Als das Weißbuch des Strommarktes für die Energiewende veröffentlicht wurde, haben die Akteure im Vorfeld viel über das Strommarktdesign als Zweikampf zwischen dem Kapazitätsmarkt und dem Energy-Only Markt diskutiert. Ein tieferer Blick in das Weißbuch zeigt aber, dass viel mehr zur Diskussion steht, als das Marktdesign.

© BMWi/ BMWi

Ein genauerer Blick in das Weißbuch zeigt, dass die Entscheidung über das Strommarktdesign bzw. die Stärkung der bestehenden Marktmechanismen ein wichtiger Baustein ist, bei dem eine freie Preisbildung am Strommarkt garantiert und die kartellrechtliche Missbrauchsaufsicht transparenter gemacht werden soll. Zudem sollen die Bilanzkreistreue gestärkt und die Bilanzkreise für jede Viertelstunde abgerechnet werden.

Aber neben dem Strommarktdesign gibt es auch weitere Maßnahmen, die für die Erreichung der Energiewende benötigt werden. Hierzu gehört eine flexible und effiziente Stromversorgung, die europäisch und national optimiert werden soll, um einen kosteneffizienten und umweltverträglichen Einsatz der Kapazitäten zu gewährleisten. Das BMWi stellt sich dabei insbesondere vor, die Weiterentwicklung des Strommarktes europäisch einzubetten und die Regelleistungsmärkte für neue Anbieter zu öffnen. Auch sollten die Netzausbaukosten durch die Spitzenkappung von erneuerbaren Energieanlagen reduziert werden.

Auf der Netzebene ist es zudem nötig ein Zielmodell für staatlich veranlasste Preisbestandteile und Netzentgelte zu entwickeln und dabei besonders Netzentgelte für mehr Lastflexibilität zu öffnen. In Summe muss dabei die Netzentgeltsystematik weiterentwickelt werden.

Auf der Verbraucherseite muss aber auch mehr Flexibilität geschaffen werden. Da es sich hier oftmals um kleinteilige Anlagen handelt, die aufgrund ihrer geringen Leistung keinen direkten Großhandelsmarktzugang haben, ist es nötig, Regeln für die Aggregation von flexiblen Stromverbrauchern zu schaffen.  Dies kann auch dadurch erfolgen, dass Smart Meter schrittweise eingeführt werden.  Die Verbreitung der Elektromobilität soll unterstützt werden, da hier positive Effekte für die Energiewende erwartet werden.

Auf die Erzeugungsseite kommen auch neue Aufgaben hinzu. In der aktuellen Versorgungssicherheitsdiskussion ist nicht klar, wieviel Mindesterzeugung für eine stabile Elektrizitätsversorgung benötigt wird. Daher ist es nötig, die tatsächlich benötigte Mindesterzeugung zu evaluieren. Zudem sollen die Kraft-Wärme-Kopplung in den Strommarkt integriert und mehr Transparenz durch Strommarktdaten geschaffen werden.

Als letzter Baustein werden auf der Erzeugungsseite zusätzliche Absicherungen zur Gewährleistung der Stromversorgung benötigt. Hier sind insbesondere Maßnahmen nötig, die die Versorgungssicherheit überwachen. Zusätzliche Kraftwerksreserven müssen eingeplant werden, denn es sollen zum einen eine Kapazitätsreserve eingeführt und zum anderen die Netzreserve weiterentwickelt werden.

Diese flankierenden Maßnahmen um den eigentlichen Marktmechanismus herum werden in Zukunft die wesentlichen tragenden Elemente der Energiewende , benötigen aber noch weitere klare Ausformulierungen.