Wer mit seinem Verbrauchsverhalten das Klima schützen will, muss auch auf die Auswirkungen seines Stromverbrauchs achten. Herkunftsnachweise (GoOs) liefern sehr viele Informationen für diese Form der Achtsamkeit. Leider ist der heutige Herkunftsnachweis nicht immer dafür geeignet, den Verbraucherwillen zu erfüllen. Unser Gastautor Jens Leiding beleuchtet dieses Thema.

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Fehlende Transparenz und Produktdifferenzierung erzeugen einen „grünen Brei“, der nur bedingt das Ziel „Klimaschutz durch Energiewende“ erfüllt. IMPACT GoOs können klimaschützende Qualitäten von GoOs darstellen. So schaffen sie eine Möglichkeit der Nachweis- und Preisdifferenzierung.

Die Nachfrage nach Grünstrom steigt seit Jahren. Denn die Verbraucher wollen so den Ausbau von erneuerbaren Energien unterstützen. Allerdings mangelt es derzeit an dem Angebot von transparenten und glaubwürdigen Produkten, die diese Leistung tatsächlich vollbringen.

Durch IMPACT GoOs könnte diese Lücke mit einem ehrlichen Produkt geschlossen werden. Die hierdurch entstehende Nachfrage sorgt für einen fairen Preis von GoOs aus jungen, ungeförderten Erneuerbare-Energien-Anlagen und trägt damit zu deren Wirtschaftlich- und Finanzierbarkeit bei.

Wie kommt der Ökostrom in die Steckdose?

Der Handel von Grünstrom ist per se ein physikalisches Unding. Man stelle sich vor, Sie kaufen reinstes Bergquell-Wasser. Der Produzent entnimmt das Wasser direkt in den Alpen aus einer besonders geschützten Quelle.  Über die normalen Trinkwasserleitungen liefert er Ihnen dieses Wasser nach Hamburg in Ihre Wohnung. Kommt jetzt Bergquellwasser aus Ihrem Wasserhahn?

Das Beispiel zeigt die Schwierigkeit, ein gleichförmiges Produkt zu differenzieren. Dies gilt nicht nur für Wasser, sondern auch für Strom. Grundsätzlich sucht sich Strom den kürzesten Weg von Erzeugung zu Verbrauch. Das bedeutet, dass ökologisch erzeugter Strom beispielsweise aus einem Wasserkraftwerk in den Alpen nicht physisch bei uns zu Hause ankommen kann.

Alle Stromerzeuger speisen die von ihnen produzierte Elektrizität in ein gemeinsames Versorgungsnetz ein. Einmal in diesem großen „Stromsee“ angekommen, vermischt sich der Ökostrom zwangsläufig mit anderem Strom aus konventionellen Quellen, beispielsweise Kohle- oder Atomstrom. Strom fließt in einem Wechselstromnetz nahezu gleichzeitig an allen Stellen im Netz. Das macht eine physikalische Zuordnung bestimmter Ströme unmöglich.

Abbildung 1: Die Metapher des „Stromsees“ (Quelle: Marktanalyse Ökostrom II, Umweltbundesamt)

Abbildung 1: Die Metapher des „Stromsees“ (Quelle: Marktanalyse Ökostrom II, Umweltbundesamt)

Die Lösung: ein buchhalterischer Ansatz

Um dieses Dilemma zu lösen, wurde beim Stromhandel ein buchhalterischer Ansatz gewählt. Es erfolgen zwei separate und unabhängige Geschäfte für eine Megawattstunde (MWh): zum einen der Handel der physischen Elektrizität, sowie zum anderem der Handel mit Herkunftsnachweisen (HKN).

Das zweite Handelsobjekt, der sogenannte Herkunftsnachweis, ist ein Nachweis über die Erzeugungsherkunft des Stroms. Konkret belegt er, dass ein bestimmter Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammt und somit eine „Grünstromeigenschaft“ besitzt. Herkunftsnachweise dienen also der Kennzeichnung des Stroms und helfen dabei, nachzuvollziehen, aus welcher Quelle der Strom stammt.

