Um den Energiemarkt der Zukunft zu gestalten, sind alle Akteure der Energiewirtschaft gefordert. Eine Vielzahl neuer und andauernder Trends – von der Dezentralität und Kleinteiligkeit der Erzeugung, der Digitalisierung, der Energiewende hin zur Flexibilisierung und der Speicherthematik – transformieren nicht nur den Strommarkt, sondern haben auch Auswirkungen auf die anderen Energiemärkte.

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Die Transformation der Energiewirtschaft hat schon begonnen. Strom aus erneuerbaren Energien hat in Deutschland einen Anteil von über 30 Prozent am Gesamtstromverbrauch, eine Zahl die sich so vor 15 Jahren nur die wenigsten Marktakteure haben vorstellen können. In den letzten 15 Jahren hat sich aber genauso die Struktur der Marktteilnehmer grundlegend gewandelt. Bürgerwindparks und Direktvermarkter sind nur einige dieser nun schon nicht mehr so neuen Akteure.

Nur, die Transformation der Energiewirtschaft ist damit mitnichten abgeschlossen. Dies war nur der Startschuss, sozusagen ein Vorgeschmack auf die Änderungen, die noch bevorstehen. Um für den Energiemarkt der Zukunft gerüstet zu sein, müssen sich alle Akteure anpassen und sich den aufkommenden Herausforderungen stellen. So sind nicht nur die alten Akteure der traditionellen Energiewirtschaft betroffen, sondern genauso die neuen Marktteilnehmer.

Die ersteren kämpfen mit gesunkenen Großhandelspreisen und somit kleinen bis nicht vorhanden Gewinnmargen, die ihnen die Refinanzierung oder Investitionen in Kraftwerke, erschweren. Die Herausforderungen neuer Akteure, insbesondere den erneuerbaren Energien, werden dagegen vor allem darin bestehen, die Integration dieser oft dezentralen Anlagen durch systemdienliches Verhalten zu ermöglichen. Neue Akteure, wie die Batteriespeicher steigen in die Regelleistungsmärkte ein und schaffen hier mehr Wettbewerb. Weiterhin „kannibalisieren“ sich die erneuerbaren Energien selbst, in dem die Strompreise durch den Merit-Order-Effekt, genau dann sinken, wenn viele dieser mit Grenzkosten nahe null produzierenden Anlagen in das Netz einspeisen.

Gemeinsame Antworten auf die Herausforderungen müssen somit gefunden werden. Grabenkämpfe zwischen alten und neuen Playern sind nicht zielführend, um CO2-Emissionen im Energiesektor zu reduzieren. Ein gemeinschaftliches Vorgehen von sowohl der konventionellen und der erneuerbaren „Energiewelt“ ist notwendig, um Antworten auf die durch die Energiewende hervorgerufenen Fragen und Herausforderungen zu finden. Klar ist, dass die erneuerbaren Energien eine sehr viel stärkere Rolle spielen werden, und nun auch nicht mehr in der EEG-geförderten Welt leben, sondern die Berührungspunkte mit älteren Playern sehr viel direkter werden.

Die Transformationsprozesse, die das Erreichen der Ziele der Energiewende möglich machen, müssen daher richtig initiiert werden. Grundlage einer solchen Prozesses ist vor allem die Analyse des jetzigen und zukünftigen Energiesystems, einschließlich der Preisentwicklungen. Nur hierdurch können wissenschaftlich begründete und somit auch erfolgsversprechende Entwicklungen angestoßen werden.

Alleine, die wirtschaftliche Optimierung von Geschäftsabläufen wird in einem dezentralen, von erneuerbaren Energien dominierten Strommarkt nicht ausreichen. Vielmehr ist es notwendig neue Geschäftsmodelle zu erdenken, zu testen und zu implementieren. Fragestellungen und Möglichkeiten sind sehr breit gefächert und erlauben somit auch je nach Fokus des jeweiligen Akteurs Spezialisierung. Wie kann zum Beispiel Flexibilität in Zeiten immer häufiger auftretenden negativen Strompreisen bestmöglich genutzt werden. Welche Rolle kann die Digitalisierung hierbei spielen?

Um in einem sehr schnelllebigen Umfeld erfolgreich zu sein, muss erstens das Verständnis für kommende Marktveränderungen herrschen, diese Veränderungen gilt es zu analysieren um sich darauf aufbauend eine bestmögliche Strategie zu überlegen. Aus diesen Strategien können dann die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und deren Implementierung folgen. Dieser Prozess der Transformation kann und sollte aktiv gestaltet werden.

In dieser Hinsicht sind auch die Einstellung und das Selbstverständnis der Marktteilnehmer entscheidend. Ein neuer Energiemarkt fordert die Flexibilität nicht nur vom physikalischen System, sondern genauso von den Akteuren. Die vorherrschende Fixierung auf die verkaufte Kilowattstunde wird mehr und mehr von servicebezogenen Geschäftsmodellen, im Sinne von Flatrates für Strom, abgelöst werden.

Weiterhin haben neue Technologien, wie zum Beispiel die Weiterentwicklung der Blockchain als Mittel zur transaktionskostenarmen Abwicklung von kleinsten Geschäften großes Potential. Man stelle sich hier nur eine automatisierte Bilanzkreisabrechnung vor, in der die Sammlung der Daten nicht zentral erfolgt, sondern dezentral in nahezu real-time. Solch eine Entwicklung hat das Potential viele derzeit bestehende Geschäftsmodelle und damit auch Unternehmen überflüssig zu machen.

Hierfür müssen alle Akteure gewappnet sein, gerade weil es schwieriger wird, Geld zu verdienen!