elektromobilität #Blockchain
Die Großen von Morgen? Geschäftsmodelle von neuen Marktteilnehmern unter der Lupe
Den letzten Vortragsblock leitete Dr. Franka Birke von der METR Building Management Systems GmbH ein. Von ihr kam ein Praxisbericht: Durch digitale Anwendungen in der Immobilienwirtschaft könne eine Brücke geschlagen werden zur Energiewirtschaft. Die vorgestellte METR Plattform bietet Wohnungsbaugesellschaften verschiedenste Lösungen an. Egal ob intelligente Parksysteme, altersgerechte Assistenzsysteme oder Submetering – die Plattform eröffnet neue Geschäftsmodelle. #Digitalisierung #AI #SmartMeter #Smartmeterrollout
Durch den folgenden Vortrag von Dr. Christian Bogatu von der Fresh Energy GmbH kam das Pendant aus der Energiewirtschaft, mit Blick auf die Immobiliewirtschaft. Das Smart-Meter-Rollout geht Fresh Energy ohne gesetzlichen Rolloutplan an. In seinem Beitrag „Von Kilowattstunden zu Kilobytes: neue datenbasierte Geschäftsmodelle für Energieversorger“ stellte er das Geschäftsmodell des Start-Ups genauer vor. Dank intelligentem Zählsystem wird der Stromverbrauch in einer Handy-App sichtbar gemacht. Der Verbraucher kann direkt sehen, wo im Haushalt welche Einsparpotenziale versteckt sind. #Perspektiven #Innovation #Achtsamkeit
Es bewegt sich etwas im Energiemarkt. Eine neue Hoffnung. Eine Hoffnung die von einer ganzen Generation langsam in den Strommarkt getragen wird. Gemeint ist die Generation Y. Die Altersgruppe der Zwanzig plus. Egal ob Ausbildungs- oder Hochschulabsolventen. Aufgewachsen mit einem immer höheren Anteil erneuerbarer Energien und Nachhaltigkeit als Selbstverständnis. Der Wandel in der Energiewirtschaft ist nicht aufhaltbar. Innovation findet ihren Weg. Ayanda Rogge verkörpert diese Generation und Motivation. Sie ist Masterandin zum Thema IoT – Internet der Dinge, künstliche Intelligenz und wie sich Marktbedingungen für Unternehmen verändern. Der letzte Vortrag schaffte die größte Perspektive des Symposiums. „Wenn es um Innovation geht, stolpert die Branche über ihre eigenen Füße,“ sagt Ayanda Rogge. Mit Start-ups zu arbeiten bedeutet nicht, das Innovationen von alleine entstehen. Es herrschen strukturelle Probleme. Der Begriff „Start-up“ ist verwässert. Diese sind keine Allheilmittel. Und die Energiewirtschaft ist leider eine Hürde. Es bedarf an fundamentalem Fachwissen um im Energiemarkt mit all seiner Komplexität bestehen zu können.
Wie kann eine andere Perspektive geschaffen werden? Die Antwort ist Kommunikation mit Rückkanal und direktem proaktivem Erwartungsmanagement.
Die Abschlussdiskussion „Innovation und Vision“ war ein Highlight des Symposiums: mit tiefgreifenden und stark formulierten Perspektiven der Redner.
Ein paar Impressionen der Veranstaltungen finden Sie unter symposium.energybrainpool.com
Gastautor des Beitrages: Maximilian van Beuningen – Junior Expert bei Energy Brainpool
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