Während die EEG-Novelle für 2021 immer noch nicht endgültig verabschiedet ist, ist der Regelarbeitsmarkt am 2. November 2020 in Deutschland gestartet und die EU-Kommission hat den deutschen Kohleausstieg genehmigt. Die Preise am Terminmarkt stiegen im November 2020 wieder an.

Am 1. Januar 2021 soll eine neue Version des Erneuerbare-Energien-Gesetzes in Kraft treten. Im Folgenden beschreiben wir die aktuellsten Entwicklungen hin zur EEG-Novelle 2021.

EEG-Novelle 2021 auf der Zielgeraden?

  • Am 1.9.2020 legt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) den ersten Referentenentwurf zum EEG 2021 vor. Darin geht es weniger darum, das Gesetz komplett neu zu strukturieren. Vielmehr steht im Mittelpunkt, das bisherige Gesetz weiter zu entwickeln.
  • Das BMWi hat am 14.9.2020 den in der Zwischenzeit aktualisierten Referentenentwurf veröffentlicht. Das war zeitgleich der Startschuss für die Anhörungen der Verbände. Innerhalb von nur drei Tagen mussten alle Akteure Stellung nehmen. Das löste eine Welle der Kritik aus.
  • Am 23.9.2020 hat die Bundesregierung den Kabinettsentwurf zum EEG 2021 vorgelegt.
  • Der Bundesrat hat am 6.11.2020 zum Gesetzesentwurf der Bundesregierung Stellung bezogen. Die Vertreter des Verfassungsorgans forderten in dem Zuge weitere Änderungen des EEG-Entwurfs. Insbesondere wurde kritisiert, dass die Ausbaupfade für die erneuerbaren Energien nicht ausreichend hoch seien. Darüber hinaus gab es Kritik, dass die Smart-Meter-Pflicht für Anlagen ab 1 kW unverhältnismäßig sei.
  • Kaum eine Woche später, am 11.11.2020, antwortete sogleich die Bundesregierung. Ein Großteil der Verbesserungsvorschläge wurden abgelehnt und nur wenige werden bei weiteren Überprüfungen berücksichtigt. (Quelle: prometheus). Verbände, Branchenexperten und Wissenschaftler befürchten eine Ökostromlücke, die aufgrund eines schwächelnden Neubaus von Erneuerbare-Energien-Anlagen entstehen könnte.
  • Aufgrund europarechtlicher Vorgaben muss das EEG 2021 zwingend zum 1.1.2021 in Kraft treten. Dafür sollte der Bundestag bis Ende November die Novelle verabschiedet haben. Bis Ende 2020 sollte die EU-Kommission den Gesetzesentwurf durchgewunken haben.

Sobald über die EEG-Novelle 2021 final entschieden wurde, werden wir die zentralen Veränderungen in einem weiteren Beitrag erläutern.

EU-Kommission genehmigt deutschen Steinkohle-Ausstieg.

Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, bis 2038 alle Kohlekraftwerke stillzulegen. Um sich diesen Bestrebungen anzunähern, hat die Bundesnetzagentur der EU-Kommission eine Vorlage für ein Ausschreibungsverfahren vorgelegt. Die EU-Kommission genehmigte am 25.11.2020 den Steinkohleausstieg.

Anders sieht es für die Braunkohle-Ausschreibungen aus. Diese erhalten vorerst keine Genehmigung, da die geringe Anzahl von Marktteilnehmern keine wettbewerbliche Ausschreibung ermöglicht.
Bezogen auf den Steinkohleaussteig hat die EU-Kommission nur eine Veränderung getroffen: Die letzte Ausschreibungsrunde 2027 findet nicht mehr wie geplant statt. Zwischen 2027 bis 2030 werden die Stilllegungen dann rein ordnungsrechtlich, ohne jedwede Kompensation für die Betreiber ablaufen.

Am 1. September 2020 fand die erste Ausschreibungsrunde für die Abschaltung statt und es waren 4 GW Gesamtleistung ausgeschrieben. Die Anlagen sollen spätestens sieben Monate nach der Bekanntgabe des Zuschlags durch die Bundesnetzagentur vom Netz genommen werden. Falls die Übertragungsnetzbetreiber eine Systemrelevanz feststellen, könnten die Anlagen ihren Strom zwar nicht mehr am Strommarkt vermarkten, müssten aber Regelleistung bereitstellen (Quelle: BMWi).