Trennung in physische Strommenge und Grünstrom

Für den Handel der physischen Strommenge hat sich ein System durchgesetzt von Fahrplan- und Bilanzkreismechanismen auf 15-Minuten-Basis für eingespeiste, ausgespeiste und gehandelte Energiemengen. Seit über 20 Jahren ist dies erfolgreiche Praxis. Die physikalische Komplexität der Stromlieferung wurde dafür so weit vereinfacht, dass ein liquider Stromhandel mit einem aussagekräftigen Strompreis zustande kommt.

Für die „Stromeigenschaft“ wurde das Prinzip noch weiter vereinfacht. Die Erfolgsgeschichte blieb jedoch bisher aus. Der Preis für die handelbare Stromeigenschaft spielt lediglich eine untergeordnete Rolle. Deshalb folgt er weder einer Logik, noch ist er mit einer anderen Commodity in Korrelation.

So kommt es, dass ein echter und eigenständiger Markt fehlt. Dabei existiert eine Nachfrage nach der Kennzeichnung einer glaubwürdigen und wirkmächtigen Stromeigenschaft und auch das Potenzial für ein funktionierendes Handelssystem existiert.

Warum Herkunftsnachweise?

Zum Hintergrund: Die Stromeigenschaft, also die Quelle des Stroms, bietet einen vertrieblichen Mehrwert. Denn sie führt den energetischen Endverbrauch auf einen gewünschten Erzeugungsform-Primärenergieträger zurück.

Der Nachweis über die Erzeugungsanlage des Stroms hängt deklaratorisch am Herkunftsnachweis, international auch Guarantee of Origin (GoO) genannt. Häufigstes Produkt der Vertriebsseite ist dabei das „regenerative“ GoO als Grünstrom.

Für Ökostrom sind Herkunftsnachweise verpflichtend, was bedeutet, dass Energieversorger durch HKNs belegen müssen, dass eine bestimmte Menge an Strom in einer bestimmten Anlage erzeugt wurde.

Wachsendes Bewusstsein für Klimaschutz

Das Bewusstsein für Klimaschutz wächst stetig. Verbraucher wollen herausfinden, was hinter den Produkten steckt, und bedenken die ökologischen Auswirkungen ihres Konsums. Das gilt auch für Strom: Die Nachfrage nach Grünstrom wächst, denn so wollen die Verbraucher den Ausbau von erneuerbaren Energien und die Energiewende unterstützen.

 

Die Popularität für Ökostrom resultierte dabei ursprünglich aus der Anti-Atomkraft-Bewegung. Deren Ziel war es, Strom aus kernkraftfreier Erzeugung zu beschaffen. Hierzu bot sich im Speziellen norwegische Wasserkraft an, da die Eigentümer der Kraftwerke garantiert keine Kernkraftwerke im Erzeugungsportfolio hatten.

Dieser erste Grünstrom entstand in den neunziger Jahren des letzten Jahrtausends. Die Erzeuger haben ihn mit eigenständigen „Grünstromzertifikaten“ oder „Grünstromsiegeln“ hervorgehoben. In Deutschland entstand hierfür ein Markt und bis heute ist die Bundesrepublik größter europäischer Importeur von GoOs.

Abbildung 2: Ökostromabsatz von 2011 bis 2017 (Quelle: Marktanalyse Ökostrom II, Umweltbundesamt)

Abbildung 2: Ökostromabsatz von 2011 bis 2017 (Quelle: Marktanalyse Ökostrom II, Umweltbundesamt)

Abbildung 3: Entwertungen von HKN im Rahmen der Stromkennzeichnung (Jahr = Lieferjahr) (Quelle: Marktanalyse Ökostrom II, Umweltbundesamt)

Abbildung 3: Entwertungen von HKN im Rahmen der Stromkennzeichnung (Jahr = Lieferjahr) (Quelle: Marktanalyse Ökostrom II, Umweltbundesamt)

Wasserkraft aus Skandinavien und der Alpenregion unterstützt

Seit Jahren steigt die Nachfrage nach ökologisch erzeugtem Strom. Im Wesentlichen decken GoOs aus Skandinavien und der Alpenregion diese Nachfrage, da sie mit ihren hohen Kapazitäten an großen, alten Wasserkraftwerken den Standard setzen.

