Blockchain – eine Technologie, die eine demokratische Energiewelt ohne traditionelle Versorger verspricht. Klar, dass sich daher die Energiebranche seit dem Beginn des Hypes im Jahr 2016 mit der Blockchain-Technologie auseinandergesetzt hat. In einer sich im Wandel befindlichen Energiewelt wird die Suche nach neuen Geschäftsmodellen immer wichtiger.

Illustration with word cloud with the word Blockchain
© Javier Castro / Fotolia

Anders als bei konventionellen Datenbanken liegen die gespeicherten Transaktionsdaten bei einer Blockchain auf verteilten und somit dezentralen Rechnern. Es entsteht also ein dezentrales, öffentlich und verteilt geführtes Kontobuch,  das kryptographisch gesichert ist.

Grundlage der Blockchain-Technologie

Je nach technischer Ausgestaltung kann eine Blockchain komplett öffentlich sein oder nur einer bestimmten Nutzergruppe offen stehen. Eine grobe Unterteilung in öffentliche (Bitcoin, Ethereum), konsortiale (Energy Web Foundation) und private (IBM Hyperledger Fabric) Blockchains ist zweckmäßig. Der Zugriff auf den aktuellen Stand der Daten ist zu jedem Zeitpunkt unabhängig von einem Vermittler bzw. Intermediär, also einer Drittpartei (z. B. Banken, Börsen, Handelsplattformen, etc.) möglich.

Transaktionsdaten werden in Datenblöcken zusammengefasst und an das verteilte Blockchain-Netzwerk gesendet. Ein entsprechender Konsens-Algorithmus validiert die eingehenden Daten, um den gleichen Stand der Informationen zwischen allen Teilnehmern sicherzustellen. Sobald die Transaktionsdaten in einem neuen Block an die Blockchain angehängt sind, sind sie Transaktionen bestätigt und nachvollziehbar hinterlegt.

Durch „Smart Contracts“ können auch Transaktionen automatisiert ausgeführt werden. In Code gegossene „Wenn-Dann-Funktionen“ ermöglichen es, Prozesse und Geschäftsmodelle virtuell abzubilden.

Die Blockchain im Energiesystem der Zukunft

Grob können die Anwendungsbereiche der Blockchain in der Energiewirtschaft in zwei Teilbereiche gegliedert werden: Prozessunterstützung durch Automatisierung sowie Aufbau und Betrieb von Plattformen (Quelle: Dena).

Insbesondere in einer stärker digitalisierten Energiewelt werden Internet-of-Things-Geräte mit einer Vielzahl von anderen Geräten kommunizieren und Daten austauschen. So könnte mit einer reifen Blockchain-Technologie eine Vielzahl von Kommunikationsschnittstellen ersetzen und etwa Ladevorgänge von E-Autos an fremden Ladesäulen vereinfachen und transparent darstellen. Exemplarisch ist dies in Abbildung 1 dargestellt.

Bezahlung über Blockchain in der E-Mobilität

Abbildung 1: Bezahlung über Blockchain in der E-Mobilität, Quelle: Energy Brainpool

Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft

Wichtig für eine ganzheitliche Betrachtung einer neuen Technologie ist es vor allem die möglichen Geschäftsmodelle für deren Nutzung zu eruieren. Dies gilt auch bei Blockchain-Anwendungen. Wie genau können Geschäftsmodelle allerdings definiert und ausgearbeitet werden.

Für ein erfolgreiches Geschäftsmodell ist die Definition der Zielgruppe(n), einhergehend mit der Auffassung von Kundenbedürfnissen, und schlussendlich die Bereitstellung bedürfnisgerechter Produkte und Dienstleistungen von großer Bedeutung. Weiterhin zeigen verschiedene Studien, dass Geschäftsmodell-Innovationen zum Großteil Rekombinationen bestehender Modelle sind (Quelle: Universität St. Gallen). In der Energiewirtschaft sind etwa Peer-to-Peer, Two-Sided Market, White Label und Solution Provider oft wiederkehrende Geschäftsmodelle. Sie sind auch unabhängig von der Technologie, die genutzt wird, um ein bestimmtes Modell aufzusetzen. Die Blockchain-Technologie kann die Bildung von Geschäftsmodellen in einem digitalisierten und dezentraleren Energiemarkt allerdings unterstützen.

Blockchain-Projekte und Geschäftsmodelle

Die Innovation von Geschäftsmodellen ist keine Kunst, sondern in Wissenschaft und praktischer Erfahrung begründet. Die Blockchain-Technologie kann Geschäftsmodelle unterstützen, dennoch wird sie nicht bei jeder Anwendung benötigt oder ihren vollen Mehrwert ausspielen können. Daher kann als grobe Orientierung der in Abbildung 2 (nach ETH Zürich) dargestellte Entscheidungsbaum helfen.

Entscheidungsbaum für Anwendung der Blockchain (nach ETH Zürich)

Abbildung 2: Entscheidungsbaum für Anwendung der Blockchain (nach ETH Zürich)

Eine systematische Herangehensweise, nämlich die genaue Identifikation des Geschäftsmodells und dann der Bezug des Geschäftsmodells auf ein konkretes Projekt oder eine konkrete Technologie ist hierbei zielführend. Mehr zum Thema Blockchain in der Energiewirtschaft und Geschäftsmodelle finden Sie in unseren offenen Seminaren oder Inhouse-Workshops.

Demnächst erscheint ein neues White Paper von Energy Brainpool, welches die Themen Blockchain und Geschäftsmodelle stärker beleuchtet.