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Blog by Energy Brainpool GmbH & Co. KG

Trends der Strompreisentwicklung – EU Energy Outlook 2050

Das Strompreisszenario EU Energy Outlook 2050 von Energy Brainpool zeigt die Trends der Strompreisentwicklung im Durchschnitt in Europa auf. Gezeigt werden unter anderem Tendenzen auf der Angebots- und auf der Nachfrageseite, Ausblicke auf Vermarktungswerte und -mengen sowie Vermarktungserlöse fluktuierender erneuerbarer Energien.

Die europäischen Strommärkte wandeln sich beständig. Diese Entwicklung macht aktuelle und bestmögliche Preisszenarien unabdingbar, um beispielweise Marktentwicklungen, Assets und Verträge, Investitionsentscheidungen oder Geschäftsmodelle bewerten zu können. Der EU Energy Outlook 2050 bildet durchschnittliche Werte eines potentiellen Szenarios für EU-28*-Staaten ab. Die tatsächlichen Entwicklungen in den Einzelländern variieren zum Teil sehr deutlich. Für fundierte Marktbewertungen sind solide Modellierungen der einzelnen nationalen Märkte und der dortigen Einflussfaktoren inklusive Sensitivitätsanalysen unerlässlich.

1. Angebotsseite: Installierte Erzeugungskapazitäten in EU-28*

Installierte Erzeugungskapazitäten in EU-28* nach Energieträger

Abbildung 1: Installierte Erzeugungskapazitäten in EU-28* nach Energieträger, Quelle: Energy Brainpool

Die Angebotsseite wird in der Zukunft in Europa primär von fluktuierenden erneuerbaren Energien, insbesondere Wind, Photovoltaik und Wasserkraft, dominiert. Dabei ist der Ausbau von Windenergie am größten und liegt im Jahr 2050 bei 30 % der gesamten Angebotsleistung. Bei den steuerbaren, fossilen Erzeugungskapazitäten werden auf europäischer Ebene in Zukunft vor allem Gaskraftwerke zugebaut. Die Kapazitäten von Kernkraft- und Kohlekraftwerken verringern sich auf etwa 10 % der installierten Leistung in 2050. In der Gesamtbetrachtung reduziert sich die Erzeugungskapazität konventioneller, steuerbarer Kraftwerke von 50 % auf etwa 30 %. Somit dominiert die fluktuierende Einspeisung und führt zu volatileren Preisen.

2. Nachfrageseite: Deckung der Nachfrage durch Energieträger

Bruttostromerzeugung nach Energieträgern EU 28

Abbildung 2: Bruttostromerzeugung nach Energieträgern EU-28*, Quelle: Energy Brainpool

Die Bruttostromerzeugung  zur Deckung der Stromnachfrage nimmt bis 2050 um 18 % zu, da die Nachfrage aufgrund der voranschreitenden Elektrifizierung der Sektoren Wärme und Verkehr steigt. Während die produzierte Strommenge aus Kohlekraftwerken stark abnimmt, verdoppelt sich die Menge aus Gaskraftwerken. Im Jahr 2050 erzeugen fluktuierende, erneuerbare Energien 36 % des Stroms, während mehr als 44 % des Stroms aus steuerbaren, konventionellen Kraftwerken stammt. Die restlichen Strommengen werden durch steuerbare, erneuerbare Energie, wie zum Beispiel Biomassekraftwerke, produziert.

3. Entwicklung der Commoditypreise

Commodity-Preise in EUR/MWh und EUR/tCO2

Abbildung 3: Commodity-Preise (real: EUR 2015), Quelle: World Energy Outlook 2016 und eigene Berechnungen Energy Brainpool

Die Preisentwicklung in den nächsten Jahren bis in das Jahr 2020 folgt den Preisen an den Terminmärkten. Die Strompreisentwicklung der Jahre 2020-2050 basiert auf dem 450ppm Szenario des World Energy Outlooks der IEA. In diesem Szenario soll das 2° Grad Ziel erreicht werden. Dies geschieht primär durch einen starken Anstieg der EUA-Preise, wodurch CO2-intensive Kraftwerke nach und nach aus dem Markt verdrängt werden. Durch die sinkende Nachfrage nach fossilen Brennstoffen, bedingt durch die hohen CO2-Zertifikatspreise, bleiben die Preise für Gas, Öl und Steinkohle auf einem relativ konstanten Niveau.