Beide Regionen bieten sich aus mehreren Gründen besonders an: GoOs sind in großen Mengen verfügbar, kostengünstig und konkurrieren nicht mit Nachfrage aus lokalen Märkten. 90,4 Prozent aller 2018 in Deutschland entwerteten GoOs aus Wasserkraft stammen aus diesen beiden Regionen[1].

Der GoO als Wegbereiter der subventionsfreien Energiewende

Bis September 2020 wurden für den Neubau von rund 560 Megawatt an förderfreien Solarkraftwerken in Deutschland langfristige Stromlieferverträge abgeschlossen. Die GoOs spielen dabei bisher eine untergeordnete Rolle. Obwohl sie das Potenzial haben, den Stromverkauf aus diesen Anlagen qualitativ aufzuwerten und die Finanzierung zu vereinfachen. GoOs könnten Investitionen einen richtigen Schub geben.

Ein transparenter, barrierefreier Handel mit hochwertigen GoO hat das Potenzial, mittelfristig die Finanzierungsstruktur von jungen oder noch nicht gebauten, aber in Planung befindlichen Erneuerbare-Energien-Anlagen, zu verbessern.

Dies hat folgenden Hintergrund: Mit jedem „grünen“ Stromliefervertrag (PPA=Power Purchase Agreement) ist ein Counterparty-Risk verbunden. Konkret meint dies das Risiko des Ausfalls des Stromabnehmers und folglich eine potenzielle Wertlosigkeit seines festgeschriebenen Preises im Abnahmevertrag. Finanzierende Banken bewerten dieses Ausfallrisiko und dies beeinflusst die Finanzierung neuer Anlagen.

Neue transparente GoOs können als eine ergänzende, risikotragende Komponente in der Finanzierung fungieren. Die zusätzliche „Green Commodity“ lässt sich separat zur erzeugten physischen Megawattstunde handeln bzw. verkaufen. Auf diesem Weg kann der GoO zu einem separaten Risikoträger werden. Da der Abnehmer der GoOs ein eigenes Counterparty-Risk erzeugt, kann das Risikoprofil der Anlage sich durch diese Diversifizierung der Risiken im Rating verbessern.

Was zeichnet Grünstrom aus?

Für die erforderliche Stromkennzeichnung als Ökostrom ist es momentan ausreichend, einen beliebige GoO aus europäischer Grünstromerzeugung vorzulegen. Solange es nicht um spezielle Eigenschaften und Ziele geht, sind GoOs aus Wasserkraftwerken in Skandinavien und der Alpenregion meist die erste Wahl.

Alle erneuerbaren Energien zählen

Neben Wasserkraft gibt es die Grünstromeigenschaft auch aus allen anderen regenerativen Energien wie Windkraft, Biomasse und Photovoltaik. Während Wasserkraftwerke seit über 100 Jahren gebaut werden, hat der Ausbau der Wind- und PV-Kraftwerke in signifikantem Ausmaß in Europa erst in diesem Jahrtausend begonnen.

Um eine Wirtschaftlichkeit von regenerativen Erzeugungsanlagen wie beispielsweise aus Wind und PV zu erreichen, war es nötig, finanzielle Unterstützung und Investitionsanreize politisch durchzusetzen. Gründe dafür sind die anfänglich hohen Kapitalkosten in Kombination mit der fehlenden Planbarkeit der fluktuierenden Stromerzeugung aus Erneuerbare-Energien-Anlagen.

Mittlerweile ist jedoch die Phase der Förderung zum Zweck der technischen Entwicklung und der Senkung der Gestehungskosten erfolgreich abgeschlossen. Die Kosten der Technologien sind in den vergangenen zehn Jahren zum Beispiel bei Photovoltaik um bis zu 90 Prozent gesunken.

