Das Referendum in Großbritannien zum Austritt aus der EU verursachte größere Unruhen an den europäischen Energiemärkten. Mit am markantesten waren die Preisverfälle für Strom und CO2-Zertifikate.

Am Terminmarkt für die Stromlieferung im Jahr 2017 in Deutschland führte die Entscheidung des Referendums zu einem Preisverfall von 7,4 Prozent. Da der Frontjahres-Kontrakt für Deutschland als Benchmark für Termingeschäfte in Europa gilt, hat dies ebenfalls Auswirkungen auf weitere europäische Energiemärkte. Der Preis für Strom im Kalenderjahr 2017 fiel bis auf EUR 25,80/MWh und markierte somit den größten Verlust zwischen zwei Tagen seit 2002. Der Preisverfall wurde mit ungefähr EUR 1,5/MWh beziffert. Abbildung 1 zeigt die Preiskurve für das Frontjahr im deutschen Strom und die Auswirkung des Brexit-Effekts. Teilweise kann der gesunkene Preis am Terminmarkt für Strom auch durch die ebenfalls durch das Referendum hervorgerufenen Verluste der Rohstoffpreise für Kohle und Öl erklärt werden.

Abbildung 1: Die Auswirkung des Brexit auf das Frontjahr im deutschen Terminmarkt für Strom (Quelle: Montel, eigene Bearbeitung)

Weiterhin liegen die CO2-Preise im europäischen Emissionshandel auf dem niedrigsten Stand der letzten vier Monate. Mit einem Preisverfall von 17 Prozent ist somit der stärkste Rückgang der Preise für CO2-Zertifikate seit drei Jahren verzeichnet worden. Die Preise gaben um EUR 0,7 nach und liegen wie Abbildung 2 zeigt gerade bei etwa EUR 5/t. Der Rückgang der CO2-Preise wurde durch die Unsicherheit, ob englische Energieunternehmen ihre CO2-Positionen im europäischen Emissionshandelssystem glattstellen können, hervorgerufen. Laut Energy Aspects machen diese Positionen etwa 10 Prozent des Überschusses von 2 Milliarden Zertifikaten, die im Markt stehen, aus.

Abbildung 2: Die Auswirkung des Brexit auf den Terminmarkt für CO2-Zertifikate (Quelle: Montel, eigene Bearbeitung)

Die Entscheidung für den Brexit lässt die Wahrscheinlichkeit für höhere Volatilität in den Termin-Energiemärkten steigen. Bei den Teilnehmer und Unternehmen des Energiesektors herrscht große Verunsicherung über die Auswirkungen des Brexit auf Rohstoff und somit Energiepreise. Eine Reihe von Händlern hat sogar höhere Strompreise im Falle einer Entscheidung für den Brexit prognostiziert. Der Markt hat allerdings genau entgegengesetzt reagiert.

Somit wird der Brexit neben seinen politischen Auswirkungen ebenfalls den Energiesektor für einige Zeit beschäftigen.