Die Ergebnisse der Ausschreibung sind der Tabelle 1 zu entnehmen:

Ergebnisse zum Gebotstermin am 1. September 2020 (Quelle: Energy Brainpool) EEG-Novelle

Tabelle 1: Ergebnisse zum Gebotstermin am 1. September 2020 (Quelle: Energy Brainpool)

Die Ausschreibungsrunde war stark überzeichnet. Das Gebot, dessen Bezuschlagung das Ausschreibungsvolumen von 4.000 MW erstmals überschritten hat, erhielt jedoch noch einen Zuschlag. Der hohe Wettbewerb hat die Zuschläge deutlich unter den Höchstpreis von 165.000 EUR/MW gedrückt. (Quelle: Bundesnetzagentur).

Aufgrund der Anlagen, die letztendlich einen Zuschlag erhalten haben, hagelte es von unterschiedlichen Seiten an Kritik an dem Verfahren. Zum einen wurden Anlagen, die sowieso rote Zahlen geschrieben haben, noch mal zu Geld gemacht. Zum anderen sind vergleichsweise junge Anlagen mit einem hohen Wirkungsgrad vom Netz gegangen.

Zu nennen wäre das Kraftwerk Moorburg Block A und Block B von Vattenfall, welches erst im Jahr 2015 an das Netz gegangen ist (Quelle: klimareporter). Auch das Kraftwerk Westfalen von RWE ist erst vor sechs Jahren ans Netz gegangen. Zuzüglich zu dem Kraftwerk Ibbenbüren hat RWE mit 216 Mio. Euro und damit gut zwei Drittel der gesamten Zuschlagssumme von 317 Mio. Euro, den größten Zuschlag erhalten.

Startschuss für neuen Regelarbeitsmarkt gefallen

Der neue Regelarbeitsmarkt hätte bereits zum 1. Juni 2020 eingeführt werden sollen. Der Start verschob sich schließlich auf den 2. November 2020.

Roadmap des europäischen Regelarbeitsmarktes (Quelle: Energy Brainpool), EEG-Novelle

Abbildung 1: Roadmap des europäischen Regelarbeitsmarktes (Quelle: Energy Brainpool)

Bisher wurden Regelleistung und Regelarbeit am Vortag gemeinsam auktioniert. Nun findet Handel von Leistung und Arbeit in aufeinanderfolgenden und voneinander getrennten Märkten statt. Die Anbieter können inzwischen direkt Arbeitspreisgebote auf dem Regelarbeitsmarkt anbieten, auch wenn sie keinen Zuschlag auf dem Leistungsmarkt erhalten haben (Quelle: 50hertz). Damit wird dem Regelleistungsmarkt die Rolle als „Versicherung“ für den Regelarbeitsmarkt zugewiesen.

Fällt dieser aufgrund technischer Probleme aus, kann auf die angebotene Leistung auf dem Regelleistungsmarkt zurückgegriffen werden. Trotz eines Erhalts eines Zuschlags auf dem Regelleistungsmarkt, sollte man auf dem Regelarbeitsmarkt bieten, um einen Abruf zu null Euro zu vermeiden.

Die Bezuschlagung erfolgt auch in Zukunft nach der Höhe des Gebotspreises, also im pay-as-bid-Verfahren. Die Zeit zwischen Ende der Gebotszeit des Arbeitsmarktes und abrufbarer Zeitscheibe beträgt jetzt eine Stunde. Das bedeutet, dass die Teilnahme von Anbietern, welche ihr Erzeugungsvolumen nicht langfristig determinieren können – also erneuerbare Energieträger –vereinfacht wurde (Quelle: FORRS).

Durch die Umstellung des Bezuschlagungssystems wird sich Stück für Stück der Harmonisierung eines europäischen Energiemarkts gemäß Electricity Balancing Guideline (EBGL) genähert. Langfristig sollen für den grenzüberschreitenden Handel von Regelarbeit für SRL und MRL in Europa die Plattformen PICASSO und MARI eingeführt werden (Quelle: bdew).

Aussicht auf Impfstoff beflügelt Preise trotz Corona 

Ende Oktober 2020 erreichten die Ölpreise ein Fünf-Monatstief. Hintergrund dafür sind die stärkeren Maßnahmen gegen COVID-19 auf europäischer Ebene sowie der lange Zeit unsichere Ausgang der US-Wahlen (Quelle: montel). Anfang November wurde der Preis dann durch die Hoffnung eines Impfstoffes beflügelt. Und zusätzlich hat die Klarheit um die Präsidentschaftswahl in den USA zum Anstieg des Ölpreises beigetragen.