IMPACT ist gefragt

Corona hat die Welt in den vergangenen Monaten fest im Würgegriff gehabt. Alle anderen Themen sind angesichts dieser Herausforderung in den Hintergrund gerückt. Die Corona-Krise zeigt die Fragilität von Systemen und ist dennoch nur ein Vorgeschmack auf zukünftige globale Krisen.

An verschiedensten Stellen tragen die Konjunkturpakte für den „Wiederaufbau“ die Impulse für mehr Klimaschutz. Denn es zeichnet sich deutlich ab, dass mit einer wachsender Sensibilität für dieses Thema das binäre Signal der Grünstromeigenschaft von Strom nicht mehr ausreicht.

Verbraucher wollen aktiv Einfluss auf die Auswahl ihres Stroms nehmen und der Bedarf nach ehrlichen Produkten mit IMPACT wächst. Was vielen jedoch nicht bewusst ist, ist, dass nicht jeder Grünstrom gleich den Ausbau von erneuerbaren Energien fördert und zum aktiven Klimaschutz beiträgt. Wer einen echten Beitrag zur Energiewende und zu mehr Klimaschutz leisten will, muss auch auf die Qualität eines GoOs achten.

Während Strom ein äußerst homogenes Gut ist, sind GoOs im Gegensatz dazu deutlich differenzierbarer. Ein GoO enthält gleichzeitig eine Vielzahl von Informationen. Erzeugungstechnologie, Anlagenalter, Standort und Zeitpunkt der Einspeisung sind Differenzierungsmerkmale, die sich auf den Preis und IMPACT auswirken können. Wobei besonders das Alter der Anlage eine entscheidende Rolle spielt.

Eine alte Wasserkraftanlage beispielsweise leistet keinen zusätzlichen Beitrag zum Ausbau von erneuerbaren Energien. Sie gehört somit zum konventionellen Kraftwerksbestand, ist abgeschrieben, abbezahlt und seit Jahrzehnten in Betrieb. Nur durch neue, junge Anlagen kann eine ausreichende Anzahl an sauberer Erzeugung geschaffen werden, um fossil betriebene Kraftwerke aus dem Bestand zu drängen und gleichzeitig Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Die Auseinandersetzung mit den Differenzierungs- und Qualitätsmerkmalen von Stromprodukten wird in Zukunft unumgänglich sein. Unternehmen müssen insbesondere ihre Nachhaltigkeitsstrategien anpassen, um mögliche Reputationsrisiken in Zukunft zu vermeiden.

Wie kann diese Differenzierung aussehen und sichtbar werden?

Wir schlagen dazu vor, mehr aus dem Konzept des GoOs herauszuholen, und nennen es „IMPACT GoO“! IMPACT GoO ist kein schützbarer oder geschützter Begriff. Die IMPACT GoO stellt einen Denk-und Umsetzungsansatz dar, um abweichend von bekannten Ökostrom-Labels eine Sensibilität in der Beschaffung zu entwickeln und sich als Käufer vor zukünftigen Reputationsrisiken zu schützen.

So bietet schon heute der Marktplatz DIGITAL renewables (www.digital-renewables.com) GoOs der Qualität IMPACT an. Sie entsprechen nicht nur den Kriterien der gängigen Öko-Label, sondern haben eine garantierte Auswirkung – sie leisten nämlich einen aktiven Beitrag zur Energiewende.

