Die EU-Kommission genehmigt das EEG 2021. Auch das Thema Wasserstoff boomt weiterhin und die Energieriesen planen ihre Wasserstoffstrategien. Das im April erhöhte EU-Klimaziel könnte zu einer Verschärfung des EU-ETS im Juni führen. Commodity- und CO2-Preise stiegen im April weiter an und starke Winde sorgten an Ostern für negative Preise am Spotmarkt.
Wie die zahlreichen Genehmigungen deutscher Windparks zeigen, legt die deutsche Windkraft derzeit zu. Der Bundesverband Windenergie (BWE) teilte mit, dass bis Anfang April 2021 in Deutschland 1.160 MW an neuen Kapazitäten für Windkraftanlagen genehmigt wurde. Allein im März betraf dies Anlagen mit über insgesamt über 800 MW.
Darüber hinaus wurden in Deutschland im ersten Quartal auch 506 MW an Onshore-Windkapazität neu angeschlossen. Dies stellt einen Anstieg von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum dar (Quelle: Montel).
Auch im Jahr 2022 soll der Zubau weiter gestärkt werden. Die Bundesregierung veröffentlichte Ende April neue und erhöhte Ausschreibungsvolumina für Onshore-Wind und PV für das kommende Jahr. Wie Abbildung 1 zeigt, soll das Volumen für Windkraft an Land dabei um 1,1 GW auf 4 GW steigen, das für PV steigt sogar um 4,1 GW auf 6 GW (Quelle: Montel).
EU-Kommission genehmigt EEG 2021
Die Bundesnetzagentur hat zuletzt das Gebotsvolumen der nächsten Auktionsrunde für Windenergie am Land vom 1. Mai 2021 um 250 MW gekürzt. Das bedeutet, das nur noch 1243 MW ausgeschrieben werden sollen. Damit wendet die Bundesnetzagentur zum ersten Mal die letzte Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetztes in Form der exogenen Mengensteuerung an. Dieser Mechanismus dient dazu, bei einer drohenden Unterzeichnung des Gebotstermins die Ausschreibungsmenge zu reduzieren. Dies soll mindestens zwei Wochen vor dem Gebotstermin erfolgen (Quelle: Montel).
Die Ausschreibungsergebnisse aus der ersten Ausschreibungsrunde in Q1 2021 konnten wegen fehlender beihilferechtlicher Genehmigung des EEG 2021 von der Bundesnetzagentur lange nicht veröffentlicht werden. Ursache hierfür seien vor allem fehlende Informationen deutscher Behörden gewesen.
Erst am 30. April 21 wurden die Ausschreibungsergebnisse veröffentlicht, die den Zahlen für 2019 und 2020 sehr ähnlich waren. Erneut war die Windkraft deutlich unterzeichnet – PV hingegen war überzeichnet. Der Vergleich zwischen den Ausschreibungsmengen und den eingereichten Mengen ist in Abbildung 2 dargestellt.
Der durchschnittliche Zuschlagswert für PV lag bei 5,03 ct/kWh, für Wind bei 6 ct/kWh. Damit lagen die Werte der Zuschläge auf einem ähnlichen Niveau wie in den vorherigen Ausschreibungen.
Wasserstoff auch Thema bei Energieriesen
Das Thema Wasserstoff boomt und auch die Energieriesen wollen sich ihren Anteil an diesem wachsenden Markt sichern. Während die staatliche Förderung weiter zumimmt, planen RWE und Uniper planen verschiedene Wasserstoffstrategien.
RWE hat dabei die Vision, australischen Wasserstoff in Europa zu handeln. RWE Supply & Trading sowie der australische Projektentwickler „The Hydrogen Utility Ltd“ (H2U) haben hierzu eine Absichtserklärung unterzeichnet, nach der sie in Australien produzierten grünen Wasserstoff nach Europa bringen wollen. Es wird derzeit erforscht, wie für Deutschland und Europa bezahlbarer grüner Wasserstoff bereitgestellt werden kann, beispielsweise durch leichter zu transportierende Wasserstoffderivate wie Ammoniak und synthetisches Methan (Quelle: Montel).
Uniper hingegen äußerte sich zuletzt über seine Vorstellungen vom „Green Wilhelmshaven“. Der Energieversorger arbeitet dazu gerade an einer Machbarkeitsstudie. Darin untersuchen die Analysten, wie die Hafenstadt Wilhelmshaven mit einer Produktion von bis zu 295.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr zum Knotenpunkt der deutschen Wasserstoffversorgung werden kann.
Dabei geht es unter anderem. auch um die Installation eines Importterminals für Ammoniak mit zugehörigen „Ammoniak-Crackern“. Dies könnte die erste skalierte Split-Anlage dieser Art zur Produktion von Wasserstoff darstellen.