Der Ölpreis erreichte am 25.11.20 den höchsten Stand seit acht Monaten und hat sich im Laufe des Monats um knapp zehn Prozent erhöht. Für 2021 erwartet die Internationale Energieagentur, dass sich die Nachfrage um 5,8 Mio. bbl/Tag auf 97,1 Mio bbl/Tag erholt. Damit liegt sie knapp 3 Mio. bbl/Tag unter dem Niveau des vorherigen Jahres (Quelle: montel).

Das Cal 21 stieg an der EEX zuletzt auf 41,45 EUR/MWh und hat damit ein 7-Wochenhoch erreicht. Damit reagiert das Frontjahr im deutschen Strommarkt auf die Aussicht nach einem Impfstoff für COVID-19 und die damit einhergehende Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Außerdem wird der Anstieg durch in Aussicht stehende kühlere Temperaturen und weniger Wind begründet (Quelle: montel).

Das Wetter hatte auch einen starken Einfluss auf den Preis für das Frontjahr Gas. Mitte November ist der Preis aufgrund milder Temperaturen gefallen. Gegen Ende des Monats hingegen werden für Dezember Temperaturen drei Grad unter dem Durchschnitt prognostiziert und dies sorgte für einen anhaltenden Aufwärtstrend (Quelle: montel).

Der EUA-Leitkontrakt Dezember 2020 hatte im November einen steigenden Verlauf und erreichte am Ende des Monats ein Neun-Wochenhoch mit 28,90 EUR/Tonne (Quelle: montel). Gegen Ende des Monats hat die EU-Kommission angekündigt, dass die Auktion 2021 nicht vor Ende Januar oder Anfang Februar stattfinden würde. Die resultierende Lücke von 6 Wochen lässt die CO2-Kontrakte weiter ansteigen (Quelle: montel).

Abbildung 1 zeigt die Preisentwicklungen des Frontjahres Strom Deutschland sowie für CO2-Zertifikate, Öl und Gas seit Anfang Oktober 2020.

Prozentuale Preisentwicklung des deutschen Stromfrontjahres (candle sticks), der CO2-Zertifikate mit Lieferung Dezember 2020 (rote Linie), der Ölsorte Brent mit Lieferung im Januar 2021 (grüne Linie) und des Frontjahres Gas am TTF (orangefarbene Linie) von Anfang Oktober bis Ende November 2020 (Quelle: Montel).EEG-Novelle

Abbildung 2: Prozentuale Preisentwicklung des deutschen Stromfrontjahres (candle sticks), der CO2-Zertifikate mit Lieferung Dezember 2020 (rote Linie), der Ölsorte Brent mit Lieferung im Januar 2021 (grüne Linie) und des Frontjahres Gas am TTF (orangefarbene Linie) von Anfang Oktober bis Ende November 2020 (Quelle: Montel).

Starke Gasverstromung im November

Der Anteil erneuerbarer Energien im November 2020 lag im Durchschnitt ungewohnt niedrig bei 40 Prozent. Das ist einerseits auf die geringe Sonneneinstrahlung in den Wintermonaten zurückzuführen. Solarkraft nähert sich ihrem durchschnittlichen Tiefpunkt mit 1,7 TWh Stromerzeugung im November.

Andererseits tragen stark schwankende Windeinspeisungen zwischen 1,50 GW und 33,01 GW zu dem geringen Anteil der erneuerbaren Energien bei. In Folge dessen sind die Steinkohlerzeugungen mit fünf TWh besonders hoch. Auch Gas erzielt trotz durchwachsenen Wetter mit 7 TWh Rekorde und seine in 2020 bislang höchste monatliche Nettostromerzeugung.

Abbildung 2 stellt die Stromerzeugung aus verschiedenen Technologien und die Day-Ahead-Preise im November 2020 für Deutschland dar.

Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im November 2020 in Deutschland (Quelle: Energy Brainpool), EEG-Novelle

Abbildung 3: Stromerzeugung und Day-Ahead-Preise im November 2020 in Deutschland (Quelle: Energy Brainpool)

Autoren: Naemi Schink, Simon Göß