Die Vorstellung von einer Stadt ohne Autos scheint eine Utopie zu sein. Der Mensch hängt emotional an seinem fahrbaren Untersatz. Dabei bietet elektrisches, autonomes Fahren eine Fülle an Vorteilen. Der dringend benötigte Wandel wird sich nicht einstellen, weil wir in brauchen, sondern weil wir ihn wollen.

Megatrends verändern den Menschen, die Gesellschaft und die Wirtschaft nachhaltig. Die Industrialisierung beispielsweise war ein solcher Megatrend. Der US-Forscher John Naisbitt prägte diesen Begriff und meint damit gesamtgesellschaftliche Umwälzungen. Durch die Industrialisierung wanderten viele Menschen in Städte. Der Megatrend „Urbanisierung“ wird in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Bis 2030 wohnen weltweit 5.000.000.000 Menschen in der Stadt. Große Herausforderungen entstehen. Wie soll das urbane Gebilde der Zukunft aussehen?

Bis zum Jahr 2030 wird es schätzungsweise weltweit 41 Megastädte geben. Die Stadt der Zukunft soll lebensfreundlich sein und die Einwohner schonend mit den Ressourcen umgehen. Die Menschen werden sich anders bewegen und anders miteinander kommunizieren. Das verändert den Charakter der Stadt. Ein besonderer Faktor ist die Mobilität. 1950 waren weltweit 53 Millionen Autos unterwegs. 1989 waren es 555 Millionen. 2010 überstieg die Anzahl die Milliardengrenze. Über die Mobiliät der Zukunft spricht Tobias Kurth, Geschäftsführer von Energy Brainpool, mit Alexander Thamm im Format “Megatrends im Dialog” von BR Alpha. Der Blogbeitrag fasst die wichtigsten Fakten aus dem Interview zusammen.

Über die Zukunft des Megatrends Elektromobilität

Mit dem Auto assoziieren wir Individualität, Freiheit und unbegrenzte Mobilität. Das ist der alte nostalgische Traum des Automobils. Jedoch das Gegenteil ist heute der Fall. Im Alltag stehen wir im Stau und verlieren wertvolle Stunden an Lebenszeit. Der Frustrationsgrad steigt durch diese Unproduktivität. In der Stadt hat der Individualverkehr versagt. Ursachen und Gründe gibt es viele. Ein Grund kann der unattraktive Nahverkehr sein.

Kommt der nächste Wandel?

Ein fundamentaler Wandel tritt ein, wenn drei Trends zusammen auftreten. Ein Beispiel: Neue Energiequellen, andere Formen der Fortbewegung und moderne Kommunikationsmittel haben Gesellschaften und ihre Wirtschaftssysteme grundlegend geändert. Erneuerbare Energien, Elektromobilität, und Digitalisierung können auch zu einem fundamentalen Wandel führen. Einer der  letzten beiden Megatrends Elektromobilität und Digitalisierung brachte zum Beispiel das „Carsharing“ hervor.

Die Digitalisierung hält Einzug in der Mobilität

Das Leben in Berlin ist ohne Auto sehr einfach. S- und U-Bahn machen es möglich, im Minutentakt von A nach B zu fahren. Seit einigen Jahren ist Carsharing eine neue Option, sich in Berlin fortzubewegen. Schnell das Smartphone gezückt, die App aufgerufen und binnen weniger Sekunden sind die verschiedensten Anbieter im Umkreis von wenigen hundert Metern ausgemacht mit einer großen Auswahl an Fahrzeugen. Die Angebotsvielfalt reicht vom Kleinstfahrzeug, über den Kombi bis hin zu Transportern. Für jeden Geldbeutel findet sich das passende Fahrzeug, auch für Kunden mit wenig finanziellen Mitteln.

Fahrzeuge zu teilen, ist ein alter Hut. Carsharing gehört zum Berliner Stadtbild mittlerweile wie selbstverständlich dazu. „Nutzen statt besitzen“ wird dank der Digitalisierung vorangetrieben. Der erste Schritt ist das Teilen von Fahrzeugen. Der nächste Schritt ist das „Ride-sharing“. Hier tun sich Konsumenten zusammen, die ein Fahrzeug gemeinsam nutzen, zum Beispiel für den Transport von Tür zu Tür im Minibus.