4. Simulierter Jahres-Strompreis EU-28*

Strompreise und Jahres-Baseload-Preise EU-28*

Abbildung 4: Strompreise (real: EUR 2015) und Jahres-Baseload-Preise EU-28*, Quelle: Energy Brainpool

Die Entwicklung der durchschnittlich nicht gewichteten Strompreise für EU-28* bis 2020 ist geprägt von niedrigen Preisen für Primärenergieträger an den Terminmärkten. Die Strompreisentwicklung der Jahre 2020-2030 folgt den wachsenden Primärenergie- und CO2-Preisen. Ab dem Jahr 2040 kommt es trotz steigender Primärenergie- und CO2-Preise zu einem Rückgang der Strompreise. Der Grund: Hohe Einspeisungen aus Wind- & Solarkraftwerken führen zunehmend zu geringen und häufig auch negativen Strompreisen. Die tatsächlichen Entwicklungen in den Einzelländern weichen zum Teil sehr deutlich davon ab. Die dargestellten Schwankungsbreiten zeigen, dass für fundierte Marktbewertungen solide Analysen der einzelnen nationalen Märkte und der dortigen Einflussfaktoren unerlässlich sind.

5. Durchschnittliche Vermarktungswerte und -mengen für Wind in EU-28*

Vermarktungswerte und -mengen Wind in EU-28*

Abbildung 5: Vermarktungswerte (real: EUR 2015) und -mengen Wind in EU-28*, Quelle: Energy Brainpool

Der Vermarktungswert ist der durchschnittliche mengengewichtete Strompreis, den Windkraftwerke am Spotmarkt erzielen können. Es werden nur Erzeugungsstunden mit positiven Strompreisen berücksichtigt. Der Vermarktungswert der Windenergie steigt bis zum Jahr 2040 an und bleibt auf einem hohen Niveau – trotz weiterhin steigender Kapazitäten und gleichzeitigem Kanibalisierungseffekten. Die Vermarktungsmenge geht dabei im EU-Durchschnitt nur leicht, in einzelnen Ländern jedoch deutlich zurück. Die wenigen Stunden mit extremen Strompreisen helfen den Windkraftwerken, die zu dieser Zeit produzieren, einen positiven Erlösstrom zu erwirtschaften.

Im White Paper „Bewertung der Strommarkterlöse von Anlagen fluktuierender erneuerbarer Energien“ definiert Energy Brainpool unter anderem den Index Vermarktungswert. Er ist für die realistische Ermittlung der Erlöspotenziale von Erneuerbare-Energien-Anlagen am Strommarkt besser geeignet als bisherige Indizes.

6. Durchschnittliche Vermarktungswerte und -mengen für Solar in EU-28*

Vermarktungswerte und -mengen Solar in EU-28*

Abbildung 6: Vermarktungswerte (real: EUR 2015) und -mengen Solar in EU-28*, Quelle: Energy Brainpool

Auch bei Solar gilt: Der Vermarktungswert ist der durchschnittliche mengengewichtete Strompreis, den Solarkraftwerke am Spotmarkt erzielen können. Auch hier werden nur Erzeugungsstunden mit positiven Strompreisen berücksichtigt. Der Vermarktungswert der Solarenergie steigt bis zum Jahr 2040 an und bleibt auf einem hohen Niveau, jedoch unterhalb der Vermarktungswerte für Windenergie. Grund hierfür ist der stark ausgeprägte Gleichzeitigkeitseffekt der Solarenergie. Dadurch wird in Stunden in denen viel Solarstrom erzeugt wird der Strompreis gesenkt und führt zu geringeren Vermarktungswerten. Die Vermarktungsmenge geht auch hier im EU-Durchschnitt nur leicht, in einzelnen Ländern jedoch deutlich zurück.

