Das vergangene Jahr war erneut ein gutes Jahr für den Photovoltaik-Ausbau in China, mit nun 175 GW installierter Kapazität. Auch der Gesamtstromverbrauch wuchs deutlich um 540 TWh. Hierdurch wurde die Zunahme im Bereich der erneuerbaren Energien im Erzeugungsmix ausgeglichen, während thermische, fossil-befeuerte Kraftwerke ebenfalls mehr Strom erzeugten. LNG soll zukünftig eine zentrale Rolle bei der Deckung des chinesischen Gasverbrauchs spielen.
Erneuerbare Energien wachsen in 2018 weiter
Die installierte Leistung der PV in China wuchs 2018 um 45 GW und erreichte damit 175 GW. Der Ausbau ist geringer als die 53 GW im Jahr 2017. Aber noch beeindruckt diese Zahl, die der gesamten installierten Leistung Deutschlands bis Ende 2018 entspricht.
Die Windkraftkapazität wuchs um rund 20 GW auf nun 184 GW. Der Ausbau der Wasserkapazität betrug 8,5 GW, so dass die gesamte Leistung von Wasserkraftwerken die 350 GW Grenze überstieg (Quelle: China Energy Portal). Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der installierten Erzeugungskapazitäten dieser drei erneuerbaren Energien in China seit 2010, sowie die Ziele des Landes für die Kapazität bis Ende 2020.
Es ist klar, dass die im 13. Fünfjahresplan festgelegten Ziele für die installierte Leistung von PV und Wasserkraft bereits übertroffen wurden. Daher werden neue Ziele in Betracht gezogen, die das PV-Ziel bis 2020 auf rund 250 GW anheben sollen (Quelle: PV-Magazin).
Der Erzeugungsmix im Jahr 2018
Während der Ausbau der erneuerbaren Energien noch immer deutlich im Gange ist, zeigte sich in 2018 auch ein starker Anstieg der thermischen Erzeugung. Die thermische Erzeugung (Kohle und Gas) besteht zu etwa 90 bis 95 Prozent aus Kohle, den Rest stellen Gaskraftwerke bereit. Der Erzeugungsmix von 2018 in Prozent (Abbildung 2) blieb gegenüber 2017 unverändert, da die starke Nachfrage durch den Anstieg aller Erzeugungstechnologien kompensiert werden musste. Die Gesamterzeugung stieg um etwa 550 TWh gegenüber dem Vorjahr.
In den Abbildungen 3 und 4 sind Anstiege in der Erzeugung gegenüber dem Vorjahr für die verschiedenen Technologien dargestellt. Der starke Zuwachs der konventionellen, thermischen Erzeugung ist deutlich zu erkennen. Das Wachstum von PV um mehr als 50 Prozent ist nach wie vor enorm. Auch die Anstiege in der Erzeugung von Kern- und Windkraft um jeweils 20 Prozent gegenüber 2017 sind nicht zu vernachlässigen (Quelle: China Energy Portal).
Bezogen auf den realen Anstieg der Erzeugung in TWh, dargestellt in Abbildung 4, wird deutlich, dass die thermische Erzeugung im vergangenen Jahr der große Gewinner war. Wie die aktuellen Zahlen zeigen, stieg sie im Jahr 2018 um mehr als 320 TWh. Das ist etwa doppelt so viel wie der Erzeugungsanstieg aus Wasser, Wind und Solar mit insgesamt 160 TWh (Quelle: China Energy Portal).
Auch wenn diese Zahlen noch nicht die Endgültigen sind und spätere Updates sie leicht verändern könnten, die Richtung 2018 war klar. Der Anstieg des Stromverbrauchs wurde hauptsächlich durch eine Zunahme der thermischen Erzeugung gedeckt.
Starker Verbrauchsanstieg
Der chinesische Stromverbrauch stieg 2018 um rund 540 TWh auf 6845 TWh an. Dieser Anstieg gegenüber 2017 entspricht beinahe dem gesamten deutschen Stromverbrauch von 600 TWh im Jahr 2018. Dies zeigt die Größe des chinesischen Energiesystems und den bislang ungebrochenen Hunger nach Energie, während immer größere Teile der Bevölkerung bessere Lebensbedingungen genießen.
Wie Abbildung 5 zeigt, ist der Hauptverbraucher von Strom in dem ostasiatischen Land jedoch die Industrie mit rund 4800 TWh im vergangenen Jahr (Quelle: China Energy Portal). In den letzten Jahren ist auch der Konsum im Dienstleistungssektor und in den Haushalten gestiegen.
Weitere Entwicklungen im chinesischen Energiesystem
Subventionsfreie erneuerbare Energien
Subventionsfreie Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien sollen laut der National Development and Reform Commission (NDRC) gefördert werden. Der Hintergrund: Es sind noch Rückstandskosten von etwa CNY 120 Mrd (EUR 15,6 Mrd.) in Form von Zuschüssen an erneuerbare Projektentwickler zu zahlen.
Die neuen subventionsfreien Projekte sollen somit die Zahlungen der Regierung an Projektentwickler verringern. „Einige Regionen mit guten natürlichen Ressourcen und einer starken Nachfrage haben bereits subventionsfreie oder netzparitätische Preisbedingungen erreicht“, stellte die NDRC ebenfalls fest (Quelle: Reuters). Die neue Richtlinie (Quelle: China Energy Portal) richtet sich an die Netzbetreiber und fordert diese auf:
- Strom aus Pilotprojekten ähnlich wie PPAs zu beziehen,
- gleichzeitig niedrigere Übertragungsentgelte anzubieten und
- den Transport von Strom aus erneuerbaren Energien über Höchstspannungsleitungen über das gesamte Land zu unterstützen.
Chinesische Gasimporte auf Rekordniveau
Ein weiterer Rekord wurde im Gassektor gebrochen: Das Land ist der weltweit größte Gasimporteur, mit rund 50 Mrd. m3 Importen über Pipelines und 73 Mrd. m3 Importen via LNG. Seit 2017 ist China auch der zweitgrößte LNG-Importeur nach Japan und vor Südkorea.
Der Gesamtverbrauch von Gas im Jahr 2018 lag im vergangenen Jahr bei rund 275 Mrd. m3 (Quelle: Natural Gas World). Zum Vergleich: Im Jahr 2018 verbrauchte Deutschland rund 90 Mrd. m3 Gas. Auch für die kommenden Jahre soll mehr Gas über neue chinesische LNG-Terminals importiert werden. Bis 2021 soll eine Importkapazität von 110 Mrd. m3 pro Jahr und bis 2035 von bis zu 336 Mrd. m3 pro Jahr erreicht werden (Quellen: Hellenics Shipping, Natural Gas World).
Aufgrund der aktuellen Stimmungen über die wirtschaftliche Aktivität in China und den Handelskrieg zwischen den USA und China könnte der Energieverbrauch in 2019 nur leicht ansteigen. Es bleibt auch abzuwarten, wie stark der Ausbau der erneuerbaren Energien in diesem Jahr aufgrund regulatorischer Änderungen sein wird.
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