Die IMPACT GoO erleichtert es, die „Spreu vom Weizen“ zu trennen. Darüber hinaus belegen die IMPACT GoO, dass es sich um mehr als einen Grünstromnachweis handelt.  Die IMPACT GoO hat eine Auswirkung, und zwar eine positive Auswirkung auf den Ausbau erneuerbarer Energien und beschleunigt Klimaschutz. Dabei schlagen wir für den deutschen Strommarkt vier Ausprägungen vor, in denen eine IMPACT GoO vorliegt:

  1. Pre FID: eine GoO, die abgeschlossen werden kann, um die finale Investitionsentscheidung (FID=Final Investment Decision) positiv zu beeinflussen. Der Abschluss kann den Bau der Erzeugungsanlage erst ermöglichen. Es handelt sich also um ein Abnahmeversprechen für die Grünstromeigenschaft nach Errichtung der Anlage.Technisch ist es also ein Forward, führt im Ergebnis aber zu besseren Finanzierungsmöglichkeiten und beeinflusst positiv die Entscheidung zum Bau der Anlage. Der frühe Vertragsabschluss darf in der Kommunikation genutzt werden. Die Lieferung der GoOs erfolgt ab Inbetriebnahme der Anlage.
  2. Young GoO – GoOs aus Anlagen, die zwischen null und sechs Jahren alt sind. Anlagen dieses Alters haben die höchste Finanzierungslast und mit dieser das größte wirtschaftliche Risiko.
  3. GoOs für Anlagen zwischen 7 und 15 Jahren. Finanzierungsrisiken sinken, dafür stehen größere Reparaturen oder Nachoptimierungen an.
  4. Post-EEG: Aus der EEG-Vergütung (bzw. anderen europäischen Förderregime) fallende Anlagen, die nicht dem neusten Stand der Technik entsprechen. Sie werden nur weiter betrieben, wenn mindestens die Betriebskosten verdient werden. Ist dies nicht der Fall, verschwinden diese Anlagen dauerhaft und werden wieder durch fossile oder nukleare Stromerzeugungstechnologien substituiert. Die Wirtschaftlichkeit dieser Anlagen muss also zusätzlich unterstützt werden.

Die Herkunftsnachweise werden nach Qualitätsmerkmalen, insbesondere dem Anlagenalter, differenziert. Und es werden ausschließlich GoOs ungeförderter Anlagen bis 20 Jahre sowie HKNs aus Post-EEG-Anlagen gehandelt. So werden einerseits junge, kleine Anlagen mit regionaler Wertschöpfung gefördert, die essenziell sind, um thermische Kraftwerke und CO2-belasteten Strom zu verdrängen. Andererseits wird der Weiterbetrieb von Ü-21-Anlagen, die aus der EEG-Förderung fallen, unterstützt.

Anlagen, die seit mehr als 20 Jahren ohne Einspeisevergütung auskamen, erzeugen hingegen keine zusätzlichen IMPACT GoOs mehr. Sie haben sich am Markt bewährt, leisten ihren Dienst und gehören zum Kraftwerksbestand – beschleunigen aber die Energiewende nicht weiter.

Abbildung 4: Inbetriebnahme-Daten der Lieferanlagen und deren Anteile an den Entwertungsmengen (Quelle: Marktanalyse Ökostrom II, Umweltbundesamt)

Abbildung 4: Inbetriebnahme-Daten der Lieferanlagen und deren Anteile an den Entwertungsmengen (Quelle: Marktanalyse Ökostrom II, Umweltbundesamt)

Werden IMPACT GoOs en bloc für mehrere Jahre zugleich kontrahiert, so erleichtert dies die Finanzierung der Anlage. Diese Sicherheit wird mit einem konstanten, also kalkulierbaren Preis für die gesamte Laufzeit erkauft. Das kann ein langfristiger Vertrag mit einem Abnehmer sein oder der Terminhandel mit mehreren Vertragspartnern.

