Der Ausbau von erneuerbaren Energien in China läuft dem Netzausbau davon. Abregelung von Strom aus Windenergie stehen somit an der Tagesordnung.

Q1 2016 Wind Power Curtailment Levels by Province (Azure International)
© Azure International

Bis zum Jahr 2020 soll die installierte Erzeugungskapazität erneuerbarer Energien in China bei 680 GW liegen. Mit den erneuerbaren Kraftwerken sollen so jährlich 1900 TWh an Strom erzeugt werden. Dies entspräche einem Anteil von 27 Prozent an der Gesamterzeugung von Strom in China und etwa dem dreifachen Stromverbrauch Deutschlands. Die Ausbaupläne für erneuerbare Energien innerhalb der nächsten 5 Jahre in China fallen zwar weniger ambitioniert aus erwartet, stellen aber die aller anderen Länder weit in den Schatten.

Die Windenergie soll eine Kapazitätssteigerung auf 210 GW und eine damit einhergehenden Stromerzeugung von 420 TWh aufweisen. Dies würde eine Verdopplung der Stromerzeugung aus Windenergie mit sich bringen und deren Anteil von derzeit etwas über 3 Prozent auf 6 Prozent des chinesischen Stromverbrauchs erhöhen. Auch die Stromerzeugung aus der Wasserkraft und der Biomasse soll um 150 TWh auf insgesamt 1250 TWh, beziehungsweise um 38 TWh auf 90 TWh im Jahr 2020 zunehmen.

Derzeit werden vor allem in den nord-westlichen Provinzen Windturbinen aufgestellt. Gerade das bereitet aber Probleme, da der erzeugte Strom nicht in die Verbrauchszentren im Osten übertragen werden kann. Es fehlen Höchstspannungsleitungen, die in einigen Provinzen wie Gansu zu Abregelungen von fast 40 Prozent des potenziell erzeugten Windstroms führen.

Höchstspannungsgleichstromübertragung (HGÜ) soll dieses Problem lösen. So baut China schon seit Jahren das Höchstspannungsnetz aus um Strom aus den bevölkerungsarmen Provinzen im Westen in die Verbrauchszentren an der Ostküste zu transportieren. Abbildung 1 zeigt die HGÜ-Projekte Chinas in einer Übersicht (Quelle: The Economist). So wurde in 2010 eine 800 kV-Leitung vom Xiangjiaban Staudamm in der südwestlichen Provinz Yunnan in die über 2000 Kilometer entfernte Küstenmetropole Shanghai fertiggestellt. Diese hat eine Übertragungskapazität von 6400 MW, was dem durchschnittlichen Stromverbrauch Rumäniens entspricht. Eine weitere schon seit 2013 in Betrieb stehende Leitung ist die Jinping-Sunan HGÜ-Leitung, die eine Übertragungskapazität von 7200 MW aufweist und Strom aus Wasserkraftwerken etlang des Flusses Yalong in der westlichen Sichuan Provinz in die Küstenprovinz Jiangsu leitet.

Abbildung 1: Chinas HGÜ-Projekte (durchgezogene Pfeile: in Betrieb, gestrichelte Pfeile: in Plannung) (Quelle: Economist)

Abbildung 1: Chinas HGÜ-Projekte (durchgezogene Pfeile: in Betrieb, gestrichelte Pfeile: in Plannung) (Quelle: Economist)

Das bisher größte HGÜ-Projekt, der Changji-Guquan-Link wird derzeit errichtet. Mit einer Übertragungskapazität von 12000 MW (dies entspricht der Kapazität von 12 großen Kraftwerken oder 20 Prozent der durchschnittlichen Netzlast in Deutschland) und einer Spannung von 1100 kV stellt dieser Interkonnektor alle bisherigen Projekte in den Schatten. Er soll Strom aus dem im Nordwesten liegenden Autonomen Gebiet Xinjiang in die beinahe 3300 Kilometer entfernte Provinz Anhui transportieren (Quelle: Siemens).

Nach den Plänen des chinesischen Netzbetreibers State Grid soll der Aufbau von 23 Punkt-zu-Punkt HGÜ-Interkonnektoren bis 2030 fertigstellt sein. Gleichzeitig sollen diese in ein (noch zu bauendes) asiatisches Super Grid eingebunden werden, das Strom von Sibirien bis in die koreanische Hauptstadt Seoul überträgt (Quelle: The Economist).