Bestimmendes Thema für die Energiewirtschaft im August 2018 waren die Rekordtemperaturen. Zusammen mit neuen Höchstpreisen für CO2-Zertifikate von über 20 EUR/Tonne beflügelte die Hitze die Strompreise regelrecht. Es scheint, als würden höhere Preise von Commodities und Strom das neue „Normal“ zu werden.
Ausschreibungen für erneuerbare Energien
Es herrscht noch keine Klarheit über die Sonderausschreibungen für PV und Wind onshore in den Jahren 2019 und 2020. Thomas Bareiß, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, gab zumindest bekannt, dass es bis Ende 2018 klare Details in einem Gesetzesentwurf geben soll (Quelle: PV Magazine). Über die Höhe machte Bareiß keine Angaben, teilte aber mit: „Wir müssen genau überlegen, wieviel Mengen wir jetzt in den Markt geben und in welchem Zeitrahmen wir dies tun“.
Schwacher Wettbewerb und Angst vor steigenden Förderkosten
Vor dem Hintergrund der dritten Ausschreibungsrunde für Wind onshore scheint die Politik Angst vor steigenden Förderungskosten haben. Ein recht schwacher Wettbewerbsduck hat dafür gesorgt, dass alle Gebote auch erfolgreich waren (Quelle: Bundesnetzagentur). Der durchschnittliche Zuschlagswert stieg gegenüber der zweiten Ausschreibung vom Mai 2018 an und betrug 6,16 ct/kWh. Dies bedeutet einen Anstieg von 8 Prozent und somit die höchsten Zuschlagswerte seit Einführung der Ausschreibungen. Auch ein Projekt, das als Gebot den zulässigen Höchstwert von 6.3 ct/kWh abgab, wurde bezuschlagt. Die Spannbreite der Zuschlagswerte in der Ausschreibung vom August betrug allerdings beachtliche 2,3 ct/kWh. Dies zeigt die große Variabilität der Windprojekte und zu Teilen auch das sich verändernde Bieterverhalten. Abbildung 1 stellt die durchschnittlichen Zuschlagswerte in den Wind Onshore Ausschreibungen in Deutschland dar.
Zum Erreichen der Ziele im Koalitionsvertrag (65 Prozent erneuerbare Energien am Bruttostromverbrauch) müssten allerdings jährliche Sonderausschreibungen in Höhe etwa 1,5 GW bis 2030 alleine für Wind Onshore erfolgen. Insbesondere der voraussichtliche Rückbau von Altanlagen in der nächsten Dekade muss hierbei Rechnung getragen werden.
Mehr Wärmepumpen, Elektroautos und Heimspeicher
Das Wachstum von Technologien der Sektorkopplung nimmt Fahrt auf. So stieg die Zahl von Wärmepumpen bis Ende 2017 auf über eine Million an. Allerdings machen Wärmepumpen dennoch erst fünf Prozent aller 21 Millionen Heizgeräte im Bestand aus, wie der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (ZIV) gemeinsam mitteilten (Quelle: BDH und ZIV). Abbildung 2 zeigt die Anzahl der verschiedenen Wärmeerzeuger, die in Deutschland installiert sind. Der Großteil nutzt nach wie vor Gas oder Öl als Brennstoff.
Die Anzahl vollelektrischer PKW hat sich ebenfalls erhöht. So fuhren zu Beginn des Augusts 2018 über 73.600 batteriebetriebene PKWs auf den deutschen Straßen (Quelle: KBA). Außerdem wurde Ende August 2018 der 100000te Batterieheimspeicher in Betrieb genommen (Quelle: PV Magazine).
Gasmarkt und LNG
Die Marktgebietszusammenlegung von Netconnect Germany und Gaspool bis zum 1. Oktober 2021 regt Diskussionen über eine noch umfangreicherer Intergration an. So hat die niederländische Gasunie Transport Service den deutschen Fernleitungsnetzbetreibern ein Grundkonzept für ein Projekt übermittelt. In diesem Projekt soll auch der niederländische virtuelle Handelspunkt TTF in das neu entstehende deutsche Marktgebiet eingegliedert werden. TTF ist das liquideste Marktgebiet Europas und die Zusammenlegung mit dem deutschen Gesamtmarkt würde einen sehr attraktiven Handelsmarkt für Gasproduzenten und Verbraucher darstellen (Quelle: Energate).