Für den Verkäufer bedeutet dies den Verzicht auf die Spekulation steigender GoO-Preise in den Folgejahren. Kompensiert wird der feste auskömmliche Preis jedoch durch positive Investitions- bzw. Finanzierungsentscheidungen. Mittel- bis langfristig sind durch IMPACT GoOs drei Effekte zu erwarten:

  • In grünen Stromlieferverträgen wird zwischen dem gelieferten Strom mit einem Preis X und der dazugehörigen IMPACT GoO mit dem Preis Y unterschieden. Beide Preise X und Y orientieren sich am Marktpreis.
  • Die Grünstromeigenschaft wird nicht länger im Stromliefervertrag (PPA) versteckt, die zusätzliche Bepreisung des IMPACT GoOs führt zu einem Preis für den PPA, der über dem reinen Börsenpreis des gelieferten Stromprofils liegt.
  • Da die IMPACT GoO eine zusätzliche, unabhängige, risikotragende Ertragsquelle darstellt, erleichtert sie zum einen die Finanzierung und vermittelt zum anderen Glaubwürdigkeit.

Die Revolution frisst ihre Kinder   GoOs machen sich gegenseitig Konkurrenz

Heute lösen grüne Stromlieferverträge (PPA) als marktwirtschaftliches Instrument die staatlichen Einspeisevergütungen ab. PPAs sind langfristige Stromlieferverträge zwischen einem grünen Stromproduzenten und einem Stromabnehmer und setzen sich aus zwei Komponenten zusammen: Zum einen wird Strom in MWh geliefert und zum anderen wird mit jeder erzeugten und eingespeisten MWh ein (IMPACT) GoO ausgestellt, welches die Herkunft und Eigenschaft des Stroms aus dieser spezifischen Anlage belegt.

Abbildung 5: Beispielhafte PPA Fair Value Berechnung, Beispiel PV in Deutschland 2020 (Quelle: Energy Brainpool)

Abbildung 5: Beispielhafte PPA Fair Value Berechnung, Beispiel PV in Deutschland 2020 (Quelle: Energy Brainpool)

Solche GoOs aus ungeförderten deutschen Anlagen haben den Ruf, durch Erwerb des Stroms und seiner Eigenschaft den Klimaschutz besonders zu fördern. Jede aus diesen Anlagen eingespeiste MWh verdrängt konventionell erzeugten Strom, der mit Emissionen belastet ist. Ungeachtet dessen konkurrieren diese (IMPACT) GoOs mit allen anderen GoOs am Markt.

Geänderte Kundeninteressen

Die fehlende Kennzeichnung der Differenzierungs- und Qualitätsmerkmale der verschiedenen GoOs sorgt bei Verwirrung bei den Stromkunden. Wollte der Grünstromkunde in den 1990er-Jahren lediglich kernkraftfreien Strom, stehen für den Kunden heute der Klimaschutz und erneuerbare Energien im Zentrum des Interesses bei der Kaufentscheidung von Ökostrom.

Doch welche GoOs wirklich zu diesem Ziel beitragen, ist für die Verbraucher meist nicht erkenntlich. Abhilfe können hier neu ausgerichtete Ökostromlabels schaffen, die als externer Garant die Auswirkungen einer Ökostrombelieferung sicherstellen können. Damit sind IMPACT GoOs zukünftig ein wichtiger Baustein, wenn ein positiver Einfluss auf den Klimaschutz nachgewiesen werden soll.

Alternativ zu Stromlabels besteht auch die Möglichkeit der direkten Transparentmachung des Ökostroms über einen auf der Stromrechnung neu integrierten QR-Code. Er kann den Kunden zu einer Landingpage des Lieferanten bringen, auf dem er seine beschafften (IMPACT) GoOs mit Bild und Informationen zu den jeweiligen Anlagen abbildet.

Die Stromkennzeichnung gegenüber dem Endkunden schert alle Differenzierungs- und Qualitätsmerkmale der GoOs über einen Kamm. Und im Tortendiagramm der Stromrechnung erhalten sie die gleiche grüne Farbe. So wird aus dem Informationspaket wieder eine binäre Information gemacht: „Grün oder nicht grün, das ist dann die Frage!“ Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen.

Abhilfe schaffen Ökostromlabels, die als externer Garant die Auswirkungen einer Ökostrombelieferung sicherstellen können. IMPACT GoOs sind ein Baustein, wenn ein positiver Einfluss auf den Klimaschutz nachgewiesen werden soll.

Wo ist der Markt?

Die Fundamente aller volkswirtschaftlichen Theorien sind auch beim Handel von GoOs der Unterbau. Das Angebot von und die Nachfrage nach einem knappen Gut führen im Markt zu einem Preis. Dieser Preis generiert Signale für die Produktion des Gutes.

Hohe Nachfrage führt über einen hohen Preis zu einem wachsenden Angebot. Bei den GoOs lässt sich diese Wechselwirkung nur über einen Zubau von erneuerbaren Energien erzielen. In der Theorie ist der Markt also ein leistungsstarker Motor der Energiewende.

Wie aber funktioniert dieser Markt aktuell? Der europäische Handel wird von wenigen Angebots- und Nachfragemärkten dominiert. Als entscheidender Angebotsmarkt existieren, wie oben beschrieben, der skandinavische und der alpine Raum. Deren alter, preissetzender Kraftwerksbestand sorgt für eine hohe Grundverfügbarkeit an GoOs.

Das gehandelte Gut ist daher nicht knapp und damit einhergehend ist der Preis relativ niedrig. Die Unterstützung der Energiewende bleibt ungewollt aus. Wenn der GoO-Markt den Zubau erneuerbarer Energien und Klimaschutz anheizen sollte, dann verfehlt er seit Jahren mit wenigen Ausnahmen seine Wirkung.

Wie könnte ein funktionierender Markt aussehen?

Skizzieren wir Eckpunkte eines funktionierenden Marktes. Wenn es das Ziel eines GoO-Marktes (im Sinne des Verbraucherverständnisses der 2020er) ist, einen Anreiz für den Ausbau erneuerbarer Energien zu schaffen, dann ist eine klare Abgrenzung zwischen Anlagen mit oder ohne IMPACT notwendig.

Die Interpretation der Bauhaus-Regel form follows function bietet hier eine gute Orientierungshilfe: Das knappe Gut ist Strom aus Anlagen, die einen zusätzlichen Klimaeffekt haben und die der Energiewende Schub bringen. Die Grünstromerzeugung aus neuen jungen Anlagen oder sich noch in Planung befindlichen Kraftwerken, muss also abgegrenzt werden, von dem altem, etablierten und lange im Markt integrierten Kraftwerksbestand.

Grundlage für faire Preise ist, wie in jedem Markt, Transparenz über die Produkteigenschaften. Die drei zentralen Informationen eines GoOs sind dafür Alter und Ort der Anlage sowie Erzeugungstechnologie. Das Anlagenalter garantiert, dass neue, junge erneuerbare Energien einen hohen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Erzeugungstechnologie übersetzt Verbrauchervorlieben und Akzeptanz in ein Preissignal.

Der Ort der Stromerzeugung schafft ein Merkmal für regionale Wertschöpfung und kann die Identifikation mit Erneuerbare-Energien-Anlagen „in Sichtweite“ des Verbrauchers stiften. Die Produktdifferenzierung führt zu Preisdifferenzen, ein Marktplatz mit standardisierten Produkten clustert diese Differenzen und schafft Preistransparenz durch Liquidität.

Der Energiemarkt im stetigen Wandel

Eines ist unumstritten: Der Energiemarkt befindet sich in einem fundamentalen Umbruch. IMPACT GoOs können einen wichtigen Baustein für das Gelingen der Energiewende darstellen und diese unterstützen. Sie können nicht nur als die zweite Säule der Finanzierung subventionsfreier erneuerbarer Energie Projekte dienen, sondern auch als Wegbereiter zu vermehrten PPA-Lösungen fungieren.

Im Zuge der Digitalisierung ist deutlich mehr Transparenz für Stromkunden möglich und durch ein verstärktes Augenmerk auf die Differenzierungs- und Qualitätsmerkmale bei Grünstrom kann jeder Verbraucher individuell einen Beitrag zum Ausbau regenerativer Energien leisten.

[1] Greenfact, Analysis of the German Go Market Update 5-8-2019 1 WAS ZEICHNET GRÜNSTROM AUS?