Auch das deutsche Wirtschafts- und Energieministerium (BMWI) hat zuletzt mit 52 Millionen Euro in Wasserstoff investiert und fördert damit das Norddeutsche Reallabor. In dieses Projekt, investieren aktuell 50 beteiligte Unternehmen, Länder und wissenschaftliche Einrichtungen insgesamt 300 Millionen Euro über fünf Jahre.
Ziel der Untersuchung ist es, wie die Sektoren Industrie, Verkehr und Wärmeversorgung auf Grundlage von grünem Wasserstoff gekoppelt werden können. Dabei soll die komplette Wasserstoffwertschöpfungskette abgebildet (Quelle: Montel).
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Verschärfung des EU ETS für neues Klimaziel möglich
Mitte April 2021 hat die EU das europäische Klimagesetz geändert und zwar konkret, in welcher Höhe Emissionen verringert werden sollen. Ziel ist es, die Emissionsreduktionen zu erhöhen von 40 Prozent auf 55 Prozent bis 2030. Das könnte den Gesetzgeber zwingen, das europäische Emissionshandelssystem (EU ETS) in kommenden Verhandlungen weiter zu verschärfen.
Im Juni 2021 finden weitere Verhandlungen über die Reformen der grünen Politik statt. Ein Kernthema der Diskussion der „Fit for 55“-Vorschläge könnte sein, die ETS anzupassen.
Mögliche Korrekturen des EU-ETS wären beispielsweise die Erhöhung des linearen Reduktionsfaktors über die derzeitigen 2,2 Prozent hinaus. Der lineare Reduktionsfaktor legt fest, wie schnell das Angebot an Zertifikaten jedes Jahr reduziert wird.
Andere Änderungen könnten stattfinden im Rahmen der Reduktion der frei an die Industrie vergebenen Zertifikate oder der Anpassungen der Marktstabilitätsreserven.
Auch könnte die sektorale Erweiterung des EU-ETS auf Sektoren wie das Bauwesen, den Straßenverkehr oder auch den maritimen Verkehr im Juni im Gespräch sein (Quelle: EURAKTIV)
Kalter April und CO2 treiben Preise
Der April 2021 ist mit einer Durchschnittstemperatur von 2 Grad unter der Norm der kälteste April seit 1997. Damit sorgt das Wetter für einen Anstieg der Commodity-Preise. Vor allem der Gasverbrauch und damit die Gaspreise waren betroffen.
Mitte des Monats fielen die Gaspreise zwar etwas – vermutlich wegen Preiskorrekturen nachdem der Preis stark gestiegen war. Nichtsdestotrotz war Ende des Monats aufgrund der anhaltend niedrigen Temperaturen wiederum ein Aufwärtstrend beim Frontjahr Gas zu beobachten, wie in Abbildung 1 zu sehen ist (Quelle: Montel).
Auch die EUA-Preise hielten den positiven Trend aus dem März aufrecht und erlebten im April weiter einen deutlichen Anstieg. Sie erreichten zuletzt mit 48,40 EUR/Tonne ein weiteres Rekordhoch. Dies hatte auch deutlichen Einfluss auf das Frontjahr Strom: Mit 59,50 EUR/MWh lagen die Preise zwischenzeitlich auf dem höchsten Wert seit dem 17. Juni 2011.
Wenig Sonne drückt erneuerbare Erzeugung
Der Anteil an erneuerbare Energien an der Nettostromerzeugung war mit 51,1 Prozent im April etwa 10 Prozent niedriger als im Vorjahr. Grund hierfür waren vor allem die ungewöhnlich kühlen Temperaturen und geringen Sonnenstunden Anfang April. Zwar kam es Ende des Monats wieder zu mehr Solareinspeisung, jedoch war die Solareinspeisung mit 6,13 TWh vergleichsweise niedrig.
Dies ist auch in Abbildung 2 zu erkennen, in der die Stromerzeugung aus verschiedenen Technologien und die Day-Ahead-Preise im April 2021 für Deutschland dargestellt sind.
Für einen Großteil des Anteils der erneuerbaren Energien war hingegen die Windkraft verantwortlich und das vor allem Monatsanfang. Während der Ostertage drückten extreme Winde kombiniert mit einer niedrigen Nachfrage die Grundlastpreise auf ein 10-Monatstief.
Am Ostermontag fiel der Day-Ahead-Preis auf – 17 EUR/MWh und lag damit sogar auf dem tiefsten Stand seit Mai 2020. Dabei fielen die Werte in den Stunden zwischen 01:00 und 17:00 Uhr so stark, dass sich die Preise zwischen -9,47 EUR/MWh und -52,73 EUR/MWh bewegten (Quelle: Montel). Insgesamt lag die Windeinspeisung im April bei 9,67 TWh.
Was passierte im März 2021 auf dem Energiemarkt? Hier gehts zum vorherigen Blogbeitrag.
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