Auch wenn die Corona-Maßnahmen in den europäischen Ländern zurückgehen, hat die Pandemie immer noch große Auswirkungen auf die Energiepolitik und -märkte. PV räumt in gemeinsamer Ausschreibung mit Wind ab und die Politik hat sich auf Änderungen für PV und Wind verständigt. Am langen Ende der Preise ging es im Mai 2020 wieder etwas nach oben.

Corona und die Energiewirtschaft

Im Mai 2020 haben einige Länder die Ausgangsbeschränkungen wegen der Covid-19-Pandemie wieder gelockert. Dies wirkt sich auch auf den Energieverbrauch aus. So sehen manche Netzbetreiber, wie etwa Westnetz, Tendenzen für eine Rückkehr zur Normalität (Quelle: Montel).

Allerdings bedeutet dies nicht unbedingt ein Zurückschnellen der Stromnachfrage auf das Niveau vor der Pandemie. RWE rechnet in diesem Jahr mit einem Rückgang der Stromnachfrage in Deutschland, Benelux und Großbritannien von 5 bis 6 Prozent (Quelle: Montel).

Ebenfalls stark verändert hat sich der zeitliche Verlauf der Stromnachfrage, insbesondere der Peak-Zeiträume. So ist laut Aussagen von Händlern nur noch an den drei mittleren Arbeitstagen der Woche eine klare Base-Peak-Nachfragekurve auszumachen. An Montagen und Freitagen steht die Stromnachfrage allerdings eher auf dem Niveau des Wochenendes ohne klare Unterteilung der Preise und der Nachfrage in Base und Peak-Zeiträume (Quelle: Montel).

Die CO2-Emissionen haben sich aufgrund der Lockdown-Einschränkungen in den vergangen zwei Monaten stark reduziert. Währenddessen hat die geringere Nachfrage die Preise am kurzfristigen Strommarkt gedrückt. Demzufolge könnte die EEG-Umlage für das Jahr 2021, welche kurz gesagt die Differenz zwischen Markterlös und Förderhöhe erneuerbarer Energien darstellt, um 1 bis 2 ct/kWh steigen. Dies würde die Umlage von heute 6,76 ct/kWh auf bis zu 8,6 ct/kWh ansteigen lassen (Quelle: Agora Energiewende).

Was passierte auf dem Öl-Markt?

Auch die Internationale Energieagentur (IEA) sieht in den Lockerungen des Lockdowns positive Signale für die Nachfrage nach Öl. Auch wenn die globale Ölnachfrage im Jahr 2020 wohl um rekordmäßige 8,6 Mio. Barrel/Tag zurückgeht, ist dies weniger als die vorherige Einschätzung der IEA von 9,3 Mio. Barrel/Tag (Quelle: Montel).

Ebenso geht die OPEC von einem Rückgang der Nachfrage von etwa 9 Mio. Barrel/Tag oder knapp zehn Prozent aus (Quelle: Marketwatch). Die IEA spricht ebenfalls davon, dass die Investitionen in Energie über alle Bereiche, inklusive der erneuerbaren Energien, im Jahr 2020 um 10 bis 50 Prozent einbrechen werden (Quelle: Montel, PV Magazine).

All dies macht deutlich, dass die Auswirkungen von Corona auf die Energiewirtschaft trotz der leicht positiveren Ausblicke immer noch drastisch sind.

Photovoltaik räumt ab

In der technologieüberschreitenden Ausschreibung über 200 MW vom 1. April 2020 hat die Bundesnetzagentur 30 PV-Projekte bezuschlagt (Quelle: Bundesnetzagentur). Insgesamt wurden 113 Gebote mit einer Leistung von über 550 MW eingereicht.

Allerdings ging kein einziges Projekt mit einer Windenergieanlage in die Ausschreibung. Mit einem mittleren Zuschlagspreis von 5,33 ct/kWh lag dieser Wert um 0,15 ct/kWh über dem Durchschnittswert für die technologiespezifische Solarausschreibung im März 2020 (Quelle: Erneuerbare Energien).

Abbildung 1 stellt die Ausschreibungsergebnisse für PV seit Beginn 2019 dar. Die Abbildung zeigt ebenfalls die Ergebnisse der technologieüberschreitenden Ausschreibungen in diesem Zeitraum, da in allen Fällen nur PV-Projekte bezuschlagt wurden.

Ergebnisse der technologieübergreifenden (grau) und PV-Ausschreibungen (rot) in Deutschland seit 2019, PV, Energy Brainpool

Abbildung 1: Ergebnisse der technologieübergreifenden (grau) und PV-Ausschreibungen (rot) in Deutschland seit 2019 (Quelle: Energy Brainpool).

Wichtige energiepolitische Einigungen: Windkraftabstände und PV-Deckel

Man hätte es fast nicht mehr für möglich gehalten: Die Bundesregierung hat sich auf eine Regelung für die Mindestabstände von Windrädern an Land und für die Abschaffung des GW-Deckels für die PV geeinigt (Quelle: PV Magazine).