Die EU unterstützt LNG-Projekte
Die verstärkte Nachfrage nach Gas lässt auch die Importe für LNG (liqufied natural gas) ansteigen. Seit April 2016 wurden 2,8 Mrd. Kubikmeter LNG in 40 Tankerlieferungen aus den USA nach Europa importiert. Die LNG-Infrastruktur in Europa soll weiter ausgebaut werden, wobei die EU mit- und teilfinanziert. So unterstützt Brüssel 14 LNG-Projekte, die bis 2021 die Importkapazität Europas um weitere 15 Mrd. Kubikmeter erhöhen sollen. In den USA bestehen derzeit Verflüssigungskapazitäten von 28 Mrd. Kubikmeter, welche bis 2023 auf über 100 Mrd. Kubikmeter ansteigen werden (Quelle: Energate). In Deutschland gibt es derzeit drei Standorte, an welchen der Bau von Regasifizierungsanlagen in Betracht kommt. Derzeit gibt es noch kein deutsches LNG-Terminal. Die möglichen Standorte sind Brunsbüttel, Wilhelmshaven und Stade. Es ist allerdings noch nicht entgültig entschieden seitens der verschiedenen Konsortien, ob einer der drei Standorte tatsächlich entwickelt wird (Quelle: Energate).
Hitzewelle und CO2 treiben die Märkte an
Die hohen Temperaturen zu Beginn des Augusts 2018 haben zu Kühlwasserproblemen in mehreren deutschen und französischen Kraftwerken geführt (Quelle: Montel). Kühlwasser in die jeweiligen Flüsse abzugeben, ist nur bis zu einer Temperatur der fließenden Gewässer bis 28 Grad Celsius erlaubt. Daher mussten die Kraftwerksbetreiber in Deutschland Sondergenehmigungen für die Einleitung beantragen oder teilweise die Leistung ihrer Kraftwerke absenken. So waren vor allem die Kraftwerke am Rhein betroffen. Auch die Möglichkeit der Lieferung von Kohle an Kraftwerke war aufgrund niedriger Wasserstände beeinträchtigt (Quelle: Montel).
Commodity-Preise steigen im August
Allerdings waren die Kühlwasser- und Transportprobleme nicht der einzige Grund für sehr hohe Preise am Strommarkt. Die Preise für Commodities stiegen im Verlauf des Augusts stark an. So sind die CO2-Zertifikatspreise für die Lieferung zum Dezember 2018 auf 10-Jahreshochs geklettert und stiegen im Laufe des Augusts von 17 EUR/Tonne auf knapp 22 EUR/Tonne. Gleichzeitig zogen auch die Ölpreise und damit einhergehend die Gaspreise an. Auch die Kohlepreise stiegen auf über 6-Jahreshoch, insbesondere aufgrund hoher Nachfrage aus Asien. All diese Faktoren haben dazu geführt, dass sich die langfristigen Strompreise für das Frontjahr auf den höchsten Stand seit August 2012 anhoben. So handelte die Grundlastlieferung für 2019 am 30. August 2018 bei über 51 EUR/MWh. Im August entsprach dies einem 17-prozentigen Anstieg von unter 45 EUR/MWh. Abbildung 3 stellt den relativen Preisverlauf verschiedener Commodities in den letzten drei Monaten dar (Quelle: Montel).
Der Anstieg ist über die Bank erkennbar und hat vor allem im August noch einmal weiter an Fahrt aufgenommen.
Was passiert auf der Kurzfristseite?
Auch auf der Kurzfristseite haben sich die erhöhten Commodity-Preise, die Hitzewelle und die geringe Windverfügbarkeit ausgewirkt. Stündliche Preise von über 70 EUR/MWh waren keine Seltenheit trotz hoher Solareinspeisung. Mit höherer Windeinspeisung gingen die Preise etwa vom 9. auf den 10. August oder auch in der Nacht vom 27. August teilweise unter die 30 EUR/MWh. Alles in allem waren die Spotmarktpreise allerdings sehr stabil und lagen im Mittel bei knapp unter 60 EUR/MWh. In Abbildung 4 sind die stündlichen Day-Ahead-Preise, sowie die jeweiligen Erzeugungstechnologien abgetragen.
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