Am ersten Blockchain-Tag für die Energiewelt waren ungefähr 100 Vertreter der Energiebranche und Pioniere der Blockchain-Technologie vertreten. Die Diskussionen und Vorträge spiegelten die dynamische Entwicklung der Technologie wieder, wenngleich noch viele Fragen offen sind.

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Die Blockchain ist ein dezentrales Register, das Transaktion, die über die Blockchain laufen, speichert. Im Unterschied zu konventionellen Datenbanken, liegt die Blockchain allerdings nicht auf einem zentralen Server und ist somit nicht nur einem oder wenigen ausgewählten Akteuren zugänglich, sondern wird dezentral in mehreren Kopien gespeichert. Jeder an der Blockchain Beteiligte hat Zugriff auf den aktuellen Stand der Transaktionen, da eine Kopie der Blockchain auf dem PC oder den Server aller Beteiligten hinterlegt ist. Somit erfolgt die Verwaltung dieser öffentlichen Datenbank sozusagen dezentral über alle verbundenen Rechner.

Die Auswirkungen für die Energiebranche sind noch nicht vollständig abzusehen, aber Claus Wattendrup von Vattenfall erklärte schon zu Beginn der Veranstaltung, dass solch eine Technologie viele derzeitige Geschäftsmodelle der Energiebranche, aber auch Firmen ablösen könnte.

Auch Karl-Heinz Remmers von Solarpraxis Neue Energiewelt AG, sieht in der Blockchain-Technologie große Potentiale. Insbesondere stehe die Dezentralität einer solchen Technologie mit der Dezentralität der erneuerbaren Energien im Einklang, so Remmers.

Die Blockchain basiert auf der Kombination von drei Konzepten, wie Dr. Shermin Voshmgir, von BlockchainHub Berlin darstellt. Diese sind die Kryptographie, notwendig um Datensicherheit zu gewährleisten, die Spielregeln, welche die „richtige“ Ausführung eines Protokolls anreizen, sowie das peer-to-peer Netzwerk, welches den dezentralen Ansatz von Blockchain verkörpert.

Nicht nur der Verifikation von Transaktionen ist über die Blockchain möglich, sondern, und hier wird es für die Energiewelt interessant, auch das Aufsetzen und die Ausführung von intelligenten Verträgen, sogenannten „Smart Contracts“.  Die Inhalte und Regelwerke solcher Smart Contracts werden im Vornherein definiert und in Protokolle „gecodet“, also in Programmiersprache umgesetzt. Die Ausführung, Abwicklung von Zahlungen, Datensammlung und die Verifikation der Transaktion ist dann automatisiert und erlaubt somit auch eine bisher nicht gekannte Transparenz.

Dieser automatisierte Prozess kann zu einer Reduktion der Transaktionskosten auf 5 Prozent des bisherigen Niveaus führen, so Prof. Roman Beck von der IT-Universität Kopenhagen. Dies kann vor allem für unternehmensinterne Prozesse großes Einsparpotenzial bieten.

Das Start-up GridSingularity sieht hingegen auch schon weitere Anwendungen der Blockchain-Technologie für Unternehmen aus der Energiebranche. Unter anderem würde die Verbindung von Erzeugungseinheiten mit der Blockchain-Technologie Anlagen- und technische Due Diligence- Bewertungen in Echtzeit erlauben, so CEO Ewald Hesse. Daten aus diesen Prozessen, könnten dann wiederum automatisch in durch „Smart Contracts“ definierten Handelsgeschäften verwendet und zur Optimierung des Kraftwerksportfolios beitragen.

Während der Veranstaltung und auch in der Diskussionsrunde zum Ende der Veranstaltung wurde allerdings auch klar, dass einige Geschäftsmodelle die auf Blockchain-Basis funktionieren, gerade die Erfinder, beziehungsweise die Anbieter des Geschäftsmodells obsolet machen könnten.

Offene Fragen zur Blockchain-Technologie bestehen natürlich auch noch. Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen und die Anbindung zu Branchen mit realen Assets hat bisher nur rudimentär stattgefunden. Außerdem müssen Standardisierungen für Datenformate in den „Smart Contracts“ bestimmt werden, da sonst Transaktionen nicht stattfinden können. Zudem ist zu beachten, dass  die definierten Regeln eines „Smart Contracts“ nur unter großem Aufwand wieder geändert werden und somit neuen Marktgegebenheiten angepasst werden können. Dennoch ein spannendes Thema bleibt es weiterhin.