7. Durchschnittliche Vermarktungserlöse Wind und Solar im Vergleich (EUR/kW)

Durchschnittliche Vermarktungserlöse Wind und Solar EU-28*

Abbildung 7: Durchschnittliche Vermarktungserlöse (real: EUR 2015) Wind und Solar EU-28*, Quelle: Energy Brainpool

Im Gegensatz zum Vermarktungswert bezieht sich der Vermarktungserlös auf die installierte Leistung. Der Index Vermarktungserlös zeigt auf, was eine Technologie (Wind oder Solar) ohne Zusatzzahlungen am Strommarkt (Energy-Only-Markt) im Jahr pro Kilowatt erwirtschaften kann. Die Kenngröße bezieht sich dabei auf die projektspezifischen durchschnittlichen Volllaststunden sowie Vermarktungswerte und -mengen. (Mehr dazu im White Paper „Bewertung der Strommarkterlöse von Anlagen fluktuierender erneuerbarer Energien“)

Vergleicht man die Vermarktungserlöse von Wind- und Solarkraftwerken im Vergleich, zeigt sich, dass bezogen auf die installierte Leistung in EUR/kW die Erlöse für Solarenergie geringer sind. Dies liegt an den niedrigeren Volllaststunden für Solarenergie gegenüber denen der Windenergie. Ein allgemein höheres Niveau der Großhandelspreise für Strom in den Jahren ab 2025 erlaubt es, dass erneuerbare Energien einen höheren Vermarktungserlös erreichen.

8. Extrempreise EU-28*

Anzahl positiver und negativer Extrempreisen EU

Abbildung 8: Anzahl positiver und negativer Extrempreisen EU-28*, Quelle: Energy Brainpool

Durch den hohen Anteil an fluktuierenden Erzeugungskapazitäten werden die Strompreise volatiler. Zudem entstehen extrem hohe und extrem niedrige Preisen an der Strombörse. Als Extrempreise werden Strompreise gleich bzw. unter 0 EUR/MWh und über 100 EUR/MWh verstanden. Das zu erwartende Verhältnis zwischen beiden Extremenpreisen bringt Marktchancen für neue Marktteilnehmer und -technologien, wie beispielsweise Speichersysteme.  Ab dem Jahr 2026 wird in Europa mit stark zunehmenden extremen Preisen zu rechnen sein.

9. Entwicklung der E-Mobilität

Nachfrage der E-Mobilität in EU-28*

Abbildung 9: Nachfrage der E-Mobilität in EU-28*, Quelle: Energy Brainpool

Die zukünftige Entwicklung der E-Mobilität ist ein entscheidender Faktor für die europäischen und nationalen Ziele zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen. Wird die Dekarbonisierung des Verkehrssektors ernst genommen und durch die Technologie der E-Mobilität umgesetzt, steigt die Stromnachfrage drastisch. Bei einem Anteil von 100 % E-Mobilität im Privatpersonenverkehr in den EU-28 Staaten im Jahr 2050 entsteht dadurch eine zusätzliche Stromnachfrage von rund 830 TWh/Jahr. Die Entwicklung der E-Mobilität wurde in den vorgestellten Ergebnissen nicht berücksichtigt.

* EU-28 inkl. Norwegen und Schweiz

Kommentare

  1. Sehr geehrtes Energy Brainpool-Team,

    vielen Dank für die spannenden Analysen.
    Sind die monetären Daten als nominale oder reale Preise (falls real, mit welcher Preisbasis) zu verstehen?

    Beste Grüße
    Sebastian Kienzle
    EnBW Energie Baden-Württemberg AG

    • Lydia Bischof

      10. Juli 2017

      Sehr geehrter Herr Kienzle,

      vielen Dank für Ihr Interesse. Die monetären Ergebnisse sind als Realwerte mit dem Basisjahr 2015 angegeben.

      Ihr Energy Brainpool Team

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