Der Bruttostromverbrauch Chinas wuchs im letzten Jahr auf 5920 TWh an. Erneuerbare Energien hatten dabei einen Anteil von mehr als 25 Prozent, das Wachstum gegenüber dem Vorjahr allerdings bei der thermischen Erzeugung am größten.

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Mit einer Steigerung von 5 Prozent, lag der Stromverbrauch Chinas im Jahr 2016 bei 5920 TWh, wobei der Löwenanteil von der Industrie verbraucht wurde. Während Haushalte etwa 800 TWh verbrauchten, benötigte der sekundäre Industriesektor, also das verarbeitende Gewerbe 4211 TWh. Der Rest wurde im primären und tertiären Sektor genutzt. Die stärksten Wachstumsraten beim Stromverbrauch, sind mit jeweils über 10 Prozent allerdings im Servicesektor, sowie bei den Haushalten in den Städten und auf dem Land zu beobachten (Quelle: National Energy Administration).

Wie in den Jahren zuvor sanken die Nutzungsraten der Stromerzeugungstechnologien. Die Überkapazitäten im chinesischen Stromsektor werden insbesondere durch die niedrigen Volllaststunden der thermischen Erzeugung offengelegt. Im Jahr 2016 sanken diese um 200 auf 4165 Volllaststunden und lagen somit noch niedriger als das Jahrzehnte-Tief von 2015. Es wurden 125 GW an neuer Leistung gebaut, was die zum Jahresende 2016 installierte Leistung auf 1646 GW erhöhte. Mit einem Wachstum von mehr als 80 Prozent, überflügelte die Wachstumsraten der Erzeugungsleistung im Jahresvergleich (Quelle: China Electricity Council).

Erzeugungsleistung in GW (linke Achse) und Wachstum im Jahresvergleich in Prozent (rechte Achse), Quelle: China Electricity Council

Abbildung 1: Erzeugungsleistung in GW (linke Achse) und Wachstum im Jahresvergleich in Prozent (rechte Achse), Quelle: China Electricity Council

Hier wird deutlich, dass Kohle den chinesischen Stromsektor dominiert. Der Zubau von Solarenergie (77 GW an installierter Leistung Ende 2016) und der Windenergie (149 GW an installierter Leistung Ende 2016) in den vergangen Jahren führte dennoch zu einem wachsenden Anteil der erneuerbaren Energien an der installierten Leistung.

Diese Analyse muss jedoch mit dem Anteil verschiedenen Technologien an der tatsächlichen Stromerzeugung komplementiert werden. Wenig überraschend wirkt sich der Schub bei der installierten Leistung von Solar- und Windenergie auch auf deren Stromerzeugung aus. Im letzten Jahr erzeugten Windturbinen 241 TWh an Strom, also 30 Prozent mehr als noch im Jahr 2015. Die Stromerzeugung aus Solarenergie wuchs sogar um 72 Prozent, mit einer Gesamterzeugung von 66 TWh in 2016. Die Erzeugung aus Kernkraftwerken legt mit 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr die drittstärkste Wachstumsrate an den Tag, chinesische Kernkraftwerke produzierten 2016 etwa 213 TWh. Während das Wachstum thermischer Kraftwerkskapazitäten bei „unscheinbaren“ 5 Prozent lag, kann – wie Abbildung 2 zeigt – die im Jahresvergleich angestiegene Erzeugung von Strom aus Kohle- und Gaskraftwerken es mit der aus erneuerbaren Energien aufnehmen (Quelle: China Energy Portal).

Wachstum der Stromerzeugung in TWh aus verschiedenen Erzeugungstechnologien im Jahresvergleich (2016 zu 2015), Quelle: China Energy Portal

Abbildung 2: Wachstum der Stromerzeugung in TWh aus verschiedenen Erzeugungstechnologien im Jahresvergleich (2016 zu 2015), Quelle: China Energy Portal

Den größten Zuwachs an Stromerzeugung kann den konventionellen, thermischen Kraftwerken, wie Kohle, Gas und Öl zugeschrieben werden. Die im Jahr 2016 neue Erzeugung aus der Wasserkraft, der Wind- und der Solarenergie erreichte 153 TWh. Dieser im letzten Jahr durch erneuerbare Energien in China neu erzeugter Strom ist somit fast auf dem Level der gesamten Stromerzeugung deutscher Erneuerbarer mit 186 TWh im Jahr 2016.

Das unglaubliche Wachstum erneuerbarer Energien in China ist sicherlich beeindruckend. Die Herausforderungen sind allerdings nicht weniger immens. Ein Stromsystem mit 1000 GW an thermischer Erzeugungsleistung, der Großteil davon Kohlekraftwerke, zu transformieren, benötigt riesige Anstrengungen. Die Wärmeerzeugung aus den Kohlekraftwerken ist für viele der chinesischen Millionenstädte in den Wintermonaten die wichtigste Wärmequelle und in eine  Fernwärmeinfrastruktur – die europäische Dimensionen bei weitem sprengt – wurden Millionen investiert (Quelle: ThinkChina). Die Abhängigkeit des chinesischen Stromsektors von Kohle ist sehr groß und wird auch in den nächsten Jahren bleiben.

Auch wenn erneuerbare Energien, vor allem die Wasserkraft, eine immer wichtigere Rolle im Strommix spielen, muss die Ablösung der Kohle durch Erneuerbare, wie Wind und PV, oder andere emissionsarme Technologien, wie der Kernkraft oder Gas erst noch an Fahrt aufnehmen. Im Jahr 2016 wurde mehr als 65 Prozent des chinesischen Stroms in Kohlekraftwerken produziert, wie Abbildung 3 eindrücklich demonstriert (Quelle: China Energy Portal).

Chinas Strommix in 2016 in TWh, Quelle: China Energy Portal

Figure 3: Chinas Strommix in 2016 in TWh, Quelle: China Energy Portal

Bei einem Erzeugungsanteil von 4 Prozent der Windenergie oder nur 1 Prozent bei der Solarenergie – trotz des starken Wachstums der beiden Technologien in den letzten Jahren – wird die Herausforderung offensichtlich. Den größten Anteil an erneuerbarer Erzeugung hält immer noch die Wasserkraft. Diese kann zumindest eine Quelle für Systemflexibilität, nötig für die Integration von mehr fluktuierenden erneuerbarer Erzeugung aus Wind und PV, darstellen.