Der Wandel kommt mit neuen Anwendungen und weniger Verkehr

In der Zukunft werden deutlich mehr Menschen in der Stadt leben, die Urbanisierung schreitet unverkennbar voran. Mehr Menschen heißt mehr Autos – so würde es aussehen, wenn wir diese Entwicklung weiter denken. Doch das gilt es zu verhindern:  Weniger Fahrzeuge im Straßenbild sind das Ziel. Durch das Carsharing fängt diese Entwicklung an. Zusätzlich kann Ride-Sharing die Anzahl der Autos weiter reduzieren. Der Durchbruch wird gelingen, wenn das Fahrzeug autonom fahren kann. Dann kommt das passende Fahrzeug zu denjenigen, die es in dem Moment benötigen. Auch so wird sich die Anzahl der Autos noch einmal verringern.

Studien zeigen, dass wir nur circa 20 Prozent der heutigen Fahrzeuge benötigen, um den heutigen Mobilitätsgrad halten zu können. Sharing-Angebote werden das Verkehrsaufkommen nur teilweise verringern. Nur der Verbund von verschiedenen Mobilitätsangeboten kann den Verkehr in so einer großen Dimension verringern. Es braucht attraktive Angebote im öffentlichen Nahverkehr plus eine gute und sichere Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger sowie ergänzend das Ride-sharing.

Vorteile der Elektromobilität

Städte werden zukünftig freier und neuer Raum entsteht. Diese Entwicklung ist eng verknüpft mit den Vorteilen, die E-Autos mit sich bringen. Sie tragen dazu bei, die Luftqualität zu verbessern und den Geräuschpegel zu verringern Heute ist Zeit eine der wichtigsten Ressourcen. Fahren die E-Autos dann noch autonom, bringt das es für den Menschen zusätzlich mehr freie Zeit. Verringert sich auch die absolute Zahl der Fahrzeuge, wird es weniger Stau geben. Werden all diese Faktoren Realität, steigt insgesamt die Lebensqualität. Heute besitzen alle neuen Fahrzeuge Sensortechnik und Steuerungstechnik. Einige Autos parken von alleine ein. Viele Mittelklassewagen und bekannte Elektrofahrzeuge aus den USA können bereits autonom fahren. Der Durchbruch wird kommen.

Der Wandel kann schnell geschehen

Der versprochene Wandel kommt manchmal schneller als gedacht, ist häufig die Aussage von Visionären. Noch ist die emotionale Bindung an das Auto in vielen Köpfen vorhanden. Jedoch existieren viele Vorteile wie Sicherheit, Kostenersparnis oder Lärmreduktion, welche die Komplexität des Alltages reduzieren. Davon gilt es die Autobesitzer zu überzeugen: weniger Komplexität und höhere Lebensqualität dank autonomer, erneuerbarer Mobilität.

Das Beispiel des Megatrends Massenmotorisierung

Die Massenmotorisierung war ein Megatrend zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das folgende Beispiel zeigt wie schnell der Wandel sich vollziehen kann. Das Jahr 1900: 5th Evenue in New York, es dominieren Kutschen, ein Auto ist zu sehen.

Abbildung 1: 5th Avenue New York City 1900 (Quelle: BR Alpha)

Das gleiche Bild aufgenommen 13 Jahre später. Wir sehen die gleiche Straße in New York City im Jahr 1913. Unzählige Automobile. Und lediglich zwei Kutschen sind in dem Bild zu finden. So schnell kann es gehen.

Abbildung 3: 5. Avenue mit Beginn des Megatrends der Massenmotorisierung 1913 (Quelle: BR Alpha)

Mehr über die Mobilität der Zukunft erfahren Sie in dem Beitrag von Tobias Kurth, der in der mehrteiligen Serie von BR Alpha über die Megatrends von morgen spricht.

> BR Alpha Serie „Megatrends im Dialog“ – Wie werden wir wohnen? (Min: 10:28 – 16:30)

 

Tobias Kurth

Die Markttransformation mit erneuerbaren Energien – das ist seit mehr als 15 Jahren der Fokus von Tobias Kurth. Er ist Geschäftsführer der Energy Brainpool GmbH & Co. KG aus Berlin. Davor leitete der Wirtschaftsingenieur den europaweiten Vertrieb eines mittelständischen Solarunternehmens für nachhaltige Energieprodukte.