Die Bundesländer haben es nun selbst in der Hand, ob sie einen Mindestabstand von 1000 Meter zwischen Siedlungen und Windrädern verordnen oder nicht (Quelle: Solarserver). Dazu soll eine Länderöffnungsklausel im Baugesetzbuch verankert werden. Bestehende strengere Regelungen, wie etwa in Bayern, sollen davon nicht betroffen sein.

Am 15. Mai 2020 passierte eine Mini-EEG-Novelle den Bundesrat. Diese enthielt die oben genannten Entschlüsse allerdings noch nicht, sondern strich vor allem die immissionschutzrechtlichen Privilegien von Bürgerenergiegesellschaften bei deren Teilnahme an Ausschreibungen für Wind an Land (Quelle: PV Magazine).

Ein detaillierter Zeitplan für eine größere EEG-Novelle, welche die Streichung des 52-GW-Deckels oder sogar die Anhebung der Ausbauzahlen für erneuerbare Energien zur Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele für das Jahr 2030 enthalten könnte, existiert jedoch noch nicht.

Das Bundeskabinett hat ebenfalls die schon im Dezember 2019 festgelegten höheren CO2-Preise und die Nutzung dieser Einnahmen für die Senkung der EEG-Umlage beschlossen. Der nationale Emissionshandel wird im Jahr 2021 mit einem fixen CO2-Preis von 25 EUR/Tonne starten und bis 2026 auf 55 bis 65 EUR/Tonne ansteigen. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Emissionsrechte sollen ab dem 1. Januar 2021 dazu genutzt werden, die EEG-Umlage zu senken (Quelle: PV Magazine).

Terminmarkt stabil

 Seit Beginn der Corona-Pandemie war der Terminmarkt großer Unsicherheit ausgesetzt. Die Ausbreitung des Virus und vor allem Reaktionen, wie Ausgangssperren und Lockdowns in vielen Ländern, brachte die Weltwirtschaft zum Stehen. Seit Mitte Mai weisen einige Indikatoren jedoch auf leicht steigende Nachfrage und Preise, zumindest jedoch auf Stabilität hin.

Die Ölpreise haben sich auf einem Niveau von etwa 35 EUR/Barrel eingependelt. Ein Großteil dieser Preisstabilität resultiert allerdings weniger auf einer sich wieder normalisierenden Nachfrage. Im Gegenteil – die Stabilität beruht vor allem auf der Effektivität der Fördereinschränkungen, auf welche sich führende Ölproduzenten geeinigt haben (Quelle: Montel).

Im Strommarkt haben steigende CO2-Preise Ende Mai für ein Fünf-Wochenhoch von über 22 EUR/Tonne gesorgt, während sich der Preiskanal generell zwischen 19 und 21 EUR/Tonne befand (Quelle: Montel).

Ähnlich hat sich auch der Jahreskontrakt für Strom im deutschen Marktgebiet entwickelt. Er stieg seit Mitte März um neun Prozent an und lag Ende Mai bei knapp unter 37 EUR/MWh. Allein die Entwicklung bei Kohle und Gas sind negativ.

Abbildung 2 zeigt die Preisentwicklungen des Frontjahres Strom Deutschland, sowie für CO2-Zertifikate, Öl und Kohle. Preissteigerungen sind ebenfalls bei den CO2-Zertifikaten (36 Prozent) und bei Öl (7 Prozent) ersichtlich.

relative Preisentwicklung des deutschen Stromfrontjahres (candle sticks), der CO2-Zertifikate (orangenfarben, des Brent Ölkontrakts für Dezember 2020 (rot) und des Frontjahrs für Kohle (grün) von Mitte März bis Ende Mai 2020, PV, Energy Brainpool

Abbildung 2: relative Preisentwicklung des deutschen Stromfrontjahres (candle sticks), der CO2-Zertifikate (orangenfarben), des Brent Ölkontrakts für Dezember 2020 (rot) und des Frontjahrs für Kohle (grün) von Mitte März bis Ende Mai 2020 (Quelle: Montel).

Day-Ahead-Preise auf Rekordtief

Am Kurzfristmarkt liegen die Strompreise jedoch auf Rekordtiefs. Gegenüber dem Vorjahr reduzierten sich die deutschen Day-Ahead-Preise um 42 Prozent und mittelten seit Anfang 2020 bei 23 EUR/MWh (Quelle: Montel). Im Mai 2020 wechselten sich Phasen mit geringer und hoher Windeinspeisung im fast wöchentlichen Verlauf ab.

Demgegenüber lag die Erzeugung der PV durchgehend auf hohem Niveau. Die Erzeugung in Gaskraftwerken nimmt im Vergleich zur Kohle eine immer größere Rolle ein. Abbildung 3 verdeutlicht die Stromerzeugung nach Technologie und die Day-Ahead-Preise im deutschen Strommarkt im Mai 2020.

Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im Mai 2020 in Deutschland, PV, Energy Brainpool

Abbildung 3: Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im Mai 2020 in Deutschland (Quelle: Energy